Ortsfeuerwehr Wunstorf nutzt ein Multitalent als Fahrzeug

Eingeklemmte Person nach Verkehrsunfall, Suizid an der Bahnstrecke, Brände, umgestürzte Bäume bei Sturm und Türöffnungen: Die Bandbreite der Aufgaben der Ortsfeuerwehren in Wunstorf ist groß. Um diese zu bewältigen, benötigen sie die passenden Fahrzeuge. Die Redaktion hat sich ein Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF) der Ortsfeuerwehr Wunstorf mal näher angeschaut und sich vom ehrenamtlichen Gerätewart alles erklären lassen. Gerätewart ist für Pflege und Wartung zuständig: Als Gerätewart ist Geerts neben zwei hauptamlichen Gerätetwarten für die Wartung und Pflege der Fahrzeuge und der Einsatzmittel sowie die Sauberkeit der Feuerwache zuständig. Als Feuerwehrmann machen ihm drei Dinge zu schaffen: Handygaffer bei Unfällen, Kritik von Bürgern an der Lautstärke an Martinshörnern bei nächtlichen Einsätzen und zunehmende Gewalt gegen Rettungskräfte. „Einmal hat uns ein Gast eines Restaurant bei einer Übung einfach den Motor abgedreht.“ Das Schlimmste sei gewesen, als eine Jugendliche bei einem Zugunfall unbedingt die Leiche fotografieren wollte. Fuhrpark besteht aus acht Fahrzeugen: „Insgesamt haben wir acht Fahrzeuge, ein Boot zur Wasserrettung und einen Wasserwerfer für Flächenbrände“, sagt der 24-jährige Dominik Geerts, der bereits seit 14 Jahren Mitglied der Feuerwehr ist. Im Frühjahr nächsten Jahres bekommt die Ortsfeuerwehr einen neuen Einsatzleitwagen, ein Gerätewagen Technik soll 2022 folgen. Die Neuanschaffungen für die Wunstorfer Ortsfeuerwehren regelt der sogenannte Feuerwehrbeschaffungsplan. „Die Lebensdauer eines Feuerwehrfahrzeugs liegt heute bei etwa 25 Jahren“, sagt Geerts. Stadt Wunstorf steht hinter Feuerwehren: Eines der jüngsten Fahrzeuge ist das rund eine Million Euro teure Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug von 2018. „Davon haben wir zwei. Bei dem jüngeren liegt der Schwerpunkt auf technischer Hilfeleistung wie bei schweren Unfällen“, erzählt der Gerätewart. Der Tank fasst aber auch 2000 Liter Wasser. Das andere wird mit einem Tank von 3000 Litern vorrangig zur Brandbekämpfung eingesetzt. „Wir können uns wirklich nicht beschweren. Die Stadt Wunstorf steht bei den Anschaffungen voll hinter uns“, sagt Geerts. Bei Sonderwünschen wie dem Defibrilator auf dem HLF hilft der Förderverein aus. Auto dient vor allem technischer Hilfeleistung: Das HLF hat alles an Bord, was für technische Hilfeleistungen erforderlich ist. Dazu gehören unter anderem hydraulische Spreitzer. „Damit können wir Holme, Säulen im Auto oder Kopfstützen durchtrennen“, erläutert Geerts. Dazu kommen Bolzenschneider und Spalthämmer sowie Rettungszylinder. Das HLF enthält auch Motorsägen für die Behebung von Sturmschäden sowie die dafür erforderliche Schutzausrüstung. Zum Aufschneiden von Toren dient eine Rettungssäge. Systemtrenner trennt Schaum von Wasser: Ein Mehrzweckzug sichert Autos vor dem Abrutschen, Stützen sichern Lkw. Hebekissen können bis zu 20 Tonnen anheben. „Unser Spektrum reicht vom vollgelaufenen Keller bis zum Zugunfall“, beschreibt Geerts. Daher gibt es auch leistungsstarke Pumpen und Wassersauger. „Herzstück des Fahrzeugs ist die Pumpe. Schläuche und Verteiler dienen der Brandbekämpfung“, sagt Geerts. Wichtig sei auch der Systemtrenner, der Schaum und Wasser zum Schutz der Umwelt voneinander trennt. Mit Geräten aus dem Türöffner-Rucksack können hilflose Menschen hinter verschlossenen Türen befreit werden. Lesen Sie auch: Feuerwehr Wunstorf blickt auf ihr Jubiläumsjahr zurück Nur mit sechs statt neun Kräften zum Einsatz: Zur Ausrüstung gehören auch Atemschutzgeräte, ein Rettungsset mit Decke, Tragetuch und Schere, Stromaggregat, Lichtmast, Leitern, Schaufeln und Besen sowie Drucklüfter, Scheinwerfer, Kabeltrommel und Wärmebildkamera. Im Wagen befinden sich auch Trainingsanzüge, die die Feuerwehrleute anziehen, wenn ihre Kleidung kontaminiert wurde. „Das Rettungsbrett ist die schonendste Methode einen Patienten zu bewegen“, erläutert Geerts. Wichtig sind auch Gaswarn- und Funkgeräte sowie ein Rettungsrucksack sowie derzeit das Hygieneboard. „Wegen Corona dürfen wir nur mit sechs statt neun Kräften besetzt sein.“ Von Anke Lütjens