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Wann sich die Investition lohnt

Mit der eigenen Solaranlage Geld verdienen – geht das?

Fotovoltaikanlagen versprechen eine gute Rendite – dafür müssen aber viele Faktoren stimmen.

Fotovoltaikanlagen versprechen eine gute Rendite – dafür müssen aber viele Faktoren stimmen.

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Berlin/Schwäbisch-Hall. Es klingt verlockend: Mit einer eigenen Solaranlage lassen sich nicht nur Stromkosten sparen, sondern auch Einnahmen erzielen, wenn Energie ins Netz eingespeist wird. Außerdem belasten steigende Strompreise den Geldbeutel weniger. Nicht zuletzt aus finanziellen Gründen ist die Nachfrage nach Fotovoltaikanlagen stark gestiegen: In die Technologie wollen laut Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) in den kommenden zwölf Monaten gut 15 Prozent aller Eigentümerinnen und Eigentümer investieren. Die Renditeerwartung sei grundsätzlich gut, schreibt die Zeitschrift „Finanztest“, warnt aber zugleich davor, auf große Gewinne und Erfolgsgarantien zu spekulieren.

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Die wichtigsten Fragen und Antworten

Welche Voraussetzungen benötigt eine Fotovoltaikanlage?

Haus, Garage oder Grundstück sollten geeignete Flächen bieten. Eine Ausrichtung nach Südwest oder Südost gilt als ideal, ist aber keine Bedingung. Anlagen auf Ost- und Westdächern können sogar Vorteile besitzen, sagt Thomas Billmann, Modernisierungsberater bei der Bausparkasse Schwäbisch Hall: „Die Stromerzeugung verteilt sich gleichmäßiger über den Tag, wodurch mehr Strom selbst genutzt werden kann.“ Das Dach sollte möglichst nicht verschattet sein und eine Neigung zwischen 30 und 45 Prozent besitzen. Pro Kilowatt (kW) Leistung seien etwa fünf bis sechs Quadratmeter zusammenhängende Fläche erforderlich, erläutert Alois Zimmerer vom Bundesverband Gebäudeenergieberater, Ingenieure, Handwerker (GIH).

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Wie groß sollte die Solaranlage sein?

„Das ist stark vom individuellen Nutzerverhalten und Verbrauchsprofil abhängig“, sagt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW. Der Verband schätzt, dass eine vierköpfige Familie eine 70 Quadratmeter große PV-Anlage mit einer Nennleistung von 13 kW benötigt. In dem berechneten Szenario wird sowohl ein E-Auto geladen als auch eine Wärmepumpe betrieben.

Je weniger Personen im Haushalt leben, desto geringer ist in der Regel der Stromverbrauch. Zimmerer gibt als Faustformel an, dass pro 1000 kWh Stromverbrauch im Jahr ein Kilowatt Leistung installiert werden sollte. „Oft kann es aber von Vorteil sein, die Fläche so voll zu machen, wie es ohne größeren Aufwand geht“, führt er weiter aus. Denn die Grundkosten für die Montage und die Elektroinstallationen blieben ähnlich, ganz gleich wie groß die Anlage ist. Für Einfamilienhäuser typische Dachanlagen haben eine Spitzenleistung von 5 bis 10 kW. Mittels eines Ertragsrechners im Internet kann die Stromausbeute recht zuverlässig ermittelt werden.

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Mit welchen Kosten muss gerechnet werden?

Für ein Kilowatt Leistung müssen laut Finanztest zwischen 1200 und 1700 Euro bezahlt werden. Das heißt, die Anschaffungskosten für die Solarmodule liegen in der Regel – je nach installierter Leistung und Preis – zwischen etwa 8000 und 18.000 Euro. Dabei gilt: Je kleiner die Anlage und je kleinteiliger die Fläche, desto höher die Kosten pro Kilowatt.

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Die Wartungskosten seien gering, weil Fotovoltaikanlagen robust und langlebig seien sowie kaum Verschleißteile besäßen, erklärt Körnig: „Allgemein wird davon ausgegangen, dass der Unterhalt einer Solaranlage jährlich etwa 1,5 bis 2 Prozent des gesamten Kaufpreises ausmachen.“

Inwieweit unterstützt der Staat den Ausbau von Fotovoltaik?

„Die wichtigste Förderung ist die im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) für eine Laufzeit von jeweils 20 Jahre gewährte Vergütung für die Solarstrommengