Wennigsen: So meistert die Grundschule Bredenbeck den Lockdown

Seit vergangenem Montag lernen die Erst- bis Viertklässler in Bredenbeck wie alle Grundschüler in Niedersachsen im Szenario B. Das bedeutet: Sie nehmen in geteilten Gruppen am Unterricht teil, wenn ihre Eltern dem Präsenzunterricht zustimmen. „Gerade erst schrieb ich Ihnen zum Start ins Szenario B. Nun steht fest, dass sich die Landesregierung für eine Rückwärtsrolle entschieden hat: Mit Blick auf die schwierige Infektionslage hat der Ministerpräsident Stephan Weil Ihnen als Eltern nun doch empfohlen, Ihr Kind nicht mehr in die Schule zu schicken“, hatte Schulleiterin Tatjana Seidensticker den Eltern geschrieben, nachdem die neue Entscheidung stand. Lesen Sie auch: Schulbesuch trotz der Pandemie: Wälzen Sie die Verantwortung auf die Eltern ab, Herr Tonne? Aus ihrer persönlichen Sicht sei das Homeschooling die einzige Lösung, die die Infektionslage derzeit hergibt. Dennoch habe sie Verständnis für Eltern, die ihre Kinder weiterhin in die Schule schicken müssen. Bislang werden etwa zwei bis drei Kinder pro Klasse in Bredenbeck zu Hause unterrichtet. Schülern sollen keine Nachteile entstehen: Über schwer aufzuholende Lerndefizite macht sie sich keine Sorgen. Die Grundschule Bredenbeck sei klein und übersichtlich. „Wir haben im Blick, bei welchen Kindern es Rückstände gibt und wir nutzen alle Fördermöglichkeiten, wie etwa den Einzelunterricht, um alle mit Nachholbedarf in den Alltag zurück zu holen.“ Dem Bredenbecker Kollegium sei wichtig, dass den Schülern keine Nachteile entstehen, wenn sich die Eltern aus Solidarität für das Homeschooling entscheiden. Aus diesem Grund bekommen an der Grundschule Bredenbeck alle Kinder einer Klasse, unabhängig davon, ob sie vor Ort sind oder zu Hause, die gleichen Aufgaben in Form von Wochenplänen über das Klassenpadlet – einer Online-Lernplattform - und IServ. „Damit die Kinder, egal wo sie lernen, eine Bandbreite an Möglichkeiten haben“, sagt Seidensticker. Die Aufgaben, Videos und Anregungen reichen von Bewegungsspielen über Musikangebote bis hin zu Sachunterricht. Kinder, die unbedingt in die Schule kommen müssen, bearbeiten die gleichen Lernpläne unter Aufsicht einer Lehrkraft. „Somit schaffen wir für alle Kinder an dieser Schule gleiche Lernvoraussetzungen“, erläutert Seidensticker. Eltern können Kinder noch bis Freitag befreien: In einem Punkt allerdings handelt die Schule anders als andere Schulen in Niedersachsen – sie räumt den Eltern für die Entscheidung, ihr Kind zu Hause zu lassen, mehr Zeit ein. „Die Eltern sind ohnehin sehr angespannt und nun müssen sie auch noch diese Entscheidung treffen“, sagt sie. Daher habe man den Eltern die Möglichkeit eingeräumt, dass sie ihre Kinder auch noch im Laufe dieser Woche von der Präsenz befreien können. „Andersrum allerdings geht es nicht“, sagt Seidensticker. Wer sein Kind also seit Montag im Homeschooling hat, kann es nicht wieder zur Schule schicken. „Steinzeitmäßiger Unterricht“: Obwohl sie das Homeschooling aufgrund der Infektionslage bevorzugt, sei es natürlich auch entzückend, die Kinder wieder in der Schule zu sehen. „Sie sind so dankbar für jede Stunde Unterricht“, sagt Seidensticker. „Als Kind kann einem eine Woche wie 100 Jahre vorkommen – die Zeit ohne Unterricht wirkt für die Kinder unendlich.“ Zudem betont Seidensticker, dass die Maßnahmen dazu führen, dass man in „steinzeitmäßigen Frontalunterricht“ gekommen ist. „Die Vielfalt, von der der Unterricht an unserer Grundschule lebt, ist ad acta gelegt“, sagt sie. Daher hofft sie, dass der normale Schulunterricht bald wieder losgehen kann. Allerdings nur, wenn das die Infektionslage hergibt. „Denn die Gesundheit ist zur Zeit das Wichtigste“, sagt sie. Von Lisa Malecha