Uetze: Bauern fehlen osteuropäische Saisonkräfte bei Frühjahrsbestellung

Auf den Äckern rund um Uetze läuft die Frühjahrsbestellung auf vollen Touren. Auch dank zahlreicher osteuropäischer Saisonarbeiter, die für die Landwirtschaft in Deutschland seit Jahren unentbehrlich sind. Doch nun einige sind wegen der Corona-Epidemie gar nicht erst gekommen oder gleich wieder nach Hause gefahren. „Die Saisonarbeitskräfte sind verunsichert“, sagt der Uetzer Landwirt Heinrich Wrede. Sie hörten auch die Nachrichten, wie sich die Epidemie ausbreite und noch Monate dauern könne. Von seinen vier polnischen Saisonarbeitern seien zwei gleich nach ihrer Ankunft wieder abgereist. „Wir arbeiten jetzt mit halber Besetzung“, berichtet Wrede. Kommen die Saisonkräfte nach Ostern wieder? Wie in den Vorjahren bestellt der niedersächsische Landvolk-Vizepräsident Holger Hennies aus Schwüblingsen mit zwei polnischen Arbeitskräften seine Felder. Außerdem helfen zurzeit Familienangehörige bei der Feldbestellung. Für Hennies stellt sich die Frage, ob seine Saisonarbeiter über Ostern nach Hause zu ihren Familien fahren wollen und dann eventuell nicht wiederkommen können. Diese Befürchtung teilt auch der Dedenhausener Landwirt Bernd Gellermann. „Ich werde meinen Saisonkräften nahe legen, hier zu bleiben“, sagt er. Nach Hennies Informationen sind viele osteuropäische Saisonarbeiter in diesem Jahr wegen der Corona-Epidemie gar nicht erst gekommen. „Gerade auf den Spargelbetrieben fehlen etliche“, sagt Hennies. Während der Spargelsaison beschäftigt die Familie Claus aus Eltze auf ihrem Familienbetrieb polnische Erntehelfer. „Wir sind optimistisch, dass sie kommen“, sagt Hendrik Claus. Zuversichtlich sind die Clausens, weil ihre Helfer schon viele Jahre für die Familie Spargel ernten. Größere Probleme haben nach Claus’ Einschätzung die Spargelbetriebe, die mit rumänischen Saisonkräften arbeiten. Die Rumänen dürfen derzeit nicht durch Ungarn reisen. „Klöckners Vorschlag läuft ins Leere“: Wrede und Hennies halten nichts von dem Vorschlag der Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner, dass Arbeitskräfte aus der Gastronomie, die wegen der Corona-Krise zurzeit nichts zu tun haben, in der Landwirtschaft aushelfen könnten. „Das läuft ins Leere“, sagt Wrede. Vor einigen Jahren habe die Bundesagentur für Arbeit vergeblich versucht, Erwerbslose in der Landwirtschaft unterzubringen. Nach Wredes Einschätzung sind eher Schüler und Studenten bereit, vorübergehend auf den Feldern zu arbeiten. Der Einsatz von Restaurantfachkräften „mag vielleicht für den Verkauf gehen“, sagt Hennies zu Klöckners Vorschlag. Spargelstechen sei schwere körperliche Arbeit, die zudem Übung erfordere. Der Regen Ende Februar/Anfang März hat die Frühjahrsfeldbestellung im Vergleich zu den zwei Vorjahren verzögert. Aber das haben die Bauern bei dem trockenen Wetter der vergangenen Wochen längst wieder aufgeholt. „Wir sind jetzt mittendrin in der Feldbestellung. Die Braugerstenaussaat ist gerade im Gang“, sagt der Eltzer Landwirt Hendrik Claus. „Zeitlich sind wir im Rahmen“, pflichtet ihm Heinrich Wrede aus Uetze bei. Die Pflanzkartoffeln der ganz frühen Sorten habe er alle schon in Erde. „Mitte Februar, als ein, zwei schöne Tage waren, haben wir die ersten Frühkartoffeln gepflanzt“, berichtet sein Berufskollege Bernd Gellermann. Dann habe der Regen die Feldbestellung unterbrochen. Unter Folie seien mittlerweile die ersten Kartoffelpflanzen aufgelaufen, berichtet der Dedenhausener. „Jetzt müssen wir aufpassen, dass die Pflanzen in den kalten Nächten nicht abfrieren“, sagt sein Sohn Hendrik Gellermann. Die Gellermanns haben auch schon Zuckerrüben und Zwiebeln gedrillt. Auch Holger Hennies aus Schwüblingsen kommt beim Bestellen der Felder „gut voran“. Die Frühkartoffeln hätten Vorrang gehabt. Trockenes und ruhiges Wetter nutze er, um die bestellten Kartoffelfelder mit Folie abzudecken, damit die Pflanzen schneller wachsen. Er habe mittlerweile mit dem Säen der Sommergerste begonnen. Zwiebeln werde er Ende März drillen. Lesen Sie auch: Corona-Krise bereitet Spargelbauern Sorgen Von Friedrich-Wilhelm Schiller