Vorgetäuschte Straftat von Seelze: Annika T. schreibt Entschuldigungsmail an die Feuerwehr

Die Geschichte um die vor gut zwei Wochen in Seelze-Lohnde angeblich verschwundene und inzwischen wieder aufgetauchte Annika T. ist eigentlich schon rätselhaft genug. Doch jetzt hat der Fall eine weitere Wendung genommen. Die 32-jährige Mutter hat sich in einer E-Mail an die Freiwillige Feuerwehr gewandt und die Einsatzkräfte um Entschuldigung gebeten. Doch in ihrem Schreiben spricht T. von einem Überfall auf sie, von dem bislang nicht die Rede war. „Nach dem Überfall kopflos reagiert“: „Ich weiß, meine Zeilen können Ihren Einsatz nicht wiedergutmachen“, heißt es in dem Schreiben, das der HAZ vorliegt. „Sie können nicht viel an der möglichen Wut und Enttäuschung einiger von Ihnen ändern, welche umsonst nach mir im Wasser gesucht haben. Dennoch möchte ich mich bei Ihnen entschuldigen, dafür, dass sie umsonst nach mir gesucht haben und diesen Einsatz hatten. Ich habe nach dem Überfall kopflos reagiert und bin nur weg, und sie mussten bzw. sind davon ausgegangen, dass ich im Wasser bin. Dafür möchte ich mich bei Ihnen aufrichtig entschuldigen“, heißt es in der kurzen Botschaft weiter. Kurios: Die Mail ist bei der Ortsfeuerwehr in Letter eingegangen. „Dabei waren von dort gar nicht so viele Kameraden an dem Einsatz beteiligt“, sagt Jens Köhler, der Sprecher der Seelzer Feuerwehr. Man habe die E-Mail an die Kripo in Hannover weitergeleitet. „Der Inhalt ist hier nicht weiter thematisiert worden“, sagt Köhler. Polizei ermittelt wegen Vortäuschen einer Straftat: Mit einem Großaufgebot hatten die Feuerwehr und die Polizei am Nachmittag des 10. Januar den Bereich am Mittellandkanal in Lohnde abgesucht, wo am Mittag blutverschmierte Kleidungsstücke, das Handy von Annika T. und ihr Auto entdeckt worden waren. Die Suche, an der auch Taucher, ein Sonarboot, der Polizeihubschrauber und ein Spürhund beteiligt waren, musste am Abend erfolglos abgebrochen werden. Die weiteren Ermittlungen der Polizei ergaben, dass Annika T. sich nach Berlin abgesetzt hatte. Dort konnten Fahnder die angeblich Verschwundene fünf Tage später wohlbehalten antreffen. In einer ersten Vernehmung gab die Frau zu, eine Straftat vorgetäuscht zu haben. Deshalb richten sich die Ermittlungen der Beamten jetzt gegen die 32-Jährige. Dabei prüft die Kripo auch die jetzt bekannt gewordene Version des angeblichen Überfalls auf die 32-Jährige. „Wir gehen der Sache nach“, sagt Polizeisprecher Martin Richter. Bislang ist noch vollkommen offen, ob es diese Tat gegeben hat oder nicht. Fest steht bislang: Das Blut auf den am Ufer des Kanals gefundenen Kleidungsstücken stammt tatsächlich von Annika T. Annika T. arbeitete als Prostituierte: Vollkommen offen ist weiterhin die Frage, warum sich die zweifache Mutter auf so spektakuläre Weise abgesetzt hat. Fest steht: Annika T. hat Verbindungen ins Rotlicht-Milieu. Die gelernte Bäckereifachverkäuferin ging zunächst auf dem Straßenstrich anschaffen, um ihre Schulden bezahlen zu können, arbeitete dann in einem Domina-Studio in Vahrenheide und trat in Hannover als Sprecherin des Berufsverbandes „Erotische und sexuelle Dienstleistungen“ auf, eines Zusammenschlusses, der sich für die Stärkung der Rechte von Sexarbeiterinnen einsetzt. Hatte sie vor ihrem Verschwinden einen Freier kennengelernt, der sie mit nach Berlin genommen hat? In ihrem Wohnviertel in Lohnde galt die 32-Jährige als unauffällig. „Sie hat immer nett gegrüßt, ihre Kinder waren immer ordentlich angezogen, nur ihr Auto war immer stark vermüllt“, erinnert sich ein Nachbar. Von Tobias Morchner und Markus Holz