Pattensen: Schulenburger Ortsrat will die Grundschule am Standort Süd

Mit nur einer Gegenstimme hat sich der Ortsrat Schulenburg für den Standort Süd beim Bau der neuen Grundschule ausgesprochen. Nur Andreas Knoll (SPD) stimmte für den Standort Nord an der Domänenkreuzung. Rund 20 Gäste nahmen an der ersten öffentlichen Sitzung während der Corona-Krise teil. Die Tische und Stühle am Mittwochabend waren weit auseinandergestellt, sodass der Sicherheitsabstand gewahrt werden konnte. Ortsrat tagt erstmals öffentlich während der Corona-Krise: Das Thema Schulneubau war umstritten. Viele Eltern aus Jeinsen, Thiedenwiese und Vardegötzen wünschten sich den Neubau an der Domänenkreuzung, da diese näher an ihren Ortschaften liegt. Nach Schließung der Leinetalschule 2022 müssen ihre Kinder nun die Grundschule Schulenburg besuchen. Schulenburgs Ortsbürgermeisterin Svenja Blume (CDU) rang nach der Abstimmung im Ortsrat um die richtigen Worte. „Alle Ortsratsmitglieder haben fraktionsübergreifend in den vergangenen Wochen viel über dieses Thema gesprochen. Es ist keine Entscheidung gegen Jeinsen und auch keine für Schulenburg“, sagte sie. Es gebe viele Aspekte zu berücksichtigen, wie etwa die Wirtschaftlichkeit oder die Entwicklungsmöglichkeiten des neuen Standorts. Diskussion über Neubau der Grundschule: Klaus Iffland (UWG) unterstützte sie. Der Standort Süd neben dem Neubaugebiet Am Amtshof biete perspektivisch mehr Möglichkeiten, die Schule später noch zu ergänzen. „Aus rationalen Gründen kann die Entscheidung nur für diesen Standort fallen“, sagte er. Auch die Verwaltung hatte zuvor bereits darauf hingewiesen, dass die Platzverhältnisse am Standort Nord sehr beengt seien. Im Gespräch sei, die ebenfalls nötige neue Kindertagesstätte zusammen mit der Grundschule auf einem Gelände zu bauen. Auch das Pattenser Jugendparlament hatte über das Thema beraten. Da die Sitzung des Gremiums wegen des Coronavirus ausgefallen war, stimmten die Mitglieder über Whatsapp ab. „Auch wir sind für den Standort Süd. Die Atmosphäre für Kinder ist dort besser als am Standort Nord“, sagte Mitglied Mila Revink. Im Gespräch mit dieser Zeitung erläuterte sie, dass sich das Argument vor allem auf den Verkehr beziehe. Die Domänenkreuzung grenzt an die Landesstraße, auf der meist viele Autos fahren. Fehlender Radweg ist ein Problem: Im Hinblick auf den Verkehr gibt es noch ein weiteres Argument. Günter Kentsch (SPD) fragte, ob es Planungen gebe, wie die Kinder aus Jeinsen, Thiedenwiese und Vardegötzen sicher durch Schulenburg geleitet werden können, wenn die Wahl auf den Standort Süd fällt. Denn sichere Radwege gebe es auf dieser Strecke nicht. Der Erste Stadtrat Axel Müller räumte ein, dass dies ein Problem sei. „Mir fehlt im Moment auch die Fantasie, wie wir das hinkriegen sollen“, sagte er. Der Schulenburger CDU-Ratsherr Michael Wahl nahm als Gast an der Sitzung teil. Er wies darauf hin, dass Kinder bis zu zehn Jahren auch auf den Gehwegen Rad fahren dürfen. „Das dürfte die Zeit in der Grundschule abdecken“, sagte er. Revink ergänzte, dass viele Kinder vermutlich auch mit dem Auto gebracht werden. „So viele Kinder werden vermutlich gar nicht mit dem Rad zur Schule kommen.“ Leinetalschule schließt: Die Schule muss zum Schuljahr 2022/2023 fertig werden. Denn dann schließt die Leinetalschule, und die Kinder aus Jeinsen, Thiedenwiese und Vardegötzen müssen nach Schulenburg kommen. Der Erste Stadtrat Axel Müller sagte nach der Sitzung, dass er zurzeit noch keine Bedenken habe. Der Neubau soll ebenso wie bei der Grundschule Pattensen in einem sogenannten mehrstufigen Bieterverfahren ausgeschrieben werden. „Wir werden diesen Sommer die Details planen und dann an die Ausschreibungen gehen.“ Wenn alles nach Plan läuft, sollte der Bau im Sommer 2021 beginnen können. Der Neu- und Umbau der Grundschule Pattensen dauert zwei Jahre. „Doch die Schule ist auch wesentlich größer“, sagte Müller. Eine präzise Kostenschätzung könne er zurzeit noch nicht geben. „Wir haben jetzt für die Planung erst mal eine Summe von 7 Millionen Euro angenommen. Doch es gibt noch so viele Aspekte zu berücksichtigen, dass ich zurzeit noch keine verlässliche Zahl nennen kann“, sagte Müller. Die Entscheidung über den Standort soll in der Ratssitzung am Donnerstag, 23. April, ab 19 Uhr in der Ernst-Reuter-Schule fallen. Die Sicherheit im Straßenverkehr geht vor: Auf diesen Aspekt in der Diskussion um den Grundschulneubau in Schulenburg hatte Ratsherr Dirk Meyer (UWG/UWJ-Gruppe) als Ortsvorsteher von Vardegötzen am Dienstag in einer E-Mail an alle Ratsfraktionen hingewiesen. „Man kann und darf nicht die Kinder über Trampelpfade entlang einer verkehrstechnisch kritischen Straße führen“, teilte er mit. Dabei bezog er sich auf die rund 200 Meter, die die Kinder noch von der Bushaltestelle zum Standort Süd zurücklegen müssten. Er schreibt, er vermute, dass mehrere 100.000 Euro investiert werden müssen, um diese Strecke entsprechend zu sichern. „Derartige Mehrkosten können wir uns im Blick auf die katastrophale Situation unseres Haushalts nicht leisten.“ tl Lesen Sie auch: Ortsrat und Rat diskutieren über Standort für die Grundschule Stadt sucht Grundstück für neue Grundschule Elterninitiative spricht sich für die Domänenkreuzung aus Von Tobias Lehmann