Wedemark: Bissendorfer schützen ihr dörfliches Ambiente

Über eine örtliche Bauvorschrift sichert die Gemeinde Wedemark jetzt die Gestaltung von Gebäuden und Außenanlagen im Ortskern von Bissendorf. Der Rat hat die Satzung mit sofortiger Wirkung nach Veröffentlichung beschlossen. Das Verfahren begann bereits im Jahr 2016 mit einer Bestandsaufnahme – und hielt doch noch Überraschungen parat: Denn die Bissendorfer wünschten sich die somit geregelte Fläche vier Mal so groß wie zunächst erfasst. „Wir haben Gebäudehöhen, Dachformen und Farben vorgegeben, außerdem Fassadengestaltung und Einfriedungen. Zusätzlich haben wir uns gegen Schottergärten ausgesprochen“, sagte Bissendorfs Ortsbürgermeisterin Susanne Brakelmann (CDU) in der letzten Gemeinderatssitzung in diesem Jahr. „Gleichzeitig möchten wir mit dieser Satzung Entwicklungen wie etwa der Fotovoltaik Raum geben. Wir wollen Fortschritt ermöglichen und nicht als ,Museumsdorf’ erstarren. Wir hoffen, mit diesen Regeln das Flair in Bissendorf zu erhalten.“ Geltungsbereich vier Mal so groß: Der Geltungsbereich habe sich nahezu vervierfacht. „Er wird nun eingegrenzt von der Kreisstraße 101 (Am Heerwege) im Süden bis zum Friedhof im Norden, vom Rubensweg im Westen und im Osten von den Gebieten Kummerberg I und II“, sagte Brakelmann und zeichnete noch einmal den Verfahrensweg nach. 2016 begann das Büro Stadtlandschaft aus Hannover mit seiner Bestandsaufnahme. Es folgten interne Abstimmungsgespräche im Ortsrat. Bei der ersten öffentlichen Sitzung des Gremiums zu dem Thema im Jahr 2018 gaben interessierte Bürger den Kommunalpolitikern viele Anregungen mit. Auch 2019 und 2020 befasste sich der Ortsrat weiter mit der Gestaltungssatzung. Bürger wollen dörfliches Ambiente schützen: „Hatten wir Ortsratsmitglieder erst noch die Befürchtung, dass die Bürger sich gegen eine solche Satzung aussprechen würden, wurden wir schnell eines Besseren belehrt“, erinnert sich Brakelmann. „Es wurde die Bitte geäußert, den Geltungsbereich deutlich auszudehnen, um das dörfliche Ambiente zumindest abseits der Hauptstraßen zu schützen.“ Diesem Wunsch seien die Ortsratspolitiker nachgekommen. Bestand kann wie bisher erhalten werden: Von den Gestaltungsvorschriften in dem Bereich bleiben Baudenkmale (Einzeldenkmale und Gruppen baulicher Anlagen) nach dem Niedersächsischen Denkmalschutzgesetz unberührt. Ebenso können Eigentümer für Gebäude und Einfriedungen, die vor Inkrafttreten der Satzung errichtet wurden, bei Instandhaltung und Modernisierung weiter auf die bisher verwendeten Materialien, Farben und Formen zurückgreifen. Ausnahmen gelten bei kompletten Dachneueindeckungen beziehungsweise Erneuerungen von Fassaden sowie baugenehmigungspflichtiger Umbaumaßnahmen oder Erweiterungen vorhandener Bausubstanz. Außerdem unterscheidet die Gestaltungssatzung etwa bei den vorgeschriebenen Dachformen und Materialien zwischen Wohnhäusern und gewerblichen oder landwirtschaftlichen Betriebsgebäuden. Von Ursula Kallenbach