Wunstorf: Tierheim sucht Kinder zum Vorlesen für Katzen

Von der Idee könnten Kinder und Tiere gleichermaßen profitieren: „Kinder lesen Katzen vor“ heißt eine neue Aktion, die das Tierheim Wunstorf in Gang setzen will. In anderen Tierheimen, etwa in Berlin, München oder Gifhorn, ist sie schon ein Renner. Die Initiatoren hoffen, dass beide Seiten etwas von den gemütlichen Begegnungen zwischen Mensch und Tier haben. „Einerseits ist es für euch leichter, keiner der tierischen Zuhörer meckert, andererseits gewöhnen sich die Katzen an eure Stimme, werden zutraulicher und können besser vermittelt werden“, heißt es in einem Anschreiben, das das Tierheim auch an etliche Schulen der Stadt geschickt hat. Schulleiter finden Gefallen an Tierheim-Initiative: Dort stößt die Idee auf Wohlwollen. „Ich bin auch ein großer Verfechter der Idee, Tiere im Unterricht einzusetzen“, sagt beispielsweise Stephan Hübner, Leiter der Stadtschule. „Die Kinder kommen zur Ruhe, die Tiere rücken in den Fokus, und auch ein emotional angestrengtes Kind kann sich auf etwas Neues konzentrieren“, sagt er. Weniger sinnig finde er es allerdings, Katzen vorzulesen. „Man liest doch Menschen vor, in der Schule, oder vielleicht auch mal in einem Seniorenheim – aber die Katzen können das doch nicht verstehen.“ Vorlesen sei für ihn nun mal eine Form der Kommunikation zwischen Menschen. Vorlesen als Vehikel für Beziehungen: Seine Kollegin Annette Wiborg von der Grundschule Steinhude sieht das etwas anders: „Ich könnte mir vorstellen, dass das Gefühl des Tieres in einer solchen Situation auch gut ist“, sagt sie. Das Lesen sei doch ein Vehikel für eine Beziehung, und ob der Mensch nun dem Tier etwas erzähle oder vorlese, sei schließlich egal. Für das Kind sei es auch gut zu wissen, dass das Gegenüber sich an Fehlern auf keinen Fall stört. „Wir beschäftigen uns hier auch gerne mit besonderen Orten und Situationen zum Lesen“, sagt sie. Für bestimmte Geschichten sei sie mit den Kindern auch schon mal in den Keller oder auf den Dachboden gegangen. Warum dann nicht auch in ein Tiergehege, vielleicht entdecke da noch ein Kind einen neuen Lieblingsort zum Lesen. „Und ich glaube schon, dass die Tiere zuhören“, schließt Wiborg, „auch, wenn es auf den Inhalt nicht so ankommt.“ Sprachkompetenz verbessern: Andreas Bornemann, Geschäftsführer des Tierheims Wunstorf, geht es vor allem darum, Kindern zu besserer Sprachkompetenz zu verhelfen, wie er sagt. Das Tierheim ist aktuell dabei, sich nach der Corona-Pause wieder Schritt für Schritt für Publikum und ehrenamtliche Betreuung zu öffnen. Vorlesestunden für Kinder im Tierheim sind immer mittwochs von 13.30 bis 15.30 Uhr vorgesehen. Die jungen Vorleser sollten ihr Lieblingsbuch selbst mitbringen. Wer mitmachen will, kann sich zu den Öffnungszeiten des Heims, immer dienstags, mittwochs und freitags bis sonntags, 10 bis 12 Uhr, sowie montags bis freitags, 16 bis 18 Uhr, unter Telefon (05031) 68555 melden, um weitere Absprachen zu treffen. Lesen Sie auch Tiere - Lernhilfe im Tierheim: Kinder lesen Katzen vor Wunstorf: Neuer Tierheim-Chef startet unter ungünstigen Bedingungen Von Kathrin Götze