„Kein Kind braucht einen Hollywoodtraum“

Kindgerecht bauen: Was Sie beim Planen des Kinderzimmers beachten sollten

Kinderzimmer sollten weitgehend neutral gestaltet werden.

Kinderzimmer sollten weitgehend neutral gestaltet werden.

Berlin/Baden-Baden/Frankfurt am Main/Lünebur. Mit Kindern ändern sich die Anforderungen ans Wohnen. Viele junge Familien bauen oder kaufen deshalb ein Haus. Andere ziehen in eine neue Wohnung. Bei der Entscheidungsfindung sollten die Wünsche und Bedürfnisse des Nachwuchses berücksichtigt werden, heißt es auf der Website hallo-eltern.de. Denn wenn Kinder ihre Meinung äußern können und sich ernst genommen fühlen, identifizieren sie sich leichter mit ihrem neuen Zuhause.

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Die Interessen von Kindern sollten schon bei der Ortswahl bedacht werden, erklärt Christine Heidmann von der Aktion pro Eigenheim. „Familien sind besonders auf eine gute Infrastruktur angewiesen. Kindergärten, Schulen, Sportvereine, Einkaufsmöglichkeiten und Ärzte sollten am besten zu Fuß, mit dem Rad oder unkompliziert mit dem ÖPNV erreichbar sein – das spart viel Zeit im Alltag.“ Mit Blick auf die zunehmende Selbstständigkeit von Kindern kann es besser sein, eine gebrauchte Immobilie in zentraler Lage zu erwerben und umzubauen, als in die Neubausiedlung am Stadtrand zu ziehen. Allerdings lasse der Immobilienmarkt nicht immer freie Wahl, sagt Heidmann.

Offene Grundrisse können für Familien ein Nachteil sein

Viele Weichen für das Wohnen werden bei der Grundrissplanung gestellt. Bei der Modernisierung eines Gebäudes sind die Möglichkeiten meist eingeschränkt, beim Neubau besteht hingegen in der Regel planerische Freiheit. Angesagt sind derzeit offene Grundrisse – die können für Familien aber Nachteile haben. So ist es mitunter hilfreich, die Küchentür schließen zu können, damit Kleinkinder dort nicht in Gefahr geraten.

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Während jüngere Kinder noch wenig Verständnis für funktionale und vorausschauende Raumplanung besitzen, können ältere durchaus einbezogen werden. Im Idealfall bleibt der Grundriss flexibel, denn familiäre Verhältnisse ändern sich. „Die Kinder ziehen schneller aus, als man denkt“, sagt Heidmann. Barrierefreiheit nutzt nicht nur den Eltern im fortgeschrittenen Alter, sondern bereits ihren Kindern. Die entwickelten im Laufe der Jahre neue Wünsche und Bedürfnisse, ergänzt Innenarchitektin Tanja Leicht vom Frankfurter Büro VRAI Interior Architecture. „Babys und kleine Kinder brauchen noch kein eigenes Zimmer. Aber je älter sie werden, desto mehr wollen sie sich separieren.“

Kinderzimmer möglichst neutral halten

In jungen Jahren ist es vorteilhaft, wenn Kinder in der Nähe der Eltern spielen und sie auf derselben Etage schlafen, auf der sich das Elternschlafzimmer befindet. Das Kinderzimmer müsse auch nicht übermäßig groß sein, zum Spielen genüge zum Beispiel ein Vorraum, erklärt der Lüneburger Innenarchitekt Marco Smith vom Büro Formwände. Später können dann Wände eingezogen und versetzt oder Räume neu verteilt werden. Auch die Gestaltung des Kinderzimmers ist vom Alter abhängig. In jungen Jahren sollte viel Spielfläche vorhanden sein, Jugendliche benötigen eher einen gemütlichen Sessel, einen Kreativtisch, ein großes Bücherregal oder einen zweiten Schreibtisch für ihren Spielcomputer.

