Häusliche Gewalt verhindern: Präventionsrat ruft Nachbarn zu Wachsamkeit auf

Eine aufmerksame Nachbarschaft ist in Zeiten der Corona-Pandemie mit ihrer sozialen Isolation bei Anzeichen von häuslicher Gewalt wichtiger denn je – darauf weist der Arbeitskreis häusliche Gewalt des Präventionsrats der Stadt Sehnde ausdrücklich hin. „Wir möchten Menschen in Sehnde aufrufen, gerade jetzt bei auffälligen Situationen in der Nachbarschaft wachsam zu sein“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte Jennifer Glandorf. Auch wenn der Zugang zu Hilfsangeboten wegen der Kontaktbeschränkungen schwieriger sei, seien die Beratungsstellen nach wie vor dafür ansprechbar. Nerven liegen oft blank: „Durch Homeoffice und Homeschooling liegen bei vielen Familien die Nerven blank, das führt zu mehr häuslicher Gewalt“, sagt auch Bürgermeister Olaf Kruse. Mit dem Appell wolle man Menschen für das Thema sensibilisieren. Die Polizei und auch das Frauenhaus in Hannover berichteten zwar, das die Lage derzeit relativ ruhig sei, sagt Glandorf. „Aber wir befürchten, dass das nicht die Realität ist.“ Erst Anfang des Monats habe man einen Fall gehabt, als eine Anruferin fragte, wie man ihr helfen könne. Die Gleichstellungsbeauftragte hatte dazu im November einen Podcast erstellt, der unter sehnde.de/gleichstellung nachgehört werden kann. Auch eine Aktion vor dem Rathaus zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen gab es. Denn statistisch gesehen erfahre jede vierte Frau in ihrem Leben mindestens einmal Gewalt durch ihren (Ex-)Partner, sagt Glandorf – und die Dunkelziffer sei hoch. Unter einem Vorwand klingeln: Der Präventionsrat gibt deshalb folgende Tipps: Wenn man das Gefühl habe, das es sich in der Nachbarschaft „nicht nur um einen normalen Streit“ handele, sollte das nicht ignoriert werden. Wichtig sei es, auch mit anderen Nachbarn darüber sprechen. Hilfreich könne es zudem sein, Konfliktsituationen zu unterbrechen, indem man unter einem Vorwand klingele und zum Beispiel nach Mehl oder Eiern frage. Doch: „Wenn Sie sich unsicher fühlen, rufen Sie lieber gleich die Polizei“, rät der Arbeitskreis des Präventionsrats. Man könne die vermutlich betroffene Hausbewohnerin auch ansprechen und Hilfe anbieten, etwa bei der Vermittlung einer Beratungsstelle. Eine weitere Möglichkeit sei, im Flur die Telefonnummer des bundesweiten Hilfetelefons (0 80 00) 116 016 aufzuhängen oder in den Briefkasten zu werfen. Diese Nummer ist Tag und Nacht erreichbar und bietet Unterstützung in vielen Sprachen an Viel Hilfe für Frauen: Weitere Hilfsangebote gibt es bei der auch für Sehnde zuständigen AWO-Frauenberatungsstelle unter Telefon (0 51 32) 82 34 34, E-Mail: frauenberatung@awo-hannover.de. Nach telefonischer Vereinbarung sind auch persönliche Beratungen in den Kommunen möglich. Ferner sind das Frauenhaus der AWO unter der Telefonnummer (05 11) 2 21 10, das Frauenhaus 24 unter (08 00) 7 70 80 77 sowie die AWO Koordinierungs- und Beratungsstelle bei häuslicher Gewalt unter Telefon (05 11) 2 19 78 -192 oder -198 zu erreichen. Von Oliver Kühn

Sehnde: Häusliche Gewalt - Präventionsrat ruft Nachbarn zu Wachsamkeit auf