Pattensen: Der frühere Bürgermeister Günther Griebe genießt Ruhestand

An dieser Stelle an der Talstraße hätte einst eigentlich das neue Rathaus gebaut werden sollen. Doch der Wunsch Günther Griebes erfüllte sich nicht. Das neue Rathaus entstand schließlich an der Göttinger Straße. „Wenn ich hier schon nicht das neue Rathaus bauen konnte, dann lebe ich jetzt wenigstens an dieser Stelle“, sagt der ehemalige Bürgermeister Pattensens. Er ist mit seiner Frau Hildegard in eine der vor gut einem Jahr gebauten Wohnungen gezogen. Griebe, der sich 2014 in den Ruhestand verabschiedete und von Ramona Schumann (SPD) an der Spitze der Stadtverwaltung abgelöst wurde, erzählt, wie es ihm im neuen Lebensabschnitt ergeht. Dem 73-Jährigen und seiner Frau Hildegard (70) gehe es gut. Lediglich die Corona-Pandemie bereite dem Paar Kummer. „Wir haben eigentlich ein Jahr verloren“, sagt Griebe. Dennoch wolle er sich nicht zu sehr beklagen. „Man muss sich mit der Situation arrangieren“, sagt er. Das tut er, indem er mit seiner Frau häufig mit dem Fahrrad unterwegs ist. „Wir gehen auch viel spazieren“, erzählt Griebe. Griebe mischt sich in Politik nicht mehr ein: An das Leben außerhalb des Rathauses habe er sich inzwischen gewöhnt. Anfangs sei ihm das allerdings nicht leichtgefallen, gesteht er. „Die ersten zwei Jahre habe ich die Arbeit der Verwaltung schon sehr intensiv verfolgt.“ Das habe mit der Zeit immer mehr nachgelassen. Jetzt will der ehemalige Bürgermeister mehr zur Ruhe kommen. „Von vielen Bürgern werde ich immer noch angesprochen“, sagt Griebe. Diese wollten von ihm gerne seine Einschätzung zu bestimmten politischen Geschehen haben. „Ich halte mich da allerdings komplett raus. Das macht man nicht, dass man sich anschließend noch einmischt.“ Allerdings komme gelegentlich bei einem Besuch im Rathaus, um private Behördengänge zu regeln, das alte Gefühl zurück. „Von einigen langjährigen Mitarbeitern werde ich immer noch mit den Worten ,Hallo, Chef’ begrüßt“, sagt er und zeigt ein kleines Lächeln. Er denke auch gerne an die 16 Jahre als Chef der Verwaltung zurück. Er war Pattensens erster hauptamtlicher Bürgermeister. Zum Abschied hatten ihm die Rathausmitarbeiter 2014 ein Buch mit zahlreichen Bildern aus der Zeit im Rathaus geschenkt. „Jedes Mal, wenn ich den Schrank abstaube, nehme ich es in die Hand und blättere ein wenig durch“, sagt Griebe. Ehrenbürger in Saint-Aubin-lès-Elbeuf: „Es gibt viele Erinnerungen“, sagt er. Besonders gerne denke er an die regelmäßigen Treffen mit den Menschen aus der französischen Partnerstadt Saint-Aubin-lès-Elbeuf. Dort ist er Ehrenbürger. „Es ist sehr schade, dass in der Corona-Zeit der Austausch etwas auf der Strecke bleiben muss“, sagt Griebe. Gebürtig stammt Griebe aus Unterlüß in der Lüneburger Heide. Seine Frau stammt aus Celle. Beim Tanzen lernten sie sich kennen und heirateten 1968. Er ist gelernter Feinblechner und arbeitete als Schlosser. „Abends saß ich immer erschöpft auf dem Sofa. Da sagte mein Schwiegervater zu mir, wie lange ich das denn noch machen wolle. Mit 40 wäre ich kaputt.“ Das hatte Griebe animiert, als Techniker bei IBM anzuheuern. Dort erhielt er 1996 das Angebot der Frühverrentung. Das nahm er an. So fügte es sich für ihn, dass er zwei Jahre später hauptamtlicher Bürgermeister werden konnte. Frau muss bei Sekretärin um Termin bitten: Allerdings brachte ihn die neue Aufgabe um einigen Schlaf. „Ich nahm die Funktion als Bürgermeister sehr ernst“, erklärt er. Er habe sich mit den Verwaltungsangelegenheiten erst zurechtfinden müssen. „Mein ganzes Leben hing am Kalender“, sagt er. „Wenn meine Frau etwas mit mir besprechen oder mir mitteilen wollte, wann ich einen Arzttermin habe, musste sie meiner Sekretärin Bescheid geben.“ Selbst beim Winterurlaub habe er ein Telefon immer griffbereit gehabt. Das ist inzwischen nicht mehr so. „Ich will meine Zeit selbst bestimmen. Und nicht mehr, dass andere mir Aufgaben antragen. Ich möchte keine Verpflichtungen mehr haben.“ Günther und Hildegard Griebe genießen deshalb ruhige Urlaube auf Amrum oder unternehmen Kreuzfahrten. Auch nach Österreich zieht es die beiden, die zwei Kinder und vier Enkel haben, immer wieder gerne. Griebe ist großer Helfer in der Küche: Zu Hause kochten sie gerne gemeinsam, sagt Hildegard Griebe. Er relativiert die Aussage aber etwas: „Ich bin eher der Helfer und schnippele die Zutaten. Das kann ich aber gut.“ Wenn sie mal keine Lust zum Kochen haben, ordern sie etwas in einer der angrenzenden Lokalitäten. Insgesamt seien sie mit ihrer Wohnung an der Talstraße sehr glücklich, sagt Griebe und schaut vom Balkon über die angrenzenden Häuserdächer. Womöglich war es doch ein Segen, dass das Rathaus nicht an dieser Stelle gebaut werden konnte. Von Mark Bode