Wunstorf: Region prüft Abholzung in Bokeloh auf dem Nistac-Gelände

Umweltskandal? Oder geht hier alles mit rechten Dingen zu? Seit Tagen wird die Vegetation auf dem ehemaligen Nistac-Gelände in Bokeloh abgeholzt. Bokeloher haben Nabu und Behörden informiert. Die Region forscht nach einer Genehmigung. Ohne ein solches Papier wäre die Aktion vor dem 30. September vermutlich illegal. Große Teile des Geländes sind seit 2004 ungenutzt. Die Kettler-Tochter Nistac hatte die Produktion von Gartenmöbeln und Schreibtischen damals eingestellt. Seitdem wurden in einem Teil der insgesamt 30.000 Quadratmeter großen Hallen auf dem 80.000 Quadratmeter großen Grundstück nur noch Produkte der Kettler-Gruppe verkauft. Dieser Werksverkauf schloss Ende 2019. Gibt es Kaufinteressenten? Seit 2004 haben sich auf dem Areal Bäume und Sträucher in vielen Bereichen zu stattlicher Größe entwickelt. Ökologen freut die Verwilderung. Interessenten für diese Immobilie sind davon weniger begeistert. Und angeblich soll es Kaufinteressenten geben. Das Gelände soll Kettler noch gehören. Das ließ sich jedoch am Dienstag noch nicht nachprüfen. Andere Quellen sagten am Dienstag, dass die Fabrik abgerissen wird, um Platz für Häuser zu schaffen. Davon ist der Stadt aber nichts bekannt. Grüne: „Wir sind entsetzt“: Anwohner in Bokeloh beobachten seit Ende vergangener Woche das Freischneiden des Grundstückes. Bäume werden gefällt und geschreddert, Sträucher sind bis auf den Boden zurückgesetzt. „Es ist davon auszugehen, dass sich dort viele Vögel und Kleinstlebewesen angesiedelt haben. Diese wurden auf äußert brutale Art und Weise ihres Lebensraumes beraubt“, schreibt Anne Dalig von den Grünen. „Wir sind entsetzt über diesen frevelhaften Umgang mit der Natur und erwarten eine ebenso große Anpflanzung neuer Bäume", schreibt Dalig weiter. Bokeloher haben neben dem Nabu auch den Naturschutzbeauftragten der Region Hannover für Wunstorf, Karl-Heinz Girod, die Stadt- und die Regionsverwaltung informiert. Naturschutzbeauftragter ist nicht informiert: Nach dem Bundesnaturschutzgesetz gilt die Zeit vom 1. März bis 30. September als Schonzeit. Paragraph 39 sagt: „Es ist verboten, Bäume, die außerhalb des Waldes...oder gärtnerisch genutzten Grundflächen stehen, Hecken, lebende Zäune, Gebüsche und andere Gehölze in der Zeit vom 1. März bis zum 30. September abzuschneiden oder auf den Stock zu setzen; zulässig sind schonende Form- und Pflegeschnitte.“ Für alles andere braucht es eine behördliche Anordnung. Wer so abholzen lässt wie in Bokeloh, muss das Gelände vorher artenschutzrechtlich prüfen lassen, sagt Girod. Er müsse auch nachweisen, dass die Arbeiten nicht auf andere Weise oder zu anderer Zeit durchgeführt werden können. Bei Bauvorhaben ist es so, dass nur geringfügiger Gehölzbestand beseitigt werden darf. Von geringfügig kann in Bokeloh allerdings keine Rede sein. Girod ist über eine artenschutzrechtliche Prüfung nichts bekannt. Unternehmer versichert: Es gibt Genehmigungen: Philipp Cattau, Geschäftsführer der Wedemärker Landschaftsbaufirma, beteuert, der Investor habe alle nötigen Genehmigungen vorliegen. „Ich könnte es mir als Unternehmer nicht leisten, hier irgendetwas Illegales zu tun“, sagte Cattau, „es ist alles in Ordnung.“ Namen des Eigentümers und des Auftraggebers dürfe er nicht nennen. Was sich dort seit Tagen in Bokeloh abspielt, hat die Stadtverwaltung Wunstorf überrascht. „Hier ist nichts bekannt, bei uns hat niemand eine Änderung der Nutzung angezeigt oder eine Bauvoranfrage gestellt“, sagt Wirtschaftsförderer Uwe Schwamm. Die Stadt stehe in Verbindung mit der Unteren Naturschutzbehörde bei der Region. Die Region selbst prüft die Abholzung seit Montag. Für eine abgesicherte Stellungnahme war die Naturschutzbehörde am Dienstag noch nicht in der Lage. Lesen Sie auch Kettler schließt Werksverkauf in Bokeloh Nistac-Gelände soll wieder genutzt werden Bokeloh - Eignet sich Nistac-Gelände für Wohnungbau? – HAZ – Hannoversche Allgemeine Wunstorf: Interessent sagt für Kettler-Immobilie in Bokeloh ab Von Markus Holz