Grundschulen in Seelze: Distanzunterricht überfordert Eltern

Eltern von Kindern im Grundschulalter dürfen nach einer Entscheidung des Niedersächsischen Kultusministeriums seit vergangener Woche selber darüber entscheiden, ob sie ihr Kind in die Schule schicken oder ob es im Distanzunterricht von zu Hause aus lernt. Für viele Eltern jedoch bedeute diese Entscheidungsfreiheit einen echten Gewissenskonflikt, sagt Betty Ahrens, Schulleiterin an der Brüder-Grimm-Schule in Letter. „Die Eltern sind sauer und verunsichert“, sagt sie. „Sie wissen nicht, was richtig ist, und können die Situation nicht einschätzen.“ Auch sie bringe die Situation in eine Zwickmühle. „Auf der einen Seite sorgen sich die Eltern, ihr Kind könne sich in der Schule mit Corona infizieren. Auf der anderen Seite haben sie Angst vor zu großen Rückständen beim Lernstoff“, sagt die Schulleiterin. „Was ich auch rate, Vorwürfe gibt es hinterher immer.“ In Letter bleiben aktuell 76 der 450 Schüler dem Unterricht fern, an der Regenbogenschule in Seelze sind es 68 von 400 Schülern. „Wir hätten mit mehr gerechnet“, sagt Betty Ahrens. Lesen Sie auch: Grundschulleiterin: „Niedersächsischer Sonderweg sorgt für Verunsicherung“ Kinder haben Sprachdefizite: Verlierer bei den immer wiederkehrenden Schulschließungen sind für Letters Schulleiterin ganz klar die Kinder mit Migrationshintergrund. Vor allem Flüchtlingskinder gehörten dazu. „Viele von ihnen sind jetzt länger als zwei Jahre hier. Das bedeutet, dass sie von der Benotung nicht mehr ausgenommen werden“, sagt Ahrens. Etwa ein Drittel der Grundschüler in Letter hätten Sprachdefizite, zehn Kinder könnten gar kein Deutsch. Etwa zwei Drittel der Schüler hätten eine andere Muttersprache. Schwierig sei die derzeitige Situation nicht nur für die Schüler, sondern auch für die Lehrer. „Die gehen alle auf dem Zahnfleisch“, sagt Ahrens. Dafür sorgten ständig wechselnde Vorschriften, Eltern, die sich Sorgen machen, und Kinder, denen sie unter diesen Umständen den Stoff vermitteln sollen. Auch bei den Kindern haben die Pädagogen im Laufe der Pandemie Veränderungen bemerkt. „Die Kinder werden still“, sagt Ahrens. Durch die angeordneten Abstandsregeln in den Klassenräumen könnten sie nicht einmal mehr mit dem Nachbarn reden. Lesen Sie auch: Grundschüler Ennio aus Dedensen lernt das Homeschooling kennen Stille herrscht derzeit auch in der Mensa, denn seit kurz vor den Weihnachtsferien darf dort auch kein Essen mehr ausgegeben werden. 38 Kinder werden aktuell über die Notbetreuung im Ganztag betreut, ihr Mittagessen müssen sie jedoch von zu Hause mitbringen. Rosenmontag mit Maske: Bis mindestens zum 15. Februar soll der Schulbetrieb eingeschränkt bleiben. Dieser 15. Februar fällt in diesem Jahr auf Rosenmontag – der Tag, an dem die Kinder auch in Niedersachsen verkleidet in die Schule kommen. „Das werden wir auch in diesem Jahr zulassen“, sagt Ahrens. „Die Kinder tragen ihre Maske, und wenn sie sich dazu verkleiden möchten, dann dürfen sie das tun. Wir werden sehen, inwiefern Karneval coronakonform möglich ist.“ Von Sandra Remmer