Springer Sportvereine leiden nicht unter Mitgliederschwund

Der Teillockdown trifft auch die Sportvereine. Zum zweiten Mal in diesem Jahr müssen sie ihre Angebote einstellen. Große Vereine in Hannover etwa stellt das vor Probleme, weil hauptamtliche Trainer bezahlt werden müssen und Kosten etwa für vereinseigene Fitnessstudios weiterlaufen. Da tut jeder Vereinsaustritt weh. Die Sportvereine in Springe kommen dagegen ohne größere Probleme durch die Krise. Eine – nicht repräsentative – Umfrage unter den heimischen Mehrspartenvereinen zeigt: Die Solidarität der Mitglieder ist groß. „Wir sind ja hier auf dem Dorf“: Die Erfahrung, dass Sportlerinnen und Sportler den Verein verlassen, weil sie für ihre Mitgliedsbeiträge derzeit keine Gegenleistung erhalten, hat bislang keiner der befragten Vereine gemacht. „Wir sind ja hier auf dem Dorf“, sagt etwa Thomas Dettmer, der Vorsitzende des SV Altenhagen I. „Wer sich hier zum Breitensport sehen lässt – das sind ja Altenhägener“, sagt er. Und die Auswärtigen, die etwa Fußball oder Tischtennis im Herrenbereich spielen, „die lassen ihre Mannschaften nicht im Stich“. Der SVA besteht in diesem Jahr seit 75 Jahren – die meisten Veranstaltungen zum Jubiläum mussten ausfallen. „Wir wollen sie im kommenden Jahr eins zu eins nachholen“, so Dettmer, „auch, um Einnahmen zu generieren.“ Die Zahl der Abmeldungen bewegt sich auch beim TSV Gestorf im normalen Rahmen. „Wir haben aber weniger Neuanmeldungen“, sagt Klaus-Dieter Winkel. Die Sorge des TSV-Vorsitzenden ist jedoch: „Wenn es zu lange dauert, werden vielleicht doch mehr Leute austreten.“ Diese dann zurückzugewinnen, sei das Problem. Der TSV, mit 850 Mitgliedern der größte Sportverein in Springe, hat aber vorgesorgt und erhebt im ersten Halbjahr 2021 nur 60 Prozent des üblichen Beitrags. Beitragserhöhung verschoben: „Die Gedanken muss man sich machen“, sagt ebenso Thorsten Hackert aus dem Vorstand des SC Völksen, auch wenn es rechtlich keine Grundlage gebe, eine Beitragssenkung oder -rückzahlung einzufordern. Der Verein hatte eine geplante Beitragserhöhung wegen des ersten Lockdowns verschoben. Abmeldungen wegen der Corona-Beschränkungen gebe es auch beim SCV so gut wie keine. „Wir haben einen großen Anteil an Kindern“, sagt Hackert. Die meisten Eltern würden sich wohl sagen: „Warum soll ich mein Kind erst abmelden und dann wieder anmelden?“ Einnahmeeinbußen muss der FC Bennigsen hinnehmen. Der Verein hat sein Clubheim verpachtet, die Pacht derzeit aber ausgesetzt, weil die Wirtin kaum Einnahmen hat. „Die Kosten für Strom, Gas und Wasser laufen weiter“, sagt der Vorsitzende Udo Schulz, „die Lage ist aber nicht existenzbedrohlich.“ Der Sportbetrieb sei „komplett lahmgelegt“, aber „die Mitglieder „halten uns die Treue“, so Schulz, der hofft, „dass wir im neuen Jahr wieder starten können“. Schon vor der Verlängerung des Lockdowns hatte der Vorstand des TGV Springe beschlossen, seine Angebote für den Rest des Jahres einzustellen. Auch auf den Turn- und Gymnastikverein hatte die Pandemie bislang aber „keine Auswirkungen auf die Zahl der Mitglieder oder der Übungsleiter“, so der Vorsitzende Detlef Richter. Keine großen Ausgaben derzeit: „Vier Abmeldungen“ habe er erhalten, sagt Jürgen Twick, der Vorsitzende des VfV Concordia Alvesrode. Keine davon sei aber coronabedingt gewesen. Im Sommer habe der Verein sogar viel Zulauf erhalten, „weil wir beim Ferienspaß viel angeboten haben, vor allem im Bereich Bogenschießen“, so Twick. Große Ausgaben habe der VfV wie die meisten anderen Vereine derzeit nicht, weil „wir keine fest angestellten Trainer haben“. Die Beiträge senken will der Verein aber nicht, „wir haben einige Investitionen vor uns“, so Twick. So soll etwa die Flutlichtanlage erneuert werden. Von Jan-Erik Bertram