Pattensen: Heidi Langrehr engagiert sich für den Erhalt des Bades

Das Wasser ist ihr Element. Das wird sofort deutlich, als Heidi Langrehr die Schwimmhalle betritt. Voll bekleidet deutet sie an, einen Kopfsprung ins Wasser unternehmen zu wollen. Sie stoppt, lächelt und setzt sich für das Foto dann doch lieber vorsichtig auf den Startblock am Beckenrand. Wie viele Stunden die inzwischen 76-Jährige im Pattenser Hallenbad zugebracht hat, vermag sie nicht zu sagen. Außer dem Schwimmunterricht und der Wassergymnastik zog sie bis zur coronabedingten Pause selbst dreimal wöchentlich ihre Bahnen. Dazu setzt sie sich im Verein Rettungsring für den Fortbestand des Bades ein. „Der Knackpunkt ist, dass ich nicht richtig gut Nein sagen kann“, gesteht Langrehr. „Und wenn man einmal in einer Sache drin ist, kommt man nicht mehr raus.“ Das soziale Engagement sei ihr wohl in die Wiege gelegt worden. „Ich wurde so erzogen, dass der eine für den anderen da ist und man nicht erwartet, dass der Staat alles für einen macht“, sagt sie. Schon früh habe sich die gelernte Bankkauffrau im Sport engagiert. „Ich weiß gar nicht genau, wie ich das damals alles geschafft habe“, sagt sie. Wartende Eltern gründen selbst eine Schwimmgruppe: Sie erzählt von ihrer Gründung einer Korbballabteilung beim Verein 1897 Linden, bevor sie 1971 mit ihrer Familie nach Pattensen zog. Davon, dass ihr Sohn statt – wie der Vater – Rugby in Hannover zu spielen, lieber in Pattensen schwimmen wollte. Und davon, wie sie als Elternteil im Café des Bades wartete, bis der Sprössling mit seinem Training fertig war. Für das Gespräch hat Langrehr in der Zwischenzeit in genau diesem Café auf einem Stuhl Platz genommen. Sie blickt umher. In ihrem Kopf scheinen die Erinnerungen zurückzukehren. „Weil das Warten für die Eltern zu langweilig wurde, entschlossen sich einige, die Masters-Gruppe ins Leben zu rufen und selber zu trainieren“, sagt die 76-Jährige. Ob Delfin, Kraul, Brust oder Rücken – alle Disziplinen lagen Langrehr. „Mein Orthopäde hat mir allerdings gesagt, dass ich auf Delfin lieber verzichten solle. Sonst dürfe ich mich nicht wundern, wenn es an immer anderen Stellen im Körper wehtut“, sagt sie. Bis vor drei Jahren nahm sie noch an deutschen Meisterschaften teil. Doch auf weite Fahrten möchte sie inzwischen lieber verzichten. Langrehr bringt Kindern noch immer Schwimmen bei: Weil sie großen Gefallen am Schwimmen gefunden hatte, übernahm sie beim TSV Pattensen die Aufgabe, Anfänger zum Seepferdchen-Abzeichen zu führen. Das macht sie auch heute noch. „Wenn die Kinder mit glänzenden Augen vor einem stehen und das Seepferdchen in den Händen halten, ist das ein tolles Gefühl“, sagt Langrehr. „Es ist schön, wenn ich etwas weitergeben konnte.“ Trotz aller Freude wünscht sie sich, die Schwimmausbildung in andere Hände zu übergeben. „Es wäre klasse, wenn sich jüngere Trainer finden ließen“, sagt sie. Vom Wassergymnastiktraining hatte sie sich bereits vor einigen Jahren getrennt. Aber auch nur, weil sie ein gutes Gefühl bei den Nachfolgern hatte. Denn sie hatte einst beim Korbball ein negatives Erlebnis. „Ein halbes Jahr, nachdem ich dort weg war, war die ganze Abteilung am Boden. So etwas möchte ich nicht noch einmal erleben“, sagt Langrehr. Schließlich habe sie sehr viel Leidenschaft in die Sache gesteckt, um sie überhaupt aufzubauen. Angekündigte Badsanierung gibt Langrehr neuen Mut: Große Leidenschaft steckt sie zudem in den Verein Rettungsring, dem sie sich 2003 anschloss, als das Bad geschlossen werden sollte. Sie unterstützt den Flohmarkt zu Ostern und den Kränzemarkt vor Weihnachten. Doch in der Corona-Zeit sei Langrehr öfter entmutigt gewesen. So beispielsweise, als kurz vor Beginn des geplanten Flohmarkts im Frühjahr der erste Lockdown begann. „Da war ich an dem Punkt, einfach alles hinzuwerfen“, gesteht sie. Doch sie besann sich und blieb der Sache treu. Das wurde schließlich belohnt. Denn es wurde schnell bekannt, dass der Bund die Badsanierung mit 4 Millionen Euro unterstützt. „Das hat Mut gemacht. Ansonsten würde das Bad ein Fass ohne Boden bleiben“, sagt sie. Obwohl viele ihrer Tätigkeiten in der Corona-Pandemie ausfallen, kommt bei Langrehr keine Langeweile auf. „Ich kann nicht lange ruhig sitzen, muss mich stattdessen immer bewegen.“ Das macht sie vorerst beim Nordic Walking, Laufen und Fahrradfahren. Auch das Lesen politischer Literatur ist vorübergehend zu einer neuen Leidenschaft geworden. Doch sie freut sich bereits darauf, wieder ins Wasser springen zu dürfen. Denn das ist schließlich ihr Element. Von Mark Bode