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Vom Campingplatz auf den Balkon

Kleine, faltbare Solarpanels: Wird man so autark?

Fürs Campen oder an den Balkon: ein faltbares Solarpanel von Ecoflow.

Fürs Campen oder an den Balkon: ein faltbares Solarpanel von Ecoflow.

Verbraucherinnen und Verbraucher wollen „unabhängige, nachhaltige Lösungen, um selbst Strom zu erzeugen, zu speichern und zu nutzen,“ glaubt Franko Fischer. Die Einschätzung ist keine Überraschung, Fischer leitet die Kommunikation des Unternehmens Ecoflow in Deutschland. Die Firma verkauft Energie­speicher und passende Solarpanels. Aber ein Rundgang durch die IFA Anfang September in Berlin gibt ihm recht: Nicht nur am Messestand von Ecoflow, auch bei der Konkurrenz von Bluetti, Jackery und Zendure ist der Andrang beachtlich.

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Alle diese Unternehmen haben Batterien und Solarpanels im Angebot. Ursprünglich wurden sie eher als Camping- oder Eventausstattung gesehen. Batterien im Format einer Kabeltrommel, Solarpanels, die zusammengeklappt auch nicht größer als ein Campingstuhl sind und die so viel wiegen, wie eine Getränkekiste – das ist bisher eher für Outdoorfans interessant gewesen, die auch abseits des Campingplatzes Kaffee kochen und Handys laden wollen.

Weniger Leistung als eine Solaranlage auf dem Dach

Das hat sich geändert. Im Zuge der Energiewende, steigender Strompreise und der Gaskrise fragen sich immer mehr Menschen, ob sich die Technik nicht auch zu Hause nutzen ließe – wer etwa einen schönen, großen Südbalkon besitzt, der könnte dort auch Solarpanels befestigen. Auch Fischer beobachtet ein gesteigertes Interesse: „Die Nachfrage ist riesig.“ Allerdings könne sein Unternehmen alle Anfragen bedienen. Selbst ein kleiner Balkon könne ohne große Mühe mit einem Stromspeicher und einem faltbaren 100-Watt-Panel ausgestattet werden. Die Anbringung mit Ösen am Geländer funktioniere ganz einfach. „Wir haben aber auch feste Halterungen.“

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Natürlich ist bei den mobilen Lösungen der Maßstab kleiner. Die Leistung von Solaranlagen auf dem Dach wird in Kilowatt berechnet, bei den mobilen Modulen geht es um weniger: Panele von Ecoflow arbeiten etwa im Bereich von 110 bis 400 Watt, Speicher für den Hausgebrauch reichen von 1024 bis 3040 Wattstunden und sind auch darüber hinaus erweiterbar. Den Energieverbrauch eines Haushalts kann so eine Lösung nicht abdecken. Aber das muss sie auch nicht, um sich zu lohnen.

Viele Variablen bei Vergleich

Mobile Solarpanels sind beliebt, bis hinunter zu kleinen Formaten im Formfaktor einer Powerbank. Solche Lösungen können sich gut eignen, um Handys fernab der Steckdose am Leben zu halten. Aber im Haushalt ist der Energieverbrauch ein anderer. Dem Handy mögen 20 bis 30 Watt Leistung zum Aufladen genügen, ein Fön aber kann durchaus auch 1000 Watt benötigen, der Elektroherd 2000.

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Was sich lohnt und was nicht, wird schnell zu einer Rechengleichung mit mehreren Variablen. Der jährliche Stromverbrauch des eigenen Haushalts ist eine wichtige Größe. Laut dem Marktforschungsunternehmen Statista lag der Durchschnitt 2021 bei rund 2800 Kilowattstunden pro Haushalt, aber die Abweichungen sind erheblich. Auf der anderen Seite stehen Platzverhältnisse und Budget. Wie groß ist der Balkon oder der Garten? Ist das Geländer nach Süden ausgerichtet? Fällt zeitweise Schatten auf die Fläche?

