Uetze: Reiter gehen mit Springreiter Carsten Titsch in den Parcours

Eigentlich hätten alle Vereinsverantwortlichen mit den letzten Vorbereitungen für das Spring- und Dressurturnier beschäftigt sein sollen. Doch die für den 29. und 30. August geplante Veranstaltung musste der Reit- und Fahrverein Hänigsen wegen der Corona-Pandemie absagen. Als Ausgleich für passionierte Reiter hat der Vereinsvorstand einen Lehrgang organisiert, für den er den erfolgreichen Springreiter Carsten Titsch als Trainer gewinnen konnte. 20 Reiter konnten sich mit ihren Pferden für den Kurs auf der Reitanlage in Hänigsen anmelden. Carsten Titsch ist für seine Geduld bekannt: Für Robin Warmbold aus Immensen war klar, dass er bei diesem zweitägigen Lehrgang dabei sein wollte. Der 28-Jährige kennt Titsch bereits von anderen Veranstaltungen und trainiert regelmäßig bei ihm. „Er hat die nötige Ruhe und Geduld mit seinen Schülern“, sagte Warmbold. Nach jedem Sprung hatte Titsch aufbauende Worte für die Reiter parat. „Sehr gut“, sagte er oft, gefolgt von kurzen, präzisen Anmerkungen, was sie noch besser machen können. „Übung macht hierbei tatsächlich den Meister“, sagte Warmbold. „Erst klappen viele Dinge noch nicht. Aber wenn man sie öfter trainiert hat, gelingen sie plötzlich.“ Titsch ist bewusst, dass das Springreiten für 95 Prozent der Teilnehmer ein Hobby sei. „Und ein Hobby soll Spaß machen“, sagte er. Deshalb sei ihm wichtig, dass am Ende des Tages alle mit einem guten Gefühl vom Pferd steigen. „Es wäre gar nicht gut, wenn sie den Gedanken hätten, dass es zu anstrengend war und sie kaputt sind“, sagte der Pferdeexperte. Er gestaltete die Übungsstunden abwechslungsreich. Mal ließ er die Reiter mit den Pferden über einzelne Hindernisse springen, mal gab er vor, wie viele Galoppsprünge zwischen zwei Hindernissen liegen sollten. Der 34-jährige Carsten Titsch ist selbst Springreiter und bietet darüber hinaus Unterricht und Lehrgänge in ganz Niedersachsen an. Er lebt in Eicklingen im Landkreis Celle. Herr Titsch, was reizt Sie an der Arbeit mit Pferden? Wir haben es mit einem Lebewesen zu tun. Da gibt es nie Schema F. Ein Pferd hat mal bessere und mal etwas schlechtere Tage. Darauf muss man eingehen können. Sie sind erstmals in Hänigsen. Wie gefällt Ihnen die Anlage? Der Platz ist mit 60 mal 40 Meter recht groß. Der Boden ist gut. Besonders hat mir gefallen, dass am Morgen zum Aufbauen viele Helfer vor Ort waren. Das ist nicht überall so. Gibt es ein gutes Einstiegsalter für Kinder, um mit dem Reitsport zu beginnen? Nein, das kann man nicht pauschal sagen. Es gibt Kinder, die ihren Körper mit vier oder fünf Jahren schon so gut im Griff haben, dass sie auf ein Pferd steigen können. Bei anderen ist es erst mit zehn Jahren so weit. Das ist das Schöne am Reiten: Man kann in jedem Alter problemlos einsteigen. Erst ein Gespräch mit dem Trainer, dann auf den Reitplatz: „Man kann von so einem Lehrgang immer ein paar Kleinigkeiten für sich mitnehmen und verbessern“, sagte Warmbold. Titsch hat ein geschultes Auge dafür, was seine Schüler falsch machen. Vor Beginn des Kurses suchte er mit allen das Gespräch, um mehr über den Reiter und sein Pferd zu erfahren. „Nach ein paar Minuten auf dem Platz erkenne ich, wo die Schwächen bei jedem liegen“, erklärte Titsch, der zum ersten Mal für einen Lehrgang nach Hänigsen gekommen war. Die Hälfte der Teilnehmer habe er ohnehin schon einmal auf Reitveranstaltungen gesehen. Für Titsch ist es eine ungewohnte Jahreszeit, um einen Lehrgang anzubieten. „Normalerweise macht man diese im Frühjahr für die bevorstehende Freiluftsaison oder im Herbst für die Hallenzeit“, sagte er. Da aufgrund der Corona-Krise in diesem Jahr alles etwas anders läuft, hat sich der Verein für diesen Sonderweg entschieden. „Aufgrund der Situation gibt es nicht so viele Turniere, da haben wir diese Veranstaltung eingeschoben“, erklärte Heidi Marz, Pressewartin des Reitvereins. Schließlich wolle man die Vereinsmitglieder auch bei Laune halten. Ein Reitpferd kostet 500 Euro im Monat: Seit 15 Jahren trainiert Carsten Titsch Springreiter, bietet im Norden Deutschlands auf Wunsch Lehrgänge an. Er selbst ist nach wie vor auch als Springreiter aktiv und das erfolgreich. 2019 gewann er beispielsweise die Hauptprüfung, ein Springprüfung der Klasse S* mit Stechen, beim Turnier in Westercelle/Altencelle. Zuletzt startete er mit mehreren Pferden beim Turnier in Göttingen-Holtensen. Titsch ist bewusst, dass der Reitsport in den vergangenen Jahren immer teurer geworden ist. Die Anschaffung, der Unterhalt sowie regelmäßige Kosten für Hufschmied und Tierarzt sorgen laut Marz durchschnittlich für einen Betrag in Höhe von 500 Euro. „Einen Fußball kann ich mal acht Wochen in die Ecke legen. Das stört niemanden. Mit einem Pferd kann ich das nicht machen“, sagte Titsch. Lesen Sie auch Heiner Mundt hält Hänigser Reitverein seit 70 Jahren die Treue Sonst mehr als 1000 Zuschauer: Freie Sicht auf das Reitturnier in Thönse - Sportbuzzer.de Beim Reitturnier in Hänigsen geht’s allein um den Sport Von Mark Bode