Gericht: Wedemärker hortet Tausende Dateien mit Kinderpornografie

Diese große Menge an Dateien hat auch einen erfahrenen Ermittler der Polizei Hannover entsetzt. Ein 47 Jahre alter Mann aus der Wedemark hat über Jahre mehrere tausend Dateien mit kinder- und jugendpornografischem Material aus dem Internet heruntergeladen. Nun saß er vor Amtsrichter Michael Siebrecht auf der Anklagebank des Amtsgerichts Burgwedel. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft ging über den bloßen Besitz dieser Dateien hinaus. Dem Mellendorfer wurde auch die Verbreitung des Materials vorgeworfen. Diese mutmaßliche Verbreitung via Twitter wurde dem Mann schließlich zum Verhängnis. Der Empfänger erstattete Anzeige. Im Mai 2020 durchsuchte die Polizei die Wohnung in Mellendorf. Die Beamten stellten 14 Festplatten bei dem Hartz-IV-Empfänger sicher, darauf mehrere Millionen Dateien. So viele, dass die Technik der Spezialisten von der Polizei bei der Sichtung beinahe in die Knie ging, berichtete ein Polizist im Zeugenstand. „Das war schon eine erhebliche Menge“, sagte der Beamte. Letztlich fanden die Ermittler 9629 Dateien mit kinderpornografischem sowie 1550 mit jugendpornografischem Inhalt. Die Polizei geht jedoch davon aus, dass sich noch mehr verbotene Dateien auf den Festplatten des Angeklagten befanden. Der 47-jährige Mann räumte alle Vorwürfe ein – bis auf die öffentliche Verbreitung des Materials in einschlägigen Foren. „Ich habe die Daten nur einer Person direkt geschickt“, sagte der Mellendorfer auf der Anklagebank. In der Folge wurde dieser Vorwurf von der Staatsanwaltschaft fallengelassen. Angeklagter spricht von einer „Sammelwut“: Doch wie konnte es nur so weit kommen? Der Angeklagte räumte ein, homosexuell und auch pädophil zu sein. Zunächst habe er nur pornografisches Material mit homosexuellen Hintergrund – auf dem nur Erwachsene zu sehen waren – heruntergeladen. Doch dann habe ihn nach eigenem Bekunden eine „Sammelwut“ gepackt. Er habe alle Dateien gespeichert, derer er habhaft werden konnte. „Das war eine Sucht, das zu haben“, räumte der 47-Jährige in der Verhandlung ein. Das könne er heute so auch nicht mehr nachvollziehen. „Ich bedaure meine Taten.“ Heute habe er das „glücklicherweise unter Kontrolle“, meinte der Angeklagte. Hin und wieder konsumiere er noch mal einen Erwachsenen-Porno. Doch er besitze keine verbotenen Dateien mehr. Das Verlangen zu sammeln habe er nicht mehr – und er wolle auch eine Therapie gegen seine Pädophilie machen. Lesen Sie auch Künstliche Intelligenz wertet Kinderpornos aus: Zehn Bundesländer und BKA nutzen Polizei-Software aus Niedersachsen Angeklagter selbst als Kind vom Vater sexuell missbraucht: „Das ist für mich eine Worthülse“, sagte Siebrecht. „Ich messe nicht an Worten, sondern an Taten“, betonte der Amtsrichter. So hätte sich der 47-Jährige bereits selbst seit geraumer Zeit um Hilfe und einen Therapieplatz bemühen können. Doch bis zum Tag der Hauptverhandlung sei nichts geschehen, kritisierte Siebrecht. Strafmildernd wertete Siebrecht das umfangreiche Geständnis – aber auch die Einlassung des Mannes, dass er als Kind vom eigenem Vater sexuell missbraucht worden sei. Seither habe er nie eine Beziehung zu einem Partner aufbauen können, sich von der Familie weitgehend losgelöst. „Ich finde die körperliche Nähe eklig“, sagte der 47-Jährige. Urteil lautet zehn Monate Haft auf Bewährung: Auch die Tatsache, dass der Mellendorfer bislang juristisch noch nie in Erscheinung getreten ist, wirkte sich letztlich auf den Richterspruch aus. Siebrecht verurteilte den Mann, der auch wegen seiner körperlichen Gebrechen seit zehn Jahren Hartz-IV bezieht, zu zehn Monaten Haft, die drei Jahre auf Bewährung ausgesetzt sind. Denn die Vielzahl an verbotenen Dateien wiegen durchaus schwer, betonte der Amtsrichter. Als weitere Auflagen wird dem 47-Jährigen ein Bewährungshelfer zur Seite gestellt, der auch bei der Suche nach einem Therapieplatz behilflich sein soll. Zudem muss der Mann 200 Stunden leichte, gemeinnützige Arbeit leisten. Von Sven Warnecke