Wennigsen: Polizeischule für 1,3 Millionen Euro zum Kauf angeboten

Das Gelände der ehemaligen Polizeischule in der Wennigser Mark steht seit Freitag zum Kauf im Internet – für rund 1,3 Millionen Euro. Interessenten können sich noch bis zum 20. Mai beim Land Niedersachsen melden. Interessierte können sich unter nlbl.niedersachsen.de/startseite/liegenschaften/immobilienangebote/ das Angebot ansehen 1.330.975 Euro möchte das Land für das 53.239 Quadratmeter große Areal der ehemaligen Polizeiausbildungsstelle für Technik und Verkehr direkt am Deister haben. „Die Höhendifferenz im Gelände beträgt bis zu 21 Höhenmeter, es gibt einen großen Baumbestand“, beschreibt das Land das Grundstück und weißt auch darauf hin, dass alle der noch stehenden Gebäude – also das Schulungsgebäude, die Fahrzeughalle, die Sporthalle, die Unterkünfte und die Tankstelle – abgängig sind. Lesen Sie auch Alte Polizeischule in der Wennigser Mark könnte Neubaugebiet werden Interesse am Gelände ist groß: Bereits einen Tag nach der Veröffentlichung des Kaufangebots gibt es laut Christian Coombs vom Niedersächsischen Landesamt für Bau und Liegenschaften schon eine Vielzahl von Interessenten. Am Ende wird derjenige mit dem höchsten Gebot, das Grundstück bekommen. „Als Inhaber der Planungshoheit bestimmt die Gemeinde jedoch richtungsweisend die Art und das Ausmaß der Bebauung“, sagt Coombs. Daher bestehe natürlich enger Kontakt zur Gemeinde und das Land informiere jeden Kaufinteressenten über den seitens der Gemeinde aufgestellten Anforderungskatalog für die künftige Nutzung und Entwicklung der Liegenschaft. Vor allem Ortsbürgermeister Holger Dorl freut sich sehr darüber, dass es auf dem Areal nun bald weitergeht. Denn die Wennigser Mark sei eingekesselt von Naturschutzgebieten, eine Weiterentwicklung des Orts daher nur innerorts möglich. „Auf dem Gelände könnte neuer, zukunftsfähiger Wohnraum geschaffen werden“, sagt Dorl, der sich gemeinsam mit dem Ortsrat seit Jahren dafür einsetzt, dass es endlich weiter geht auf dem Gelände. Bereits seit 2008 steht die ehemalige Polizeischule in Wennigser Mark leer, wurde zwischenzeitlich sogar schon zum Verkauf angeboten, bis das Land dann doch nochmals prüfen ließ, ob es das Areal selber gebrauchen könnte. Um 1900 herum errichtete die Norddeutsche Zündschnurindustrie eine Fabrik zur Herstellung von Zündschnüren in der Wennigser Mark. Die Produktion wurde 1926 eingestellt, und die Gebäude standen zunächst einige Jahre leer. Die Gestapo der Nationalsozialisten zog 1933 in die Gebäude ein. Nach 1940 wurden polnische Zwangsarbeiter untergebracht. Der Landkreis Hannover richtete auf demselben Gelände von 1946 bis 1955 ein Altenheim ein. 1956 begann schließlich die Landespolizei, dort Polizisten zu schulen. Im Jahr 1963 nahm die Polizeiausbildungsstelle für Technik und Verkehr Niedersachsen (PATVN), wie die Polizeischule offiziell bezeichnet wurde, ihren Betrieb auf. Das alte Fabrikgebäude wurde schließlich abgerissen. 1978 wurde der Neubau auf dem Gelände bezogen. Auf etwa 10 000 Quadratmetern gab es Lehrsäle, Technik-, Schulungs- und Verwaltungsräume sowie Mensa und Küche. Auf dem Gelände, das seit 2008 größtenteils ungenutzt ist, gibt es eine Mehrzweckhalle und eine Schießanlage. Diese wurde bis 2015 weitergenutzt. Ortsbürgermeister wünscht sich zukunftsweisendes Wohnprojekt: Der Ortsrat will dann im Rahmen des B-Plan-Verfahrens Einfluss auf den Bau nehmen, denn das neue Wohngebiet müsse natürlich zum Ort passen, erläutert Dorl. „Aber alle Seiten dürften ja ein Interesse daran haben, dass hier ein zukunftsweisendes Wohnprojekt entsteht“, sagt der Ortsbürgermeister. Dem Ortsrat der Wennigser Mark und der Gemeinde Wennigsen ist für die Entwicklung der ehemaligen Polizeischule zu einem Wohnquartier wichtig, dass die Käufer ein qualitativ hochwertiges, vorwiegend am Bedarf junger Familien orientiertes städtebauliches Konzept mit einem die örtliche Gemeinschaft stärkenden Freiflächenkonzept und Gemeinschaftseinrichtungen entwickeln. Dazu gehört aus Sicht von Ortsrat und Verwaltung unter anderem ein Quartiersplatz, eine Kita, eine Turnhalle sowie Vereinsräume und Einkaufsmöglichkeiten – etwa ein Tante Emma Laden. Auch eine Bedarfsfläche für ein Feuerwehrgerätehaus solle freigehalten werden. Zudem soll auch sozialer und bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden. Besondere Bedeutung kommt für die Gemeinde einer klimaneutralen Bauweise zu und der Käufer muss auch die im Rat beschlossenen Standards für Neubaugebiete beachten. Von Lisa Malecha