Sauenhalter aus Laderholz: „Der Druck wird immer stärker“

Die Haltungsbedingungen für Schweine sind seit Juli 2020 neu geregelt. Die Ställe sollen mehr Platz bieten. Enge „Kastenstände“, in denen die Tiere sich kaum bewegen können, werden verboten. Auch im Neustädter Land macht sich die Neuregelung bereits bemerkbar. Beim Neubau eines neuen Deckstalls etwa, den Sauenhalter Jürgen Langreder gerade in Laderholz errichtet. Mit seinem Betrieb nimmt er seit 2016 an einem Projekt des Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft Teil – mit dem Ziel die Haltungsbedingungen in den Ställen immer weiter zu verbessern. In dem neuen Stallanbau setzt Langreder auf Platz und Unterhaltung: Freilauf, weiche Gummiunterlagen in den Boxen, Stroh zum Spielen und ein Wellness-Bereich mit sogenannter Micro-Suhle sollen gegen Langeweile helfen. „Mehr Bewegung und Ablenkung sorgt für weniger Stress und Verletzungen bei den Tieren“, sagt Langreder. „Meiner Meinung nach ist das Tierwohl ein wichtiges Argument für den Erfolg eines Betriebes“. Tierwohl kostet Geld: Ein Erfolg der bezahlt sein will: Etwa 50 Prozent mehr kostet Langreder die tierfreundliche Haltungsform bereits jetzt. „Geld das mir keiner wiedergibt“, sagt der Landwirt. Seine Ferkel könne er deswegen nicht teurer verkaufen. „Ich verstehe die Argumente der Tierschützer durchaus und bin gerne bereit den Wünschen nachzukommen. Wir müssen aber auch überleben können.“ In Langreders Betrieb leben 440 Muttersauen. 13.000 Ferkel werden pro Jahr dort geboren. Die Umsetzung der neuen Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutzV) stellt aus Langreders Sicht eine Menge Anforderungen an die Landwirte. „ Mancher wird da wohl nicht mehr mithalten können “, sagt er. Die veränderten Haltungsformen fordern zum Beispiel mehr Platz für die Tiere und andere Belüftungstechnik für die Ställe. „Wir haben Glück. Unser Deckzentrum liegt am Ortsrand. Geruchsbelästigung spielt da eine untergeordnete Rolle.“ Kollegen mit Höfen innerhalb eines Ortes oder in der Nähe eines Baugebietes können die Auflagen zum Teil nicht erfüllen, weiß auch Langreder. Wie die zukünftig Überleben sollen, sei wohl auch den Funktionären noch unklar. Leichtere Produktion im europäischen Ausland: „Bei uns werden die Standards immer weiter gesteigert und anschließend kommen Tiere auf den Markt, die ihre Zertifizierung nur erhalten, weil sie nicht aus Deutschland sind“, sagt Langreder. Die höheren Auflagen hätten schon manchen Kollegen in die Knie gezwungen. „Ich weiß von etwa 2000 aufgegebenen Sauenplätzen im Umkreis“, sagt er. Das entspräche ungefähr 60 000 Ferkeln. Die kämen nun zu einem großen Teil aus Dänemark und den Niederlanden in die deutschen Mastbetriebe. „Das ärgert uns schon ziemlich. Gerade weil der Druck immer stärker wird.“ Lesen Sie auch Schweinehaltung in Niedersachsen: Tierärzteverein für Sofortumbau der Ställe Vesbecker Schweine liefern Wurst und Erfahrungen Immer weniger Landwirte halten Schweine Von Mirko Bartels