Sehnde: Dritte verhungerte Schleiereule gefunden

Die erste lag auf einer Terrasse in Ilten, die zweite am Reiterhof in Köthenwald und die dritte wieder in Ilten, diesmal bei der alten Mühle an der Sehnder Straße: Wilfried Brauns vom Naturschutzbund (Nabu) Sehnde hat in nur einer Woche drei tote Schleiereulen gezählt. Seine schlimmste Befürchtung hat sich damit bestätigt: Der harte Winter der vergangenen Tage hat den Tieren zugesetzt. Weil sie im hohen Schnee keine Mäuse mehr gefunden haben, sind die Eulen verhungert. Der Nabu befürchtet, dass der Bestand der Schleiereulen dadurch erheblich einbrechen wird. In einem Bericht in dieser Zeitung hatte Brauns seine Sorge um den Fortbestand der Schleiereulen geäußert. Ein Leser hat dazu allerdings eine deutlich andere Meinung. Seine Kernaussage: Die Natur regele vieles von ganz allein. Tiere würden heute zunehmend vermenschlicht. „Generell hat ein Großteil der Bevölkerung heute nur noch ein oberflächliches Naturverständnis, häufig gepaart mit Gefühlsduselei“, heißt es in seiner E-Mail an die Redaktion. Schachtelbruten gleichen Verluste aus: Die Schleiereule könne keine Fettreserven bilden, weshalb die Population in strengen Wintern an erheblichen Verlusten leide. Dafür habe „der liebe Gott“ jedoch eine Möglichkeit zum Ausgleich geschaffen, und zwar über sogenannte Schachtelbruten. Dabei brütet und versorgt ein Schleiereulenmännchen zwei Weibchen zur gleichen Zeit. Der Bestand könne sich dadurch in kurzer Zeit wieder erholen, erklärt der Leser. Auch Brauns ist dieses Phänomen bekannt. „Schachtelbruten sind bei Schleiereulen denkbar, in der Praxis allerdings äußerst selten“, sagt der Naturschützer. Brauns beringt seit rund 40 Jahren Schleiereulen. Anhand des Rings kann er nachvollziehen, wo die Eulen bleiben. „Eine Schachtelbrut hat es bisher lediglich einmal in Bilm gegeben, und das war auch nicht eindeutig belegt, sondern lediglich ein Verdacht“, sagt Brauns. Lesen Sie auch: An der winterlichen Aue bei Aligse: Graureiher geht auf Fischfang Nabu will mehr Brutplätze schaffen: Dass die Natur vieles allein regele, sei völlig klar. Fest stehe aber auch, dass den Schleiereulen zunehmend die Nahrung ausgehe. Denn während die Tiere in der Vergangenheit Mäuse auch häufig in Scheunen fanden, in denen im Winter Getreide und Stroh gelagert werden, müssten sie nun zunehmend draußen ihr Futter finden. „Uns ist es wichtig, die Schleiereulen künftig zu schützen und ihren Bestand zu erhalten“, betont Brauns. Der Nabu will für die Tiere daher künftig auch mehr Brutplätze schaffen. Von Katja Eggers