Das Planverfahren für den Bau der Stromautobahn Südlink geht in die letzte Phase. Bevor voraussichtlich im ersten Halbjahr 2020 der exakte, grundstücksscharfe, Verlauf der unterirdischen Leitungstrasse festgelegt wird, hat die Stadt Ronnenberg bei der Bundesnetzagentur noch einmal eine lange Liste mit möglichen Hindernissen, Schutzzonen und anderen problematischen Flächen innerhalb des vorgesehenen Planungskorridors eingereicht. Es war die letzte Gelegenheit, Bedenken zu dem ein Kilometer breiten Planungsraum anzumelden. Vor einer Woche endete das Beteiligungsverfahren für den Abschnitt B des Südlink-Korrridors.
Siedlungsflächen im Korridor
„Ich habe noch einmal auf einzelne Punkte hingewiesen, die aus meiner Sicht noch nicht hinreichend berücksichtigt wurden“, schreibt Bürgermeisterin Stephanie Harms in der Stellungnahme. Beschrieben werden darin unter anderem Flächen, die von der Stadt als geeignet für eine künftige Bebauung angesehen werden – etwa eine sogenannte Siedlungspotenzialfläche am westlichen Ortsrand (Gehrdener Straße) oder eine Fläche im Weetzener Gewerbegebiet Süd. „Diese Hinweise sollten bei der weiteren Planung zwingend berücksichtigt werden“, so Harms. Der aktuelle Planungskorridor verläuft westlich von Ronnenberg, Weetzen, Vörie und Linderte.
Drei Jahre nach Bekanntwerden des möglichen Trassenverlaufs ist man in der Verwaltung und beim NABU zuversichtlich, dass alle wesentlichen Hinweise für den Ronnenberger Abschnitt der Bundesnetzagentur mitgeteilt wurden. „Vieles wurde bereits vor drei Jahren eingereicht, wir waren in die Arbeit der Stadt diesbezüglich stets eingebunden“, sagt NABU-Mitglied Manfred Vollmer. Rund Hundert Hinweise sind online bereits in einer Übersichtskarte des Stromnetzbetreibers Tennet eingezeichnet. Die Nähe zur Biogasanlage Ronnenberg etwa, oder die Querung von Hirtenbach und Ihme bei Vörie. Über die Onlinekarte kann sich jeder Südlink-Interessierte einen guten Überblick des Korridors verschaffen.
Fehlt ein landwirtschaftliches Gutachten?
Kritisch sieht Harms die ihrer Ansicht nach zu geringe Berücksichtigung der Landwirtschaft. Insbesondere die Auswirkungen der Kabel auf den fruchtbaren Boden, etwa durch Wärme, seien bisher zu wenig berücksichtigt, heißt es in der Stellungnahme. Damit teilt sie eine Kritik des Landvolks. Der Interessenverband der Landwirte forderte wiederholt gesonderte landwirtschaftliche Gutachten, bislang vergeblich. Für das Ronnenberger Gebiet fordert Harms konkret, dass etwa Drainage-Kanäle zur Entwässerung nach den Verlegearbeiten wiederhergestellt werden.
Wie geht es nun weiter?
Die Stellungnahme der Stadt Ronnenberg ist nur eine von insgesamt 1000, die zum Stichtag des Beteiligungsendes bei der Bundesnetzagentur eingegangen sind. Sind sie ausgewertet, folgen im September zwei sogenannte Erörterungstermine. Das sind Versammlungen, zu denen alle Hinweisgeber für den 186 Kilometer langen Abschnitt B eingeladen werden. Städte und Gruppen (über 50 Personen) die offizielle Hinweise bei der Netzagentur eingereicht haben, werden schriftlich informiert. „Wann und wo es stattfindet, können wir gerade noch nicht sagen“, erklärt deren Sprecherin Ulrike Platz. Am Ende dieser Erörterungsphase steht der Korridor endgültig fest.
Post von Tennet
Grundstückseigentümer, auf deren Land die Stromtrasse bis 2025 tatsächlich verlegt werden soll, können voraussichtlich im ersten Halbjahr 2020 mit Post von Tennet rechnen. „Wir beginnen aber bereits im Herbst, informelle Gespräche mit den Betroffenen“; sagt der Tennet-Bürgerreferent Thomas Wagner. Er rechnet mit einer Entscheidung über den Ronnenberger-Leitungsverlauf zum Jahresende.
Kleingärtner bleiben gelassen
Am äußerten Rand, aber immer noch im Planungskorridor, liegt auch die Weetzener Kleingartenkolonie Abendfrieden. Die Laubenpieper zwischen B 217 und dem Wohngebiet haben zwar bereits vom angrenzenden Südlink-Korridor gehört, bleiben aber gelassen. „Wir haben davon Kenntnis genommen, aber es sorgt bislang nicht für Aufregung“, sagt der zweite Vorsitzende Andreas Haartz. In der Stellungnahme der Stadt wird die Bundesnetzagentur noch einmal ausdrücklich auf die Gärten hingewiesen.
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Von Mario Moers