Uetze: Im nächsten Kita-Jahr fehlen 110 Betreuungsplätze

Im nächsten Kita-Jahr, das am 1. August beginnt, fehlen in der Gemeinde Uetze circa 40 Krippen- und 70 Kindergartenplätze. Diese Zahlen nennt jetzt die Erste Gemeinderätin Ursula Tesch. Diese 110 Plätze fehlten nicht sofort, vielmehr entwickele sich der Bedarf im Laufe des Jahres, wenn Kinder das erste oder dritte Lebensjahr vollenden und damit ein Rechtsanspruch auf die Betreuung entsteht, erklärt sie. „Wir sind mit all unseren Mitteln und Kräften dabei, neue Kitaplätze in der Gemeinde zu schaffen, kommen mit dem wachsenden Bedarf aber nicht mehr hinterher“, sagt Tesch. Grundlage für die Berechnungen des Platzbedarfs sind die Geburtenzahlen. Diese waren in den vergangenen Jahren gestiegen und pendeln sich derzeit offenbar auf einem hohen Niveau ein. „Es gibt verstärkt Familien mit drei Kindern, berichtet die Erste Gemeinderätin. 2018 sind in Uetzer Familien 189 Kinder geboren worden, 191 waren es 2017 und ein Jahr zuvor 170. Uetze selbst braucht vier bis sechs weitere Kitagruppen: Mit dem Großprojekt Alles unter einem Dach für Schüler und Kita-Kinder in Dollbergen werden auch zusätzliche Kita-Plätze entstehen. Geplant ist laut Tesch zudem eine gemeinsame Kita für Schwüblingsen und Katensen mit drei Gruppen. Derzeit gibt es in den beiden Dörfern nur jeweils eine Betreuungsgruppe. „Wir sind dabei zu schauen, wo der Neubau hinkommt“, sagt Tesch. Das sei kein ganz konfliktfreier Prozess, denn es gebe Konkurrenzdenken. „In Uetze selbst werden wir in den nächsten Jahren weitere vier bis sechs Gruppen brauchen.“ Nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass dort ein neues Baugebiet geplant sei. Wann spielen die ersten Kinder im Küsterhaus? Die Situation entspannen sollte die kirchliche Kita im Küsterhaus. Die ursprüngliche Planung sah vor, dass dort im Ende 2019/Anfang 2020 eine Krippen- und eine Kindergartengruppe ihren Betrieb aufnehmen. Doch die hohen Anforderungen an die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes zusammen mit strengen Auflagen für den Kitabetrieb haben den Zeit- und den Kostenplan der Bauherrin, der evangelischen Kirchengemeinde Uetze-Katensen, über den Haufen geworfen. Wegen des Denkmalschutzes mussten die Umbaupläne ergänzt werden. Das hat Zeit gekostet, Zeit in der die Baukosten wegen des Baubooms gestiegen sind. „Die Gemeinde hat sich mit ihrem Kita-Projekt auf den Weg gemacht, als die Baukosten jedes halbe Jahr gestiegen sind“, beschreibt Tesch die Entwicklung. Die Steigerung war laut Pastor Andreas Kiebeler so erheblich, dass die Kirchengemeinde mit der Gemeinde neue Gespräche über die Miete für die Kita-Räume führen musste. Man einigte sich auf eine neue Obergrenze, die 2 Euro pro Quadratmeter höher liegen sollte, als zuvor in einer sogenannten Absichtserklärung vereinbart gewesen war. Der Finanzausschuss des Rats stimmte dieser Änderung mehrheitlich zu. Der Verwaltungsausschuss (VA) der Gemeinde kippte diesen Beschluss. Somit war vor der Sommerpause wieder alles offen, und der Bau der so dringend benötigen Betreuungsplätze verzögert sich weiter. Zum Ärger der SPD-Ratsfraktion: „Bei der nun eintretenden Verzögerung ist damit zu rechnen, dass der Umbau noch teurer wird“, schreibt Thordies Hanisch, stellvertretende Fraktionsvorsitzende. Denn zum 30. Juni sind die Angebotspreise der Baufirmen verfallen. Zudem kann die Kirchengemeinde keinen Bankkredit aufnehmen, weil dafür der Mietvertrag mit der kommunalen Gemeinde vorliegen muss. Pastor: Die Kirchengemeinde muss neu denken: „Die Überraschung war perfekt“, berichtet Pastor Kiebeler von der Stimmung in der Gemeinde nach der VA-Entscheidung. „Die Baugenehmigung für den Umbau des Küsterhauses existiert bereits, es könnte jetzt losgehen.“ Jetzt müsse die Kirchengemeinde neu denken. Das soll laut Kiebeler Mitte August nach den Sommerferien passieren. „Wir müssen klären, was wir uns vorstellen und auf was wir uns einlassen können.“ Das werde gemeinsam mit Experten des Kirchenkreisamts passieren. Aus dem Rathaus liegen der Kirchengemeinde laut Pastor bereits Überlegungen vor über mögliche andere Wege einer Zusammenarbeit. Der VA hat die Verwaltung beauftragt zu prüfen, ob ein Mietkauf – sozusagen ein Ratenkauf – des Küsterhauses sinnvoll ist. Sie sehe angesichts der verfahrenen Situation durchaus „die Gefahr, dass das ganze Projekt noch begraben wird“, sagt die Erste Gemeinderätin. SPD-Ratsfrau Hanisch kritisiert die Mehrheitsgruppe, diesen „nicht haltbaren Zustand“ herbeigeführt zu haben – auf Kosten der Familien in der Gemeinde, die Betreuungsplätze für ihre Kinder suchen. Haus Monika in Eltze eröffnet Kindertagespflege: Ein anderes Betreuungsprojekt steht dagegen kurz vor der Eröffnung. In der Ortschaft Eltze wird im Seniorenpflegewohnheim Haus Monika eine Tagesmutter ab 1. September fünf kleine Kinder betreuen können. Betreiber und Eigentümer Ulrich Tiebel hatte die Idee für diese betriebliche Kindertagespflege, vor allem um es seinen Mitarbeiterinnen zu erleichtern, Beruf und Familie zu vereinbaren. „Jeder Platz hilft“, lobt die Tesch die private Initiative. Darum verzögert sich der Umbau des Küsterhauses. So soll das denkmalgeschützte Küsterhaus in eine Kita umgebaut werden. Ein Rundgang durch das 150 Jahre alte Küsterhaus. Von Anette Wulf-Dettmer