Taxiunternehmen übt Kritik an Sprinti

In der Taxi-Branche sein Geld zu verdienen ist nicht leicht, gerade jetzt, in Coronazeiten. „Die Existenzangst ist bei vielen sowieso da“, sagt etwa Michael Strey, Taxi- und Busunternehmer aus Adensen. Sprinti, das Rufbusangebot, das die Region ab 1. Juni unter anderem in Springe an den Start bringen will, würde die Situation nur noch verschärfen. Gerade erst hatte der Springer Mietwagen-Unternehmer Marc Sandelmann kritisiert, dass ihm durch Sprinti ein Drittel seines Umsatzes wegzubrechen droht, weil das Anruf-Sammeltaxi (AST), das er für Regiobus anbietet, eingestellt wird. „Damit hat er noch untertrieben“, sagt Strey. Auch er übernimmt AST-Fahrten für Regiobus – er glaubt aber, dass durch Sprinti auch das reguläre Taxi-Geschäft leidet. Rufbus wird per App bestellt: Sprinti soll den öffentlichen Nahverkehr erweitern. Da, wo es keine regulären Busverbindungen gibt, können Kunden sich per App den Rufbus dorthin bestellen, wo sie sich gerade aufhalten. „Wenn ich damit nachts von Springe nach Bennigsen komme, rufe ich mir doch kein Taxi mehr“, sagt Strey. Er glaubt, dass Sprinti die Mietwagen- und Taxiunternehmer „eher mehr als die Hälfte der Fahrten“ kosten wird. Was ihn an Sprinti vor allem stört: Die Ausschreibung sei so gestaltet worden, dass eigentlich nur die großen Player sich beteiligen konnten. Es habe schon damit begonnen, dass die Ausschreibung am 18. Dezember veröffentlicht wurde. „Da sind die meisten schon im Weihnachtsmodus“, sagt Strey. Das Angebot hätte bis 18. Januar abgegeben werden müssen. Da die Bieter eine Software-Lösung mitbringen müssen, sei das wenig Zeit. Strey hätte sich mit einem Partner aus Berlin, der Erfahrung im On-Demand-Geschäft hat, dennoch beteiligt. Laut Ausschreibung hätte der Sprinti-Betreiber aber nur 75 000 Euro im Monat bekommen, also 900 000 Euro im Jahr. Für Software, mindestens 20 behindertengerechte Fahrzeuge für die Standorte Springe, Sehnde und Wedemark sowie Personal und Betriebshof müsste der Betreiber aber 3,5 bis 4 Millionen Euro investieren, rechnet Strey. “Bleibe auf Fahrzeugen sitzen“: An dem Punkt sei er ausgestiegen. Denn das Pilotprojekt sei zunächst auf ein Jahr befristet, mit Option auf mehrmalige Verlängerung – seitens der Region – bis zu dreieinhalb Jahren. „Wenn ich nach einem Jahr raus bin, bleibe ich auf 20 Fahrzeugen sitzen“, sagt Strey. Auf Anfrage eines Bieters sei die Höchstgrenze der Vergütung auf 295 000 Euro angehoben worden. „Da hätte ich auch mitgeboten“, sagt Strey. Es wären aber nur noch acht Tage Zeit geblieben, ein Angebot anzugeben – zu wenig. „Ich sehe ein, dass das Rad sich weiterdreht“, sagt Strey, „aber dann bitte so, dass sich alle beteiligen können.“ Kleine Unternehmen hätten unter den Bedingungen keine Chance gehabt. Strey ist nicht sicher, ob „Sprinti“ für Springe und die anderen Test-Kommunen langfristig Vorteile bringt. Seiner Ansicht nach werden Taxiunternehmer „Personal reduzieren und Fahrzeuge abschaffen“ müssen. Sollte sich das Projekt nicht bewähren und nach einem Jahr eingestellt werden, „sind vielleicht keine Taxen mehr da“. Das betreffe Kunden („Der Sprintifahrer wird der Seniorin in der Arztpraxis nicht die Tasche zum Auto tragen“), aber vor allem Taxi-Unternehmer: „Da geht es um Arbeitsplätze und Existenzen“. Von Jan-Erik Bertram