Uetze: Blaues Haus: Nutzungskonzept für Dollbergens Baudenkmal steht

Die Pläne des Heimatvereins Dollbergen, das Blaue Haus zu sanieren und als Vereinsheim zu nutzen, nehmen Gestalt an. Die Architektin Sina Stiebler hat dem Verein zwei Entwürfe für ein Nutzungs- und Sanierungskonzept vorgelegt. Sie soll jetzt die Variante vertiefen, für die sich der Vorstand gemeinsam mit mehreren besonders interessierten Vereinsmitgliedern entschieden hat. Grundlage für beide Vorschläge ist eine Bestandsaufnahme, die Stiebler zunächst von dem Baudenkmal angefertigt hatte. Bei der Variante, die der Heimatverein favorisiert, können nach den Worten des Vorsitzenden Henning Rase, Vereinsmitglieder viele Eigenleistungen einbringen. Im Erdgeschoss wird ein 62 Quadratmeter großer Veranstaltungsraum entstehen. „Den wollen wir auch als Ausstellungsraum nutzen“, sagt Rase. Für den ausgewählten Entwurf spricht laut Rase auch der Einbau einer behindertengerechten Toilette im Erdgeschoss. Direkter Zugang in den Keller: Weitere Pluspunkte sind, dass der Heimatverein im Parterre eine Garderobe einrichten kann und Besucher aus dem Erdgeschoss direkt in den Keller gehen können, ohne um das Gebäude herumgehen zu müssen – wie bislang. Im Keller befinden sich die normalen Toiletten. Um einen direkten Zugang zum Keller zu schaffen, muss der Elektrohausanschluss verlegt werden. „Oben gibt es zwei Räume“, sagt Rase. Den vorderen wolle der Heimatverein als Büro und den hinteren Raum als Archiv nutzen. Die Toilette und die Dusche, die sich bisher im Dachgeschoss befinden, sollen herausgerissen werden. Geplant ist auch, das Dachgeschoss, das bisher keine Wärmedämmung hat, zu isolieren. Hohe Folgekosten für einen Aufzug: Die zweite Variante, die die Architektin erarbeitet hatte, sieht einen Aufzug vor. „Die jährlichen Folgekosten wären zu hoch gewesen“, erklärt Rase. Zum Beispiel sei in jedem Jahr eine technische Abnahme des Lifts vorgeschrieben. Stiebler wird jetzt die vom Verein favorisierte Lösung vertiefen. Die Veränderungen muss sie mit der Denkmalschutzbehörde absprechen. „Unter Denkmalschutzgesichtspunkten ist das Wichtigste, dass sich außen nichts verändert“, sagt Rase. So müsse bei der Fassadensanierung der blaue Farbton beibehalten werden. Bei der Bauaufsicht der Region Hannover muss der Verein die Umnutzung von einer Flüchtlingsunterkunft zu einem Vereinsheim und zu einer Begegnungsstätte für den Ort beantragen. Pachtvertrag wird noch abgeschlossen: Für die Bestandsaufnahme und die Erarbeitung eines Nutzungskonzepts musste der 200 Mitglieder zählende Heimatverein rund 20.000 Euro ausgeben. Die Region Hannover hat 80 Prozent der Kosten übernommen. Eigentümer des Baudenkmals ist die Gemeinde Uetze. Geplant ist, für das Haus einen Pachtvertrag über 30 Jahre abzuschließen. Rase: „Die Gemeinde hat einen Entwurf vorgelegt, den wir überarbeiten, um Anregungen des Vereins darin unterzubringen.“ Das Blaue Haus in Dollbergen ist seit dem 1. Oktober 2018 ein Einzelbaudenkmal. Das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege hat es damals in das Verzeichnis der Kulturdenkmale in Niedersachsen aufgenommen. Das Gebäude ist von Bedeutung für die Ortsgeschichte Dollbergens. 1950 hat es die damalige Gemeinde Dollbergen als Behelfsschule gebaut, weil die Schülerzahl nach dem Zweiten Weltkrieg wegen des Zuzugs von Flüchtlingen stark angestiegen war. Solche Behelfsschulen wurden auch in anderen Orten aus Holz errichtet. Sie wurden Holzschulen genannt. Fast überall wurden sie abgerissen – doch nicht in Dollbergen. Dort diente das Gebäude, das die Einwohner wegen des Anstrichs Blaues Haus nennen, mehrere Jahre als Jugendheim. Von März 2016 bis Anfang 2017 brachte die Gemeinde Uetze dort Flüchtlinge unter. Lesen Sie auch Ein Architekt soll den Zustand des Blauen Hauses untersuchen Von Friedrich-Wilhelm Schiller