Wunstorf: Machen Easy Shopper im Marktkauf das Leben leichter?

Elektronische Helfer zur Entlastung der Kassen im Supermarkt sind offenbar auf dem Vormarsch: Rewe hat vor gut einer Woche in Laatzen erstmals Handscanner und kassenloses Bezahlen in Betrieb genommen. Beim Marktkauf in Wunstorf gibt es seit einem Jahr das System Easy Shopper. Ziel beider Systeme: Das Ein- und Auspacken der Waren an der Kasse entfällt, bei Rewe auch das Kassenpersonal. Wir haben das System in Wunstorf getestet und mit Kunden gesprochen. Es wird demnächst auch in Neustadt eingeführt. Mit einer gewissen Portion Skepsis beginnt der Selbstversuch mit Easy Shopper im Marktkauf. Der digitalisierte Einkaufswagen soll vieles einfacher machen. Ist das so? Ganz leicht, ganz einfach soll es sein. „Ich zeige ihnen das gern“, sagt Kassiererin Stefanie Stiel. 70 Easy Shopper stehen vor der Tür. Selbst an einem Vormittag mit relativ wenig Frequenz steuern etliche Kunden diese Einkaufswagen an. Smartphone oder Deutschland-Card: So beginnt der Einkauf an der Shopper-Garage vor der Tür. Der erste Schritt ist das Herunterladen der App „Easy Shopper“ auf das Smartphone. Die App wird benötigt, um den Wagen freizuschalten. App öffnen, den QR-Code unter den Scanner am Wagen halten und losgehen. Alternativ funktioniert auch die Deutschland-Card zum Freischalten des Wagens. Die Einkaufswagen dieses Systems haben keinen Drahtkorb, um die Waren zu transportieren. Sie bieten stattdessen Platz für zwei private Einkaufskörbe und unten die übliche Ablage für Getränkekisten und andere große Artikel. „Das ist doch das Tolle“, sagt Stiel, „dass man viel weniger Ein- und Auspacken muss.“ Weniger Ein- und Auspacken bedeutet, dass alle Waren sofort in der eigenen Tasche landen und dort auch bleiben können. Der Vorteil wird später an der Kasse deutlich. Am Handlauf der Wagen ist ein großes Display montiert, auf dem die gesammelten Artikel erscheinen sollen. Tatsächlich erweist sich die Bedienung des Displays als übersichtlich und leicht: Spülmittel gegriffen, den Barcode an der Flasche unter den Scanner gehalten, mit Okay bestätigen und das Spüli kann in den Einkaufskorb. Den „modernsten Einkaufswagen der Welt“ nennt die Edeka Minden-Hannover den Easy Shopper, der seit Juli 2019 im Wunstorfer Marktkauf im Einsatz ist. Von 1488 Märkten, die zur Edeka Minden-Hannover gehören, arbeiten derzeit 38 mit Easy Shopper. Nach und nach soll es in weiteren Märkten angeboten werden. „Da die Vorbereitungen Zeit in Anspruch nehmen, kann der Easy Shopper nur nach und nach in den Märkten eingeführt werden“, schreibt Sophie Dilla aus dem Bereich Unternehmenskommunikation. In Neustadt wird der digitale Einkauf möglich, sobald im November der Neubau des Edeka Hanekamp in Betrieb gegangen ist. Das Scannen des Spülmittels war einfach. Der Artikel ist ein Leichtgewicht. Aber es muss jede Waren an den Scanner in 1,50 Meter Höhe gehoben werden. Wie geht das bei einer Kiste Wasser? Indem eine einzelne Wasserflasche an den Scanner gehalten wird. Auf dem Display erscheint die Frage: „Flasche oder Kiste?“ „Und in welcher Anzahl?