Pattensen: Fitnessstudio Integra entwickelt Hygienekonzept für Öffnung

Mit großer Spannung verfolgen die Verantwortlichen und Mitarbeiter des Pattenser Fitnessstudios Integra die Entscheidungen der niedersächsischen Landesregierung. Auch die Mitglieder sind neugierig. Täglich würden laut Geschäftsführer Reiner Borrmann mehrere Anrufe und E-Mails mit der Frage eingehen: Wann wird wieder geöffnet? Seit Anfang November ruht der Betrieb an der Ludwig-Erhard-Straße. Das frustriere alle Beteiligten. Nun haben sich die Verantwortlichen ein Konzept überlegt, mit dem sie Mitgliedern den Sport in ihren Räumlichkeiten ermöglichen könnten. Allerdings muss das Land dafür noch zustimmen. Stundenweise Vermietung für Einzelne sei nicht wirtschaftlich: Derzeit besagt die Corona-Verordnung des Landes, dass Fitnessstudios grundsätzlich geschlossen bleiben müssen. Die Betreiberin einer Einrichtung hatte allerdings dagegen geklagt, dass es ihr untersagt wurde, ihr Fitnessstudio stundenweise zu vermieten. Das Verwaltungsgericht Hannover entschied in ihrem Sinne und erlaubte diese Nutzung, weil ihre Einrichtung aufgrund des Geschäftsmodells als Anlage für Individualsport eingestuft werden müsse. Für Integra-Inhaber Hans-Jürgen Schröder komme dies nur infrage, wenn gleichzeitig mehrere Personen trainieren dürfen. „Ansonsten ist es kaufmännisch einfach nicht wirtschaftlich“, sagt er. Mit dem Team habe er nun ein neues Hygienekonzept entwickelt. Dies sieht vor, ebenfalls stundenweise die insgesamt rund 2000 Quadratmeter große Anlage zu vermieten. „Die teilen wir aber in sechs von einander getrennte Bereiche ein“, erklärt Juliane Holtorff, die als Sport- und Fitnesskauffrau bei Integra arbeitet. Wenn es hierfür das behördliche Okay geben sollte, werden in jedem dieser Bereiche verschiedene Fitnessgeräte und weiteres Equipment aufgestellt. Neue Trainierende erscheinen im 15-Minuten-Takt: Alle Kunden sollen, so sieht es das Konzept vor, durch den Haupteingang gehen und sich am Empfang bei einem Mitarbeiter anmelden. Um an diesem Punkt eine Menschenansammlung zu vermeiden, sollen die Nutzungszeiten jeweils im Abstand von 15 Minuten voneinander beginnen. Die Mitglieder eines Haushaltes, die gemeinsam auf einer Fläche trainieren können, bewegen sich dann in ihren gebuchten Bereich. „Die haben keinen Kontakt zu den anderen Nutzern“, erklärt Geschäftsführer Reiner Borrmann. Der Kursraum gleich neben dem Eingangsbereich, die große Gerätefläche, der Badmintonplatz, der Squashcourt sowie der zweite Kursraum und ein weiteres Areal in der hinteren Ecke sollen entsprechend hergerichtet werden. Die Umkleiden und Duschen blieben weiterhin geschlossen. „Alle kommen schon in ihrer Sportkleidung zu uns und wechseln nur noch die Schuhe“, sagt Holtorff. Bis zum jeweiligen Fitnessgerät müssen die Nutzer einen Mund-Nasen-Schutz tragen und nach jeder Übung die Flächen des Gerätes desinfizieren. Zur Sicherheit würden die Mitarbeiter im halbstündigen Rhythmus noch gründlich alle häufig genutzten Flächen reinigen. Integra schafft ein Einbahnstraßensystem: Zwei Notausgänge würden in dem Fall der Erlaubnis zu den neuen regulären Ausgängen werden. „Somit hätten wir ein Einbahnstraßensystem, in dem sich die Menschen nicht begegnen und großen Abstand zueinander haben“, sagt Holtorff. Frischluftzufuhr sei durch stets geöffnete Fenster und Türen möglich. So langsam hat Dirk Schröder selbst den Überblick verloren. „Die neuen Regelungen der Landesregierung sind einfach nur verwirrend“, sagt der Vorsitzende des Vereins Power. Er ist auch Bruder des Integra-Besitzers Hans-Jürgen Schröder. Die Abkürzung Power steht für Pattenser Organisations-, Wirtschafts- und Einzelhandelsring. „Wir kommen irgendwie durch diese Krise“, sagt Schröder, fügt aber unmittelbar hinzu: „Ich kann nicht vorhersehen, wie viele Mitglieder wir am Ende der Corona-Beschränkungen noch haben werden.“ Einige gibt es inzwischen schon nicht mehr. Und zumindest vereinzelt bestehe ein Zusammenhang mit der Pandemie und den behördlich verordneten Schließungen. Neun Austritte habe es im Vorjahr gegeben. „Jeder davon ist traurig für uns“, sagt Schröder. 57 Mitgliedsbetriebe seien es aktuell noch. Schröder betrachtet die aktuelle Verordnung in Niedersachsen als „Hickhack“. „Es gibt keine klare Linie.“ Alles sei „verwirrend“ – für die Unternehmer sowie die potenziellen Kunden. Auf der anderen Seite betont der Power-Vorsitzende, dass er auch nicht in der Haut der Politiker stecken möchte, die diese Entscheidungen treffen. Er rechnet nicht damit, dass es in naher Zukunft erhebliche Verbesserungen für die Einzelhändler in Pattensen geben wird. „Der Wert der Sieben-Tage-Inzidenz wird nicht signifikant sinken“, vermutet er. Schröder kritisiert die derzeit aus seiner Sicht herrschende „gefühlte Ungerechtigkeit“. Damit meint er die bisher strikte Beurteilung anhand der Sieben-Tage-Inzidenz. „In Sarstedt dürfen die Fitnessstudios öffnen, weil es zum Landkreis Hildesheim gehört und der Wert dort niedriger ist. In Springe und Pattensen muss alles zubleiben, weil es Region Hannover ist, wo der Wert deutlich höher ist.“ Die Situation sei „eine Katastrophe. Uns fehlt derzeit die Perspektive“, sagt Schröder. „Morgens um fünf Uhr wache ich auf und fange an zu grübeln, wie es weitergehen kann.“ Bis Mai könne das Unternehmen noch überleben. „Dann wird es eng.“ Dobberstein lobt das Hygienekonzept: Roman Dobbberstein, Kandidat der CDU für das Bürgermeisteramt, besuchte kürzlich die Einrichtung und lobte dabei das „sehr gute“ Hygienekonzept. „Die aktuellen Diskussionen auf Bundes- und Landesebene über Öffnungen in unterschiedlichen Bereichen, unabhängig von der Sieben-Tage-Inzidenz, machen Mut“, sagte er. Er hoffe nicht, dass sich die Besucher aufgrund der langen Schließung bereits von Integra entwöhnt hätten und der Einrichtung den Rücken kehrten. Sollte dieser Plan von Integra umgesetzt werden, würde ein einzelner Trainierender 25 Euro für eine Stunde bezahlen. „Wenn jemand noch den Partner oder ein anderes Mitglied aus dem Haushalt mitbringt, bezahlen beide zusammen nur 20 Euro“, sagt Holtorff. Von Mark Bode