Neustadt: Jäger Maurice Eickhoff entdeckt im Schnee Spuren vieler Wildtiere

Eine geschlossene Schneedecke, eisiger Ostwind und Minusgrade im zweistelligen Bereich stellen heimische Wildtiere vor besondere Herausforderungen. Zugleich bietet die Wetterlage die seltene Gelegenheit, die Spuren der Tiere im Schnee zu lesen. Der Helstorfer Maurice Eickhoff hat einen besonderen Blick für das sogenannte Niederwild in der Leineniederung. Fasan, Hase, Kaninchen und Rebhuhn zählen dazu. Während ihr Nahrungsangebot wegen der geschlossenen Schneedecke knapp ist, kreisen hungrige Greifvögel in der Luft. Da entscheidet ein gutes Versteck das Überleben. „Die Tiere selbst bekommt man kaum zu Gesicht. Selbst wenn man ein geschultes Auge hat“, so Eickhoffs langjährige Erfahrung. Umgekehrt ist das aber anders: die Wildtiere beobachten ihren Lebensraum genau, sind jederzeit zur Flucht bereit. Die Wege des Wildes: Fährten zu lesen, bietet die Gelegenheit, das heimliche Treiben der Wildtiere nachzuvollziehen, ohne sie zu stören. Denn jeder Schritt hinterlässt ein sogenanntes Trittsiegel. Als auf der zugefrorenen Beeke auch noch Schnee lag, staunte Eickhoff über die beachtliche Zahl der Nutria-Spuren. Die Nager graben Höhlen in die Böschung, und „es sind einige“, so Eickhoffs Beobachtung. Spaziergänger können im Vorbeigehen an der Beeke-Böschung erkennen, dass hier auch eine Lieblingsroute des Rehwildes entlang führt. „Die ganze Steilwand ist mit den Trittspuren der Paarhufer übersät“, sagt Eickhoff. „Die Hufe dienen dem Rehwild auch als Werkzeug. Damit scharren sie ihre Nahrung aus dem Schnee frei“, erklärt der Jäger. Ihn faszinieren die unterschiedlichen Techniken, mit deren Hilfe heimische Wildtiere der Kälte und dem knappen Nahrungsangebot trotzen. Rehwild fährt seinen Energiebedarf herunter: So liegt der Energieverbrauch des Rehwildes im Winter rund 40 Prozent unterhalb des Jahreshöchstwertes. „Die inneren Organe der Säugetiere schrumpfen“, weiß der Helstorfer. Der Pansen wird bis zu 20 Prozent und die Leber um bis zu 30 Prozent kleiner. Auch die Darmpassage der Nahrung dauert bei geringerer Nahrungsaufnahme länger. Das Herz des Rehwildes schlägt seltener, der Stoffwechsel ist reduziert. Und die Durchblutung der äußeren Körperpartien, einschließlich der Läufe, wird vermindert. Auch die Kerntemperatur des Wildtieres ist im Winter geringer. „Um Energie zu sparen, bewegen sich die Tiere natürlich so wenig wie möglich“, sagt Eickhoff. Tiere, die sich von Mäusen ernähren, haben es schwer. Unter der Schneedecke werden beispielsweise Eulen nicht fündig. Erst recht nicht unter der verharschten Decke. Zum Glück gibt es viele Schleiereulen, der Bestand ist nicht gefährdet. Gleichwohl setzen sich beispielsweise in Isernhagen Jäger für den Erhalt der Population ein. Wer etwas für den Eulenschutz tun möchte, sollte den Vögeln in Scheunen oder auf Dachböden eine Luke zum Hineinschlüpfen lassen. Für Uhus, die einen größeren Bedarf an Futter haben, sind es dagegen besonders schwere Zeiten – und auch eine direkte Fütterung hat nicht viel Sinn, da Eulen keine Aasfresser sind. Die Greifvogelhilfe empfiehlt, bei langen Schneeperioden stattdessen an trockenen Stellen Körnerfutter für Mäuse auszulegen – die Eulen würden sie dann schnell finden. cha/göt Aus diesem Grund ist es überlebenswichtig, heimische Wildtiere weder zu beunruhigen noch hochzuschrecken. Wird ihre Fluchtdistanz unterschritten, kostet das im Ergebnis ihre existenziellen Fettreserven. Die Tiere wechseln in den Alarmzustand. Auf ihrer darauf folgenden Flucht verbrauchen sie extrem viel Energie, die ihnen schließlich zum Winterende fehlen kann. Lesen Sie auch Tiere - Welche Tiere im Winter Futter brauchen So kommen Hannovers Tiere über den Winter „Die Winterfreude sollte für Menschen und Tiere ungetrübt sein“, wünscht sich Eickhoff und bittet um Rücksicht. Übrigens sind die Ricken schon tragend. Es geht bei ihrem Schutz also gleich um jeweils zwei Leben. Von Patricia Chadde