“ Einmal tippen, und der Einkauf ist registriert. Ebenso leicht lassen sich Waren wieder von der Liste entfernen. Und ein Tippen auf das Einkaufswagen-Symbol verschafft nicht nur den Überblick über alles, was im Wagen liegt, sondern zeigt auch die Endsumme an. Lesebrille empfiehlt sich: Nächste Station ist die Brot-Theke. Brot, Brötchen, Donuts und Co. haben keinen Barcode. Stiel verweist auf Symbole für Brot, Obst und Gemüse links oben auf dem Display. Antippen – und entweder die vierstellige Nummer eingeben, die auf den Preisschildern steht, oder den Namen des Artikels tippen. Das ist ebenfalls nicht schwierig. Brillenträger sollten bei Bedarf allerdings ihre Lesebrille tragen, um die richtigen Symbole erkennen zu können. Ähnlich ist es mit regionalen Produkten ohne Barcode. Reinhold’s Rübensaft beispielsweise. Die Wunstorfer Spezialität kann über das Eingeben der Nummer oder das Tippen des Namens eingegeben werden. Für den Fall, dass ein Scan oder eine Eingabe nicht gelingt, gibt es ein kleines Fragezeichen auf dem Display. Darüber wird ein Mitarbeiter gerufen, der helfend eingreift. Trotz intensiver Bemühungen findet sich beim Testeinkauf kein Artikel, der solche Hilfe erforderlich macht. Irgendwann ist alles auf der Liste abgehakt, der Einkauf erledigt. Wer Einkaufslisten lieber digital bei sich hat, bekommt das bestätigt, denn der Einkaufszettel kann zu Hause schon auf die App geladen und direkt auf das Display übertragen werden. Dann geht es zur Kasse. Zu Stoßzeiten sind zwei Easy-Shopper-Kassen besetzt. Es geht schnell. Eine Waage gleicht den Einkauf ab: Wie schnell, zeigt sich bei Karin Gerhards. Sie hat zwei volle Einkaufskörbe und muss nur ihre EC-Karte zücken, um die Gesamtsumme zu begleichen. Die Summe steht auf dem Display. Der Kunde gibt sie mit einem Fingertipp frei und übermittelt sie direkt an die Kassiererin. Barzahlung geht selbstverständlich auch. Beim Rewe-System braucht der Kunde ein Paypal-Konto und eine Payback-Karte, das spart Kassenpersonal. „Ich nutze Marktkauf, seit die Wagen hier stehen“, sagt Gerhards. In ihren Stamm-Markt in Luthe geht sie seitdem kaum noch, weil sie trotz der Fahrt „quer durch die Stadt“ immer noch Zeit spare. Damit die Kassiererin weiß, dass auch wirklich alles gescannt wurde, was in den Taschen liegt, haben Einkaufswagen eine integrierte Waage. An der Kasse wird das tatsächliche Gewicht aller Artikel ebenso angezeigt wie das Gewicht, das sich auf dem Wagen befindet. Sei die Differenz zu groß, schaue sie nach, ob womöglich eine Getränkekiste nicht eingescannt sei, sagt Stiel. Absolute Gewissheit haben die Kassierer aber nicht. Da spiele Vertrauen zu den Kunden eine Rolle. Kontrolliert werde nur bei berechtigtem Verdacht, sagt Stiel. Auch Ältere nutzen die Technik: Wer nutzt die Easy Shopper? „Erstaunlich viele“, sagt Stiel. Und beileibe nicht nur jüngere Menschen, sondern auch viele Ältere, von denen sie es gar nicht erwartet hatte. Die Technik sei doch mit wesentlich weniger Schlepperei verbunden. Der Rücken werde es danken. Einen Nachteil, sagt Stiel, haben manche Eltern. Wer mit zwei, drei Kindern den Wochenendeinkauf erledigen will, verliert schnell den Überblick, wenn die Kleinen rechts und links in die Regale greifen, dieses hineinlegen und jenes wieder zurück. Dann empfiehlt Stiel die konventionellen Einkaufswagen. Etwas mehr Konzentration und Überblick seien schon notwendig beim Easy Shopping. Lesen Sie auch Easy Shopper soll Einkaufen komfortabler machen E-Center Hanekamp wird modernisiert Rewe-Markt im Leine-Center bietet kontaktloses Einkaufen an Von Beate Ney-Janßen