Heinrich Dröge sammelt mit Leidenschaft Sanella-Bilder

„Das war eine Leidenschaft, die sich immer weiter steigerte“, sagt Dröge, nimmt ein Album mit beigem Einband vom Wohnzimmertisch und ergänzt: „Heute frage ich mich, wie ich so viele zusammenbekommen habe.“ Mit „so viele“ sind Sanella-Bilder gemeint. Die kennt heute zwar niemand mehr, in den Fünfzigerjahren hatten sie aber praktisch jeder und jede gesammelt. Sanella ist eine Pflanzenmargarine, die es heute noch gibt – allerdings ohne Sammelbilder. Womöglich, weil sich damit bei der Jugend, der damaligen Zielgruppe, wenig Begeisterung entfachen ließe. „Kinder waren damals davon begeistert, man hat sie in Butterbrotdosen gesammelt und in der Schule darüber geredet“, erinnert sich Dröge. „Damals gab es auch noch keine Fernseher – und das Wort Handy war noch nicht mal erfunden.“ Die Sammelbilder waren thematisch in verschiedene Schwerpunkte gegliedert. Unter anderem gab es Bilder zu den Themenschwerpunkten Afrika oder Mittel- und Südamerika. Als politisch korrekt dürfte der Umgang mit der Kolonialgeschichte Europas darauf heute nicht mehr gelten – für Dröge sind es historische Dokumente, die – ebenso wie Briefmarken – Einblicke in vergangene Epochen ermöglichen. Damals waren sie für die Sammler allerdings auch eine Möglichkeit, das eigene Fernweh zu stillen. Auch bei der Briefmarkensammlung hat es Dröge die Geschichte angetan, seine Sammlung zur britischen Postgeschichte hat er sogar schon in Moskau gezeigt. „Das ist alles ein Stück Kulturgeschichte“, beschreibt er die Faszination, die für ihn das Sammeln von Marken und Karten bedeutet. Für Dröge waren die Sanella-Karten so etwas wie die Sammelanfangsdroge. Immerhin waren sie, im Gegensatz zu Briefmarken, kostenlos, sie lagen den Margarinepackungen bei. Das machte sie auch so populär, denn in den Fünfzigerjahren, nach dem Weltkrieg, mussten die meisten Familien den Pfennig noch dreimal umdrehen. Teure Sammelleidenschaften waren da für die meisten undenkbar. Später, als das Sammelfieber ihn mehr gepackt hatte und das Geld lockerer saß, kaufte der Völksener noch weitere Sammelbilder dazu. Heute bereut er, dass er nie die zu den Bildern gehörenden Sammelalben gekauft hat. In denen werden jeweils Geschichten zu den Bildern erzählt. Die Faszination für die farbenfrohen Sammelkarten war trotzdem – oder gerade deshalb – ungebrochen. „Es war eine schöne Zeit, damals, wir haben viel Positives erlebt“, blickt der Sammler zurück auf seine Kindheit und Jugend. Von Ralf T. Mischer