Wedemark: Moderner Wohnungsbau ersetzt Fachwerkhaus in Mellendorf

Am Ortseingang von Mellendorf ist eines von zwei alten Fachwerkhäusern abgerissen worden. Moderne Wohnbebauung soll an die Stelle treten. Ein Baustellenschild, das Auskunft über den Bauherrn und Architekten gibt, fehlt indes. Etwa drei Wochen haben die Mellendorfer, Passanten und Autofahrer das Abrissgeschehen auf dem Dreieck zwischen Kaltenweider Straße, Hartmannshof und dem ersten Abschnitt der Wedemarkstraße beobachten können. Nun sieht es bildlich so aus, als wäre ein dicker Backenzahn gezogen, und die Wunde ist noch nicht versorgt. Das Operationsfeld, wenn man denn so will, erscheint wüst, weist Schäden rundum auf, und der Operateur hat seine Visitenkarte nicht hinterlassen, berichtet eine Leserin dieser Zeitung, die namentlich nicht genannt werden möchte. Platz für Vier-Familienhaus und zwei Doppelhäuser? Als Neubebauung sind auf der Fläche ein Vier-Familien-Haus und zwei Doppelhäuser - also zweimal zwei Doppelhaushälften – vorgesehen. Die Bauanträge liegen dafür vor. Das bestätigt Wedemarks Gemeindesprecher Ewald Nagel auf Anfrage. Die Vorhaben seien mit der Verwaltung „grundsätzlich vorbesprochen“. Die beiden Doppelhäuser seien bereits genehmigt, das beantragte Vier-Familien-Haus noch nicht. Auf dem Grundstück kann sich ein Erwerber baurechtlich auf die allerorten herangezogene Baulücken-Regelung nach Paragraf 34 Baugesetzbuch berufen. Wo kein Bebauungsplan vorliegt – wie in den meisten alten Dörfern – wird ein Neubau nach der vorhandenen Bebauung in der Umgebung beurteilt. Einen Planungsbedarf habe die Kommune an der Stelle in Mellendorf nicht gesehen, berichtet der Gemeindesprecher auch mit Blick auf das Vorgehen mit den jüngsten Vorkehrungen der Gemeinde zum Schutz des Dorfbildes in Bissendorf. Für den Kernbereich dort zwischen Gottfried-August-Bürger-Straße, Tattenhagen und Am Markt hat die Kommune kürzlich einen Bebauungsplan auf den Weg gebracht. Baudenkmal bestimmt die Umgebung: Auf dem Eckgrundstück in Mellendorf ist eines der beiden Fachwerkhäuser stehen geblieben. Es wird wie ein Anker auch die „ergänzende Bebauung“ mit bestimmen, wenn die Denkmalpflege der Gemeinde ihre Optionen wahr macht. Es handele sich um ein Baudenkmal, das zu erhalten sei, bestätigt Nagel. Die Sanierung des Haupthauses werde denkmalrechtlich von der Verwaltung begleitet. Fragen des Denkmalschutzes seien auch in der Umgebung von Baudenkmalen zu beachten. „Das hatte hier konkret die Folge, dass zum Beispiel eine Sichtachse freizuhalten ist, und dass die Bauhöhe des Vier-Familien-Hauses beschränkt wurde“, berichtet die Verwaltung auf Nachfrage weiter. Während das Baudenkmal vorher, kaum wahrnehmbar hinter Hecken und Bäumen verdeckt war, sehen die Experten aus dem Fachbereich Planen und Bauen diese Sichtachse nun hergestellt. Zudem sollen die Firsthöhen der neuen Häuser unterhalb der Firsthöhe des Haupthauses bleiben. Es werde darauf geachtet, dass die Baukörper der Neubauten das Denkmal nicht erdrücken. „Die Abstände sollen auch so groß wie möglich sein“ gibt der Gemeindesprecher aus dem Fachbereich Auskunft. Derzeit werde mit dem Bauherrn über Detailfragen zu Farbgestaltung und Materialwahl verhandelt. Abriss wird kritisch gesehen – aber Privatrecht: Das Fachwerkhaus, das abgerissen wurde, hatte der Gemeinde zufolge nur Nebenanlagen enthalten. Alteingesessene Mellendorfer wissen zu berichten, dass die Häuser bereits seit Langem nicht bewohnt und genutzt wurden. Sie gehörten einer Erbengemeinschaft. Über ein wenig fachgerechtes Vorgehen und unprofessionelle Ausstattung des Abrisstrupps äußerten sich Nachbarn im Verlauf der Arbeiten gegenüber der HAZ kritisch; auch soll es beim Fällen der Bäume zu Schäden auf mindestens einem Nachbargrundstück gekommen sein. Zu den konkreten Fällgenehmigungen konnte die Verwaltung auf Nachfrage dieser Zeitung bislang keine Auskunft geben. Bei Bau- oder Abbruchmaßnahmen mache die Gemeindeverwaltung aber nicht explizit Sicherheitsauflagen, sagt der Sprecher. Wie bei anderen Bauvorhaben auch, seien die fachgerechte Ausführung oder Absperrmaßnahmen Sache des jeweiligen Bauherrn. Auch entstandene Schäden müssten privatrechtlich geklärt und gegebenenfalls beglichen werden. Lesen Sie auch: Wie soll der B-Plan für die Fläche rund um die alte Hofstelle in Bissendorf aussehen? Rettung für alte Hofstelle? Ortsrat eröffnet Debatte um B-Plan Versteigerung: Wie geht es mit der alten Hofstelle in Bissendorf weiter? Trotz Verkehrsproblemen: Politik will neues Wohnbaugebiet Ortsriede Örtlicher Einzelhandel fordert Konzept Von Ursula Kallenbach