Kervita-Seniorenzentrum in Seelze bildet Quereinsteigern für Pflege aus

Dem Fachkräftemangel in der Altenpflege wird mit unterschiedlichen Maßnahmen begegnet, etwa mit der Anwerbung von Fachpersonal aus dem Ausland. Das Kervita-Seniorenzentrum in Seelze-Süd bietet jetzt auch Quereinsteigern die Möglichkeit, in die durchaus fordernde Tätigkeit hineinzuschnuppern. Wem die Arbeit zusagt, wird auch bei einer Ausbildung unterstützt. Arzthelferin steigt neu ein: Dass sie einmal in der Altenpflege arbeiten würde, hätte sich Sonja Arthur früher nicht vorstellen können. „Ich hätte das echt nicht gedacht, dass ich hier so happy bin“, sagt die 35-Jährige. Vor allem der Umgang mit den alten Menschen und die netten Gespräche gäben ihr viel, sagt sie. Ursprünglich gelernt hat Sonja Arthur den Beruf der Arzthelferin. Kurz nach Ausbildungsende kamen ihre beiden Kinder, und es folgte eine Phase der Selbstständigkeit. Über den Kontakt zu ihrer Nichte, die ebenfalls im Kervita-Seniorenzentrum als Pflegehelferin arbeitet, kam sie auf die Idee, in der Einrichtung an der Straße An den Grachten zu hospitieren. „Es sollten sich ruhig mehr Menschen trauen“: Schnell bemerkte Arthur, dass dieser Beruf das Richtige für sie ist. Auch Einrichtungsleiterin Elke Lange war überzeugt, sodass Arthur nun 35 Stunden pro Woche als Pflegehelferin im Wohnbereich unterwegs ist. „Frau Arthur ist ein Geschenk für uns“, lobt Lange. „Es sollten sich ruhig viel mehr Menschen trauen, einmal auszuprobieren, ob Altenpflege etwas für sie ist“, sagt Arthur. Lesen Sie auch Impfungen gegen Corona laufen in Kervita-Seniorenzentrum an Ausbildung beginnt zum 1. April: Auch Kahleld Khalti hat schnell herausgefunden, dass eine solche Tätigkeit seiner Leidenschaft entspricht. Der 34-Jährige ist vor rund vier Jahren gemeinsam mit seiner Frau aus dem Iran geflohen und lebt inzwischen in Harenberg. Eigentlich hatte er geplant, sein Studium der Geisteswissenschaften an der Leibniz-Universität fortzusetzen. Anerkennungsprobleme führten jedoch dazu, dass er begann, sich umzuorientieren. Bewohnerin: „Der ist super“: Seit Anfang Dezember ist Khalti nun als Pflegehelfer im Kervita angestellt, und zum 1. April beginnt er seine Ausbildung zur Pflege- und Gesundheitsfachkraft. „Die Bewohner glücklich zu sehen, das ist schön“, sagt er. Es brauche viel Einfühlungsvermögen in diesem Beruf. Nicht immer sei jemand gut gelaunt, dann sei es besser, eine Zeit aus dem Zimmer zu gehen und es später noch einmal zu versuchen. „Man muss auf Kleinigkeiten achten“, sagt Khalti, der von den Bewohnern sehr gelobt und geschätzt wird. „Der ist super“, meint auch die 88-jährige Christel Blume. Wer als Pflegehelfer in der Senioreneinrichtung an den Grachten anfängt, kann etwa mit einem Stundenlohn von etwa 12 Euro rechnen. Das Einstiegsgehalt für eine examinierte Pflege- und Gesundheitsfachkraft liegt bei 2800 Euro brutto. Durch Weiterbildungen können Zusatzqualifikationen erworben werden, wie etwa Pflegedienstleiter, in der Gerontopsychologie oder als Wohnbereichsleiter. Verbunden mit einer solchen Zusatzqualifikation ist immer eine höhere Gehaltsstufe. Die Ausbildung zur Pflege- und Gesundheitsfachkraft dauert drei Jahre und erfordert einen Realschul- oder gleichwertigen Schulabschluss. Fachkräfte unterstützen die Neulinge: „Wer sich für einen beruflichen Einstieg bei uns entscheidet, wird nicht ins kalte Wasser geworfen. Wir haben extra zwei erfahrene Pflegefachkräfte eingestellt“, sagt Elke Lange zu den Bedingungen vor Ort. Monika Braasch und Abdel-Kareem Al-Zoubi leiten die Neulinge an und stehen ihnen zur Seite. Sollte sich bei einem Quereinsteiger der Wunsch ergeben, wie Khalti eine Ausbildung zu absolvieren, werde er entsprechend unterstützt. Von Sandra Remmer