Nahverkehr in Hannover: Sprinterbusse werden von der Firma Via betrieben

Das weltweit aktive Unternehmen Via mit Deutschlandsitz in Berlin wird Betreiber des Busprojektes „Sprinti“, das im Juni als zunächst auf dreieinhalb Jahre ausgelegtes Pilotprojekt in Springe, Sehnde und der Wedemark startet. Dabei können Fahrgäste Kleinbusse per App bis in Haustürnähe bestellen. Das System soll den bestehenden Linienverkehr nicht ersetzen, aber ergänzen, weil es als flexibler und komfortabler gilt als bisherige Rufbus- oder Anrufsammeltaxi-Angebote. „Verlässliche Verkehrsbedingungen bedeuten Lebensqualität“: „Mit ,Sprinti’ schaffen wir ein Mobilitätsangebot im Umland, das für die Menschen attraktiver sein kann als ins eigene Auto zu steigen“, erläutert Regionspräsident Hauke Jagau. Statt starrer Bedienung im Regeltakt wolle man Fahrtwünsche schneller und vor allem nach Bedarf erfüllen. Dies sei nicht nur eine Frage der Wirtschaftlichkeit oder für mehr Service im öffentlichen Nahverkehr: „Im ländlichen Raum bedeuten schnelle, verlässliche Verkehrsverbindungen Lebensqualität“, betont Jagau. Der Betreiber Via ist in einem Ausschreibungsverfahren zum Zuge gekommen. Das Unternehmen arbeitet weltweit mit mehr als 200 Partnern in den Bereichen Shuttle-Dienste, Sonderfahrten oder Linienbussen zusammen. In Deutschland zählen dazu die Berliner Verkehrsbetriebe und die Stuttgarter Straßenbahnen. 20 Fahrzeuge kommen zum Einsatz: Für die drei Kommunen sind insgesamt 20 Fahrzeuge des Typs Mercedes-Benz Sprinter Mobility vorgesehen. Sie sind barrierefrei und können bis zu zwei Fahrgäste mit Rollstühlen mitnehmen. Aktuell sucht Via Fahrer und Fahrerinnen; rund 100 werden benötigt. Gebucht werden kann der Sprinti über die App des Großraum Verkehr Hannover (GVH). Die Kunden steigen an virtuellen Haltestellen ein oder aus, die nicht weiter als 150 Meter vom von ihnen angegebenen Start- und Zielort entfernt liegen. Von der Buchung des Kunden bis zur Nutzung sollen nur 15 bis 20 Minuten vergehen. Zusätzlich können Fahrten im Voraus bestellt werden. Nutzen kann den Service, wer über eine gültige GVH-Fahrkarte verfügt – genau wie beim Fahren mit Bussen und Bahnen; es gibt keinen Preisaufschlag. Attraktiv und vor allem besser merkbar sollen die Einsatzzeiten sein: Die Busse sind von 6 Uhr bis 1 Uhr an Werktagen und von 8 Uhr bis sogar 4 Uhr an Wochenendtagen unterwegs. Die jährlichen Kosten für das „Sprinti“-Projekt beziffert die Region Hannover auf 3,5 Millionen Euro und hofft dabei auf Zuschüsse von der Europäischen Union. Weitergehende Pläne sehen vor, das „Sprinti“-Angebot auf insgesamt elf Kommunen auszuweiten. Das würde 30 Millionen Euro kosten und nur möglich sein, wenn die Region mit ihrer Bewerbung zu einem Modellprojekt des Bundesverkehrsministeriums für innovative Lösungen im Nahverkehr erfolgreich ist. Von Bernd Haase