Sie wollten schon immer mal eine Moschee von innen sehen, aber bisher ist es nie dazu gekommen. So wie Heike und Reinhard Hatje ging es mehreren Wunstorfern, die am Tag der offenen Moschee zum ersten Mal die Aksa-Moschee besichtigten. „Es gibt gewisse Ängste, bei mir auch, deshalb interessiert es mich“, sagt Heike Hatje. Auf einem Rundgang mit dem Gemeindevorstand und dem Imam ließen das Ehepaar Hatje und andere Besucher sich am Freitag das Gebäude zeigen und ihre Fragen zu dem Glauben der Muslime dort beantworten.
Ein Gemeindezentrum
Seit 30 Jahren existiert die Aksa-Moschee bereits. Ein allseits bekanntes Gebäude ist sie gleichwohl nicht, liegt sie doch etwas abseits des ZOB an der Bahnhofstraße. 200 Gemeindemitglieder hat die Gemeinde. Die stammen überwiegend aus der Türkei, die Gemeinde ist dem DITIP-Dachverband angegliedert. In dem großen Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss zeugen eine türkische Flagge (neben der deutschen) und ein Porträt des Staatsgründers Mustafa Kemal Atatürk von dieser Beziehung. Es sind nicht die mit flauschigem Teppich ausgelegten Gebetsräume, sondern dieser Gemeinschaftsraum, in den Besucher zuerst gelangen. Dort gibt es einen großen Getränkeautomaten, ein orientalisches Büfett und sogar ein Dart-Spielgerät. „Die Moschee ist gleichzeitig auch ein Kulturzentrum, in dem wir uns gerne aufhalten“, sagt Mustafa Cöl, der erste Vorsitzende der Gemeinde. Mit der professionell ausgestatteten Küche im Erdgeschoss, der „Kindermoschee“ und den Klassenräumen für den Koran-Unterricht entspricht die Moschee eher einem modernen Gemeindezentrum als einer Kirche. Gleichwohl findet hier fünfmal am Tag das Gebet statt.
Neubau geplant
„Unsere Türen sind offen für jeden, nicht nur Muslime“, sagt Cöl. An Feiertagen wie dem Ende der Fastenzeit beten bis zu 400 Gläubige in der Moschee. Dann wird es eng. Noch enger war es allerdings in dem kleinen Raum, in dem die erste Generation türkischer Gastarbeiter vor dem Umzug an den Bahnhof gebetet hat, erinnern sich die Vorstandsmitglieder. „Damals waren sie froh um jeden Quadratmeter. Diese Moschee ist deshalb das Vermächtnis der Älteren“, sagt Cevat Seven, der zweite Vorsitzende. Weil die Gemeinde in dreißig Jahren weiter gewachsen ist, plant die Gemeinde bereits seit Längerem einen Neubau. Der soll im benachbarten Gewerbegebiet entstehen. „Wir befinden uns derzeit im Gespräch mit dem Bauamt über einen Grundstückskauf“, erzählt Cöl.
Generationswechsel
Im 30. Jahr der Moschee beschäftigt die Gemeinde noch eine weitere Folge des Generationswechsels, der sich bereits vollzogen hat. Mehr Platz wird nun auch für die muslimische Bestattung erforderlich. „Angehörige der ersten Generation Zuwanderer haben sich noch häufig in ihrer Heimat beerdigen lassen, das hat sich geändert“, erklärt Cöl. In Wunstorf ist eine islamische Bestattung noch auf keinem Friedhof möglich. Auch hier befindet man sich im Gespräch mit der Stadt.
Nachhilfe für Schulkinder
Außerdem will die Gemeinde in Kürze Nachhilfe in Deutsch und Mathe für Grundschüler anbieten. Der Unterricht soll zweimal in der Woche stattfinden. Die Wunstorfer Gemeinde unterhält seit Jahren gute Beziehungen zu den hiesigen Schulen. Regelmäßig besuchen Klassen das Gebäude. „Es freut uns, wenn sich die Schüler hier frei bewegen“, sagt Seven. Für junge Muslime sind gleich mehrere Klassenräume eingerichtet. Immer sonnabends findet dort der Koran-Unterricht statt. Das Leben des Propheten Mohammed, die Suren und islamische Theologie stehen auf dem Lehrplan.
Zum Weiterlesen:
–So präsentiert sich die Moschee in Neustadt
–Moschee in Springe öffnet ihre Türen
–Familienfest in Garbsener Ditib-Moschee endet mit einer Prügelei
Von Mario Moers