Neue Fahrrad-Markierungen mitten auf der Ortsdurchfahrt verwirren Neustädter

Ein Fahrradsymbol mitten auf dem Auto-Fahrstreifen? Neue Markierungen, die eine Fachfirma derzeit an verschiedenen Ortsdurchfahrten im Neustädter Land aufbringt, sorgen für Verwirrung und Diskussionen. „Die neue Markierung für den Fahrradweg geht von der Kirche in Richtung Gasthaus Perl“, beschreibt die Otternhagenerin Kirsten Barthel, „das Fahrradsymbol ist auf der gegenüberliegenden Fahrbahn aufgebracht. Soll das so? Oder handelt es sich um einen Schildbürgerstreich?“ „Weg für betrunkene Radfahrer?“: Und ein weiterer Otternhagener schildert: „Als die gestrichelte Linie gemalt wurde, dachte ich, der Radweg wäre der schmale Teil. Heute frage ich mich, wie viel Radweg ein Ort so braucht.“ Der angrenzende Weg ist ein kombinierter Rad- und Fußweg. „Dann kommt der zirka vier Meter breite Teil, der als Radweg vermutlich für betrunkene Radfahrer ausgewiesen ist.“ Der etwa einen Meter breite Streifen am Straßenrand könne einem Autofahrer aber wohl kaum genügen. Das sieht auch der Hagener Roman Rose so. „Ich muss nur noch üben, meinen Volvo auf zwei Rädern zu fahren“, spottet er über die neuen Markierungen auch in seinem Dorf. Markierungen sind noch nicht fertig: Der städtische Verkehrskoordinator Benjamin Gleue erläutert, dass Streifen und Symbole im Auftrag der Region Hannover aufgebracht werden. Sie sind noch nicht fertig, bisher ist nur die erste Weißmarkierung geschehen. In Kürze sollen die Fahrradstreifen noch rot ausgefüllt werden, bevor schließlich die Fahrrad-Piktogramme auf die rote Schicht aufgebracht werden. Die größeren Fahrrad-Piktogramme auf der Autofahrbahn sind Teil einer so genannten Piktogrammkette, die an Stellen markiert wird, wo die Straßenbreite nicht für Schutzstreifen auf beiden Straßenseiten reicht. Piktogramme sollen Autofahrer warnen: Diese Symbole hätten dann lediglich hinweisende Funktion. „Sie machen auf den auf der Straße fahrenden Radverkehr aufmerksam, wirken sich aber nicht auf die Benutzung der Fahrbahn oder die Regelungen zum Parken und Halten aus“, sagt Gleue. An der Straße Alt Mariensee soll es nur diese Piktogrammkette geben, dort reicht die Breite nicht einmal für einen Schutzstreifen. Die gestrichelte Linie am Schutzstreifen dürften Autofahrer nur überfahren, wenn es unbedingt notwendig ist, erläutert Gleue weiter. Halten und Parken sind auf dem Schutzstreifen generell verboten. Der Ortsrat hat protestiert, der Regionsabgeordnete Stefan Porscha (CDU) zusätzlich interveniert. Entgegen erster Planungen der Region Hannover soll die Bahnhofstraße in Poggenhagen keine roten Schutzstreifen bekommen. Das hat Regionssprecher Klaus Abelmann jetzt bestätigt. Die Straße werde lediglich mit Fahrrad-Piktogrammen markiert. Der Ortsrat hatte gegen die Streifen protestiert, der Verlust der Parkmöglichkeiten für die Anwohner sei unverhältnismäßig, weil nur sehr wenige Radfahrer die Straße überhaupt nutzten. Ortskundige fahren lieber über die parallel verlaufende Lindenallee. Überdies wird die Straße nach dem Bau der geplanten Brücke über die Gleise in etwa drei Jahren ohnehin zur Sackgasse. Darauf hat auch Porscha in einer Anfrage an die Regionsverwaltung hingewiesen. „Warum also jetzt kostspielig eine Maßnahme vorantreiben, die in einigen Jahren ihrer beabsichtigten Wirkung nicht mehr gerecht werden kann?“, schreibt er. Daraufhin habe der zuständige Dezernent Ulf-Birger Franz angekündigt, noch einmal das Gespräch mit der Stadt zu suchen. Fünf Kreisstraßen bekommen Markierungen: Die Region hatte vor einigen Wochen angekündigt, Fahrrad-Schutzstreifen an den Ortsdurchfahrten in Bordenau, Hagen, Mariensee, Niedernstöcken und Otternhagen aufbringen zu wollen. Für diese Kreisstraßen trägt sie die Baulast, ist also für die Unterhaltung verantwortlich. Mit der Markierung werden die Straßen zu einem Teil des sogenannten Vorrangnetzes für den Alltagsradverkehr, gefördert vom Bundesumweltministerium. ADFC und anderen Fahrrad-Lobbyisten sehen die Schutzstreifen als sicherer an als Radwege, weil die Radfahrer auf der Fahrbahn von den Autofahrern besser gesehen werden. Im Neustädter Land betrachten viele sie kritisch – insbesondere auf Ortsdurchfahrten oder Verbindungsstraßen, auf denen die Autofahrer schneller unterwegs sind. Von Kathrin Götze