Seelze Zu viel Leerstand: Händler wünschen sich besseres City-Marketing

Immer mehr Menschen entscheiden sich für Seelze als Wohnort, fast 40.000 Einwohner zählt die Stadt inzwischen. Der vierte Bauabschnitt in Seelze-Süd steht kurz bevor, auch in Dedensen und Gümmer entsteht neuer Wohnraum. Die Seelzer Innenstadt passt allerdings nicht zu so viel potenzieller Kaufkraft: Denn dort sieht es traurig aus. Vor allem Imbissrestaurants und Dienstleister prägen das Bild. Geschäfte, die zum Bummeln einladen, sind dagegen rar. Und auch der Leerstand nimmt zu: Mit der Schließung des Lufthansa-Reisecenters im Alten Krug kündigt sich neben der seit Jahren leer stehenden ehemaligen Rossmann-Filiale weiterer Leerstand an. Die Filiale in Seelze wurde zum Jahresende 2020 geschlossen. Die Mitarbeiter arbeiten nun vom Standort in Garbsen aus. Durch die Corona-Pandemie spitzt sich die Lage weiter zu: Eine Umfrage unter den Händlern hat ergeben, dass fast die Hälfte (46,4 Prozent) der befragten Firmen eine geringere Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen beklagt – als Folge der Pandemie und der damit verbundenen Einschränkungen. Auch die Gewinnung neuer Kunden sei eine Herausforderung. HGS wünscht sich Neuansiedlungen: Für die Seelzer Händler und ihren Verein Handel und Gewerbe in Seelze (HGS) ist das einmal mehr Grund dafür, ein professionelles City-Marketing zu fordern – auch für die Zeit nach der Pandemie. Diesen Wunsch hat der Vorsitzende Thomas Meyer erneut beim digitalen Neujahrsempfang vor zwei Wochen geäußert. „Es ist schön, dass Seelze wächst – aber eine gute Infrastruktur besteht nicht nur aus genügend Kita-Plätzen und neuen Schulen“, lautet seine Kritik. Um die Menschen und damit auch Kaufkraft in die Innenstadt zu holen, brauche es dort mehr als eine Apotheke, einen Optiker, ein Schreibwarengeschäft und einen Friseur, sagt Meyer. „Wir haben das konsequent immer wieder in Gesprächen mit der Wirtschaftsförderung angesprochen, aber es fruchtet nicht.“ Seelze brauche mehr qualitativ hochwertigen Einzelhandel, so der HGS-Vorsitzende weiter. Um gerade auch die Neubürger Seelzes aus den südlichen Stadtteilen zum Einkaufen in die Innenstadt zu bewegen, seien Neuansiedlungen von Geschäften nötig. Wie eine Zusammenarbeit zwischen einem Citymarketing seitens der Stadtverwaltung und der HGS funktionieren könnte, davon hat Meyer konkrete Vorstellungen. Es müsse verschiedene Arbeitsgruppen mit Vertretern aus Politik, mit Immobilienbesitzern und Händlern geben. „Das kann nicht alleine Aufgabe der HGS sein“, sagt Meyer. Die Auskunft aus der Stadtverwaltung, dass es schwierig sei, Einfluss auf Leerstände zu nehmen, weil die entsprechenden Immobilien in privater Hand seien, will er nicht uneingeschränkt gelten lassen. Bei der Vermarktung der Grundstücksflächen in den Gewerbegebieten in Letter-Holz und Seelze-Süd sei zum Beispiel wesentlich mehr Engagement zu erkennen. Konzept für Digitalisierung: Meyer wünscht sich außerdem, dass ein Konzept zum Thema Digitalisierung und Onlinehandel entwickelt wird. „Mit einem entsprechenden Lieferdienst, wie ihn viele Betriebe bereits anbieten, könnten auch Einwohner in den südlichen Stadtteilen erreicht werden, die nicht mehr zum Einkaufen in die Innenstadt kommen können“. Als richtigen Schritt beschreibt Meyer das Angebot an Gewerbetreibenden in der Stadt, an einer kostenfreien Webinar-Reihe zum Thema Digitalisierung im Einzelhandel teilzunehmen. Bei diesem Projekt der Region Hannover werden Fach- und Führungskräfte an fünf Terminen von Experten in Onlinesitzungen durch verschiedene Bereiche der Digitalisierung begleitet. Von Sandra Remmer