Wennigsen: Lesetipps gesucht? Hannah Kirchmeier präsentiert Bücher in Bredenbeck

Hannah Kirchmeier entscheidet die Buchauswahl „nach Gusto“. Nichts wird kategorisch ausgeschlossen, alles ist möglich. Daher kann sie von keiner speziellen Zielgruppe sprechen, wenn sie einmal im Monat in der Bücherei in Bredenbeck ihrem Publikum drei literarische Werke vorstellt. Mal richte sie ihr Angebot an Kinder, mal an Erwachsene. Sie stelle Sachbücher vor, präsentiere aber auch gerne alle Arten von Romanen. Manche Werke werden ihr empfohlen, woraufhin sie diese liest und sich genau über Inhalt und Autor informiert. Die meisten suche sie selbst aus. Woher das Interesse an der Literatur und der Sprache kommt, kann sie nicht genau festmachen. Im Gespräch mit ihr wird jedoch deutlich, dass sich das Thema wie ein roter Faden durch ihr Leben zieht. Als Lehrerin nach Kuba: Kirchmeier hat in Hannover Anglistik und Amerikanistik studiert. Schon damals hatte sie großes Interesse besonders an der englischen Literatur. Eine Reise führte sie später nach Kuba. „Da gab es das Humboldt-Institut, die haben Deutschkurse angeboten“, berichtet sie. Zufällig lernte sie den Direktor der Einrichtung kennen, der ihr eine Stelle als Lehrerin anbot. „Aufgrund meines perfekten hannoverschen Hochdeutsches“, erzählt Kirchmeier mit leicht ironischem Unterton. Auf Kuba blieb sie dann „ein paar Jahre“, bevor es sie nach Miami verschlug, wo sie für eine Frauenorganisation tätig war. „Ich habe geflüchteten Frauen aus Haiti versucht, Englisch beizubringen, für den Einbürgerungstest.“ Als Jahre später auch in Miami die Tage gezählt waren, plante sie, nach Venezuela zu ziehen. „Aber dann wurde Hugo Chaves krank, und ich ahnte schon, was sich dann auch bewahrheitet hat“, erzählt sie mit Hinblick auf die Krise in dem südamerikanischen Land. Das sei ihr eine Spur zu gefährlich gewesen. Kirchmeier arbeitet zehn Jahre auf ihrer Farm: Also ging es zurück in die Heimat. Nun, nicht ganz. Es verschlug die Hannoveranerin nach Neu Poserin in Mecklenburg-Vorpommern. „Dort hatte ich dann eine kleine Farm für zehn Jahre“, erzählt sie beiläufig. Inzwischen fühle sie sich zu alt für die Arbeit auf dem Land. Im vergangenen Sommer sei sie deshalb zurückgezogen. Zwar nicht nach Hannover – aber nach Bredenbeck. Ihr Lesecafé hat sie dort am 3. März zum zweiten Mal angeboten. Die Resonanz sei gut. „Das war die beiden Male so nett, es entwickeln sich tolle Gespräche – und es gibt Kaffee und Kekse“, berichtet Kirchmeier begeistert. Bei der letzten Veranstaltung hatte sie die Bücher „Winterbienen“ von Norbert Scheuer, „Ein Mann seiner Klasse“ von Christian Baron und „Die letzte ihrer Art“ von Maja Luden vorgestellt. Unterstützung bekomme sie in Bredenback auch von Maria Liebing, der Leiterin der Einrichtung. „Sie kennt die Menschen dort und weiß, was ihnen gefällt.“ Bücher erzählen außergewöhnliche Geschichten: Welche Bücher Hannah Kirchmeier am liebsten präsentiert, kann sie nicht eindeutig sagen. Nicht immer müsse sie selbst von dem Werk 100-prozentig überzeugt sein, um es vorzustellen. Wichtig sei ihr, dass die Bücher außergewöhnliche Geschichten von Menschen erzählen. Ein Beispiel fällt ihr dann doch ein: „Deutsches Haus“ von Annette Hess. „Das will ich unbedingt mal vorstellen. Darin geht es um eine junge Frau aus sehr durchschnittlichen Verhältnissen, die als Übersetzerin vor Gericht tätig ist. Bei den Verhandlungen handelt es sich nicht um irgendwelche, sondern um die Auschwitz-Prozesse. Im Laufe der Geschichte erfährt die Protagonistin nicht nur, was für Gräueltaten die Deutschen im Zweiten Weltkrieg angerichtet haben, sondern auch, wie ihr eigener Vater darin verstrickt ist – und dass sie ganz und gar nicht aus einer durchschnittlichen Familie kommt.“ Die nächste Buchpräsentation in der Bücherei in Bredenbeck, Wennigser Straße 23, war bislang für Dienstag, 5. Mai, um 15.30 Uhr geplant. Kirchmeier hofft, dass das kostenlose Angebot bald wieder starten kann. Lesen Sie auch: Gemeindebücherei bietet kontaklose Bücherausleihe an Randalierer zerstören Bücherschrank in Bredenbeck erneut Von Janna Silinger