ARCHIV - 19.08.2016, Berlin: Duschen und Hände waschen mit warmem Wasser nur noch zu ausgewählten Zeiten: Angesichts steigender Energiepreise reduziert eine Wohnungsgenossenschaft in Dippoldiswalde (Sachsen) die Versorgung mit Warmwasser. Das ist nicht mehr rund um die Uhr, sondern nur noch zeitweise verfügbar. Zu dpa: «Energiepreise: Wohnungsgenossenschaft reduziert Warmwasserversorgung» Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

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Lohnt sich ein Solarpanel – auch bei wenig Platz?

Was sich lohnt und was nicht, muss deswegen individuell geklärt werden. Eine gute Anlaufstelle sind die Verbraucherzentralen – sie bieten neben aktuellen Ratschlägen auch eine kostenlose Beratung für Kauf­interessierte an. Grundsätzlich wird eine Solaranlage dort positiv bewertet, und ein Batteriespeicher nicht unbedingt negativ: Er könne die „Unabhängigkeit vom Stromversorger“ in einem Einfamilienhaus „von 25 Prozent auf bis zu 70 Prozent“ steigern, rechnen die Berater vor. Das gilt allerdings für Häuser mit Photovoltaikanlage und üppigen Batteriespeichern.

Wer mit weniger Platz arbeitet, kann auch nur weniger erwarten. Lohnen kann sich die Anschaffung trotzdem, rechnen die Fachleute in einem aktuellen Aufsatz vor: „Ein Standardsolarmodul mit 380 Watt Leistung, das verschattungsfrei an einem Südbalkon montiert wurde, liefert etwa 280 Kilowattstunden Strom pro Jahr.“ Das reicht nicht für einen ganzen Haushalt, ist aber durchaus in der Größenordnung von Haushaltsgeräten wie Kühlschrank und Waschmaschine unterwegs. Bei einem Strompreis von 33 Cent pro Kilowattstunde errechnet die Verbraucherzentrale ein Sparpotential von 66 Euro im Jahr. Zuletzt sind die Strompreise allerdings deutlich gestiegen, und mit ihnen auch das Sparpotential von selbst produziertem Strom. 42 Cent pro Kilowattstunde hat das Vergleichsportal Verivox bereits für den August 2022 errechnet.

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Keine Lösung für große Energiespeichermengen

Batterien können das Sparpotential zusätzlich steigern, verkomplizieren aber die Rechnung. Sie sind selbst ein erheblicher Kostenfaktor. Die Verbraucherzentrale rät generell zur Anschaffung eher kleiner Speicher, die sich regelmäßig leeren. Erstens wird ansonsten für Kapazitäten bezahlt, die dann gar nicht genutzt werden. Zweitens nutzen sich Batterien schneller ab, die ständig voll geladen sind.

Aussteigern macht die Verbraucherzentrale keine Hoffnung: „Unabhängig vom Stromnetz wird der Haushalt durch einen Batteriespeicher nicht.“ Im Winter liefern die Anlagen wenig. „Daran kann auch der Batterie­speicher nichts ändern.“ Für größere Energiespeichermengen gebe es bisher keine empfehlenswerten Lösungen, die sich an Privathaushalte richten.

Wird man mit Solarpanels autark?

Autark wird vom Balkon aus also niemand – und auch mit üppigen Anlagen auf dem Dach wohl nur bis zum Winter. Aber den eigenen Verbrauch zumindest senken und einen Beitrag zur Energiewende leisten, können Menschen mit Balkon schon heute sehr wohl. Bestimmte Anschaffungen werden sogar gefördert, es gibt jedoch regionale Unterschiede. Was sich finanziell in welchem Maßstab lohnt, das sollte ein Beratungs­gespräch klären.

Wer einen Nordbalkon hat, oder unter Wolken campt, für den gab es auf der Ifa ein überraschendes Alternativangebot. In der Ecke für Start-ups hatte der „Kitewinder“ seinen kleinen Standplatz. Er braucht deutlich weniger Platz, als ein ausgeklapptes Solarpanel: Ein Windrad wird an einen Flugdrachen gehängt, steigt auf bis zu 50 Meter Höhe, und soll so überraschend dauerhaft und zuverlässig Strom liefern. Bis zu 100 Watt soll der Flugdrachen liefern, schon bei Windgeschwindigkeiten um 25 km/h. Vielleicht wäre das was für den Winter?

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