Wunstorf: Reinhard Aust verlässt die Polizei Steinhude

Die Ruhe bewahren und das Gespräch suchen, damit lässt sich viel erreichen. Genau das war immer die Devise für den Steinhuder Polizisten Reinhard Aust. Nach gut 44 Dienstjahren ist für den Hauptkommissar nun aber Schluss. Am Freitag, 29. Januar, erhält er wegen der Pandemie erstmal nur seine Urkunde. Im Dienst war er allerdings seit einer Operation im September nicht mehr. Jetzt geht er regulär mit 62 Jahren in Ruhestand. Er hofft, dass er eine richtige Feier mit den Kollegen im Sommer nachholen kann. Aust ist gebürtiger Steinhuder. Nach dem Schulabschluss an der Otto-Hahn-Schule begann er 1976 seine Polizeiausbildung. „Ich habe nur diese eine Bewerbung geschrieben, es war für mich immer klar, dass ich das wollte. Und ich habe das auch nie bereut“, sagte er. Nach seinen Anfängen in Braunschweig und Hannover kam er 1980 zum Polizeikommissariat Wunstorf. Erinnert er sich an seine Zeit im Streifendienst, denkt er an eine eingeschworene Gemeinschaft mit den Kollegen. Lesen Sie auch: 160 Jahre im Dienst der Polizei Der Traum: „Dorfsheriff“ sein: Trotzdem hat er 1998 die Chance genutzt, in die Polizeistation Steinhude zu wechseln. „Es war immer mein Traum gewesen, im Heimatort, wo man fast jeden kennt, Dorfsheriff zu werden.“ Positiver Nebeneffekt war, dass die Nachtschichten weggefallen sind. Dafür war er in dem Touristenort nun zumindest im Sommer regelmäßig an den Wochenenden im Einsatz. „Das war für meine Familie zwar auch eine Belastung, aber sie hat das akzeptiert“, sagt Aust. Nach Feierabend wurde er zwar auch mal angesprochen, aber das war für ihn in Ordnung. Die große Bandbreite seiner Aufgaben von der Verkehrserziehung im Kindergarten, über das Aufklären von Straftaten, bis hin zu Großveranstaltungen am Steinhuder Meer reizten ihn vor allem an seinem Posten. Er hat eine Kiste voll mit Zeitungsberichten über besondere Einsätze, vom schweren Unfall bis zu den Eisfesten. Besonders war auch, als 2006 das neue Ausflugsschiff Steinhude vom Mittellandkanal nach Steinhude manövriert werden musste. Manchmal konnte er aber auch im Kleinen helfen, wenn Besucher zum Beispiel ihr geparktes Auto nicht mehr wiedergefunden haben. „Man muss Mut haben“: Stolz ist er, dass beim Festlichen Wochenende der Abreiseverkehr jetzt immer gut funktioniert, nachdem unterschiedliche Konzepte ausprobiert wurden. „Man muss den Mut haben, mal etwas zu versuchen“, sagt er und blickt deshalb auch gespannt auf den Verkehrsversuch, den die Stadt für den Sommer plant. Selbst ist er der Meinung, dass Einbahnstraßenregelungen einen großen Beitrag dazu leisten könnten, Steinhudes Probleme zu lösen. Er befürchtet auch, dass die besondere Corona-Situation auch in diesem Jahr eine Herausforderung bleiben wird. Aust bedauert, dass der Egoismus und die Aggressivität unter den Menschen zugenommen haben, was in der Krise besonders zu spüren war. Was einschneidende Ereignisse für andere Menschen bedeuten können, konnte er indes selbst noch besser nachempfinden, nachdem seine Familie mit ihrem Wohnhaus in den Neunzigerjahren Opfer eines Serienbrandstifters geworden war. Zwei Umzüge mitgemacht: Meistens war die Polizei in Steinhude fest mit zwei Kollegen präsent. Aust glaubt, dass die Station dafür weiter wichtig bleibt. Zwei Umzüge von der Großenheidorner Straße in die frühere Post und dann zur Volksbank hat er mitgemacht. Dort teilten er sich zeitweise die Büros auch mit der Wasserschutzpolizei. Nachdem die sie aus Steinhude zurückgezogen hat, muss die Landpolizei häufiger auch mal aufs Wasser. Ein eigenes Boot könnte für Aust jetzt ein Projekt für die Pensionszeit sein. Das Fußball spielen musste er aufgeben, aber dafür will er jetzt vor allem für die Familie da sein, im Garten werkeln und viel mit dem Rad fahren. „Ich muss dabei versuchen, den Polizistenblick wieder aufzugeben“, sagt er. Mit seiner Frau reist er auch gern an die See. Und die beiden haben schon vereinbart, sich wieder einen Neufundländer-Hund anzuschaffen. Von Sven Sokoll