Zwei kleine Ortsteile, eine große Aktion: Beim ersten gemeinsamen Dorfflohmarkt sind Müllingen und Wirringen am Sonntag zum Mekka für Schnäppchenjäger geworden. 26 Familien mischten mit und hatten Stände in ihren Garagen und Vorgärten, unter Scheunen- und Zeltdächern aufgebaut. Auf den Flohmarkt machten an den Ortseingängen zu Plakaten umfunktionierte Tischdecken mit Schrift aufmerksam. Weiße Luftballons zeigten an, wo Stände waren. Zur besseren Orientierung gab es Übersichtspläne.
Jennifer Knigge hatte ihre Garage an der Ortsdurchfahrt geöffnet und mit Kleiderständern und Tapeziertischen bestückt. Die ersten Kunden waren schon anderthalb Stunden vor dem offiziellen Beginn des Flohmarktes bei ihr angerückt. „Das waren Händler, die gezielt nach Elektrogeräten, Schmuck und alten Uhren suchen“, war sich Knigge sicher. Verkauft hat sie ihnen ihre gebrauchte Stereoanlage.
Raritäten zu Schnäppchenpreisen
Aus einem alten Koffer heraus verkaufte sie aber auch Bücher, CDs und DVDs. Das lockte Peter Kahle aus Peine an. „ Ich bin leidenschaftlicher Dorfflohmarktgänger“, bekannte er, „da findet man oft Raritäten zu Schnäppchenpreisen.“ Beim Flohmarkt in Müllingen erwarb er ein Buch über Naturwanderungen am Steinhuder Meer und eine Karte zum Entfernen von Zecken. Letztere hatte nur einen Euro gekostet. „In der Apotheke sind die viel teurer“, sagte Kahle.
Annelies Ernest war ebenfalls fündig geworden. Die Hämelerwalderin ist häufig auf Flohmärkten unterwegs und stöbert dort nach Spielzeug und Kinderkleidung für ihre acht Enkel. In Müllingen erstand sie unter anderem eine Softshelljacke und eine Sitzgarnitur mit vier Hockern und einem Tisch. „Alles zum Zusammenklappen für nur 13 Euro – habe ich schon bezahlt, holen wir später mit dem Auto ab“, freute sich Ernest.
Elsa und Torsten Langos freuten sich indes, nach dem Flohmarkt wieder mehr Platz im Keller und auf dem Dachboden zu haben. Das Paar hatte fleißig ausgemistet und bot vor seinem Haus neben Modellautos, Pixibüchern, Kinderkleidung sowie Fahr- und Dreirädern auch Geräte wie einen Entfeuchter und mehrere Teichpumpen an. Dass die Kunden den Preis stets noch weiter herunterhandeln wollten, war für Torsten Langos aber nicht weiter verwunderlich. „Feilschen gehört zum Flohmarkt dazu, das macht doch auch Spaß“, sagte er lachend.
Gut für die Dorfgemeinschaft
Die Idee zu dem Dorfflohmarkt hatten die Müllingerinnen Tanja Koritki und Mandy Grun gehabt. „Was andere Dörfer können, können Müllingen und Wirringen doch bestimmt auch“, meinte Koritki. In Rethmar und Ilten etwa war die Resonanz mit bis zu 120 Ständen überwältigend gewesen. Mit der Premiere war die Müllingerin denn auch sehr zufrieden. „Es wird anscheinend sehr gut angenommen – ich konnte selber allerdings noch gar nicht stöbern“, sagte Koritki.
In ihrer Garage tummelten sich so viele Interessenten, dass dafür gar keine Zeit bestanden hatte. Der Flohmarkt spiegele auch die gut funktionierende Dorfgemeinschaft wider. „Das stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl“, erklärte Koritki. Eine Fortsetzung ist für sie durchaus denkbar.
Von Katja Eggers