Leicht empfiehlt grundsätzlich, Kinder- und Jugendzimmer möglichst neutral zu halten. Dann können sie mit vergleichsweise wenig Aufwand umgestaltet werden – von älteren Kindern auch zumindest teilweise selbst. So sollten Wände weiß oder in einem beigen Ton gestrichen werden. Einzelne Flächen oder Elemente wie Stoffe, Möbel und Wechselrahmen für Poster können farbige Akzente setzen. Auf Einrichtungsgegenstände wie Thementeppiche für Autos, die bestimmte Spielformen vorgeben und die Fantasie einschränken, sollte verzichtet werden. Das gelte auch für durchgestylte Zimmer, erklärt Leicht: „Kein Kind braucht einen Hollywoodtraum.“ Denn irgendwann hat es sich an der Prinzessin-Lillifee-Tapete satt gesehen und findet das Raumschiffbett zu kleinkindhaft.

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Zugang über eine Schleuse

Auch andere Räume im Haus sollten auf den Nachwuchs ausgerichtet sein. Kleine Kinder wollen meist in der Nähe ihrer Eltern sein. Deshalb sollten für sie vor allem im Wohn- und Essraum und eventuell auch in der Küche Spielflächen eingerichtet werden. Spielzeug oder Mal- und Bastelsachen können in einer Schublade im Küchen- oder Wohnzimmerschrank aufbewahrt werden. Großzügige Flächen im Eingangsbereich bieten Platz für Garderobe, Einbauschränke, Roller und vielleicht sogar Kinderwagen. Praktisch sind kleine Bänke oder Hocker, auf denen sich Kinder unter anderem Schuhe an- und ausziehen können. Eine Art Schleuse im Keller- oder in der Garage schützt davor, dass viel Dreck ins Haus getragen wird. Im besten Fall besteht dort eine Möglichkeit, sich zu waschen.

Kinderzimmer mit den Geschwistern teilen

Eltern sollten vielmehr einen Raum vorgeben, der Ordnung, Intimität und Ruhe biete, meint Smith. Er hält es für sehr wichtig, dass der Nachwuchs sein eigenes Reich gestalten darf: „Jedes Kind will Höhlen bauen, jeder Jugendliche möchte seine Persönlichkeit zum Ausdruck bringen.“ Eltern sollten sich mit zunehmendem Alter des Kindes auf eine Beraterrolle zurückziehen. „Im schlimmsten Fall entspricht das Ergebnis nicht ihrem Geschmack, vielleicht muss es das aber auch nicht“, sagt der Innenarchitekt.

Sollen sich Kinder ein Zimmer teilen, können Raumteiler, Vorhänge und klar zugeordnete Bereiche für ein wenig Intimsphäre sorgen. Leicht rät grundsätzlich dazu, Zonen einzurichten, die unter anderem mit individuell schaltbaren Lampen optisch gegliedert werden: „Rückzugs-, Schlaf- und Arbeitsbereich sollten klar erkennbar sein und im besten Fall nur dementsprechend genutzt werden“, sagt sie. Auf den Schreibtisch gehörten zum Beispiel keine dauerhaften Lego-Bauten. Eltern sollten beim Streitthema Aufräumen aber gelassen bleiben: „Das Kind muss sich auch mal nach seinen Vorstellungen ausleben dürfen und nicht immer alles wegräumen müssen“, betont Leicht.

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Wenig Platz, viel Ordnung

Vor allem dort, wo wenig Platz besteht, ist Ordnung ein wichtiges Thema. „Wenn die Dinge des täglichen Lebens schnell und einfach verstaut werden können, bleibt auch das kleinste Zimmer aufgeräumt und nutzbar“, sagt Smith. Leicht empfiehlt offene, übersichtliche Stauräume mit beschrifteten Boxen, in die etwa Spielzeug einsortiert werden kann, das schnell griffbereit sein soll. Regale benötigen meist lediglich eine Tiefe von 45 Zentimetern, für Bücher genügen 35 Zentimeter. Falls möglich, wird der Kleiderschrank in einem anderen Raum oder auf dem Flur aufgestellt. Dinge, die nicht oder kaum gebraucht werden, können zum Beispiel in den Abseiten von Dachschrägen verschwinden. Unter Hochbetten ist Platz für eine Spielhöhle, eine Kuschelecke oder einen Schreibtisch.

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