Neustadt: Stadt rechnet mit bisher rund 10 Millionen Euro Corona-Verlust

Mit Verlusten, aber noch relativ glimpflich könnte Neustadt durch die Corona-Krise kommen. Das geht aus einer ersten Einschätzung hervor, die Kämmerer Maic Schillack kürzlich dem Rat vorgestellt hat. Demnach gehen dem städtischen Haushalt im laufenden Jahr rund 3,6 Millionen Euro Einnahmen verloren, etwa aus Einkommens- und Gewerbesteuer, Zuweisungen des Landes und sonstigen Quellen. Die größeren Verwerfungen vermuten die Finanzfachleute im nächsten Jahr: Dann fehlen der ersten Rechnung zufolge rund 11,1 Millionen Euro. „All das ist natürlich noch ein Blick in die Glaskugel“, betont Schillack. Ausgaben sinken auch: Allerdings sinken auch die Ausgaben, etwa für Zinsen. „Ich bin zum Beispiel froh, dass wir unser neues Feuerwehrzentrum in diesem Jahr abrechnen werden – einen so niedrigen Zinsstand habe ich noch nicht erlebt“, sagt Schillack. Die Stadt habe Angebote über langfristige Kredite für 0,5 Prozent Zinsen, kurzfristige für sogar nur 0,1 Prozent. Inzwischen seien Banken und Sparkassen auch bereit, die Niedrigzinsen an die Kundschaft weiterzugeben. Auch der eingeschränkte Betrieb von Schulen und Kitas hilft der Stadtkasse: Zwar entfallen rund 440.000 Euro Gebühreneinnahmen. Diesen stehen aber 1,1 Millionen Euro Einsparungen bei Sachkosten entgegen. Die bei niedrigeren Einnahmen ebenfalls niedrigere Regionsumlage wirkt sich vorteilhaft auf die Stadtkasse aus – erster Einschätzung zufolge mit 1,9 Millionen Euro in diesem Jahr und mit 4 Millionen Euro im nächsten. Damit liegt der bisher geschätzte Verlust wegen der Corona-Krise bei insgesamt rund 10 Millionen Euro in den nächsten zwei Jahren. Niedrige Zinsen sind auch gut fürs Baugewerbe: Die niedrigen Zinsen könnten sich auch wieder günstig auf die Gewerbesteuereinnahmen auswirken, sagt Schillack. Das liegt an Neustadts Gewerbestruktur, in der Baugewerbe und Handwerk eine wichtige Rolle spielen, Branchen, die von der Krise bislang nicht allzu stark betroffen waren. Und bei weiter niedrigen Zinsen könnten die Bauunternehmen weiter gut im Geschäft bleiben. Vom Angebot der Stadt, die Gewerbesteuer stunden zu lassen, haben bislang etwa 35 Betriebe Gebrauch gemacht, die meisten aus dem Bereich Gastronomie oder Handelsvertretungen. Bei den Anträgen geht es um ein Steueraufkommen von rund 165.000 Euro. Die Anträge können allerdings noch bis zum Ende des Jahres gestellt werden. Rücklagen werden wohl schmelzen: Einen Anlass für eine Haushaltssperre, wie sie etwa die Nachbarstadt Wunstorf erlassen hat, sieht Schillack bisher nicht, auch wenn der ohnehin defizitäre Haushalt durch die Einnahmeverluste weiter belastet wird. Nach bisherigem Wissensstand könnten die städtischen Rücklagen schlimmstenfalls in den nächsten zwei Jahren wegschmelzen. 2019 lagen sie noch bei 19,1 Millionen Euro, 2020 voraussichtlich bei 10,5 Millionen, und 2021 könnten sie ins Minus rutschen – doch klar ist das alles noch nicht. Konkretere Zahlen will die Finanzverwaltung dem Rat im Juli präsentieren. Dann können die Mitarbeiter auch verifizierbare Daten zur Steuerschätzung einrechnen, mit denen sie für Ende Mai oder im Juni rechnen. Lesen Sie auch: Neustadt: Rat bringt Haushalt einstimmig auf den Weg Corona: Stadt Wunstorf will mit Haushaltssperre handlungsfähig bleiben Von Kathrin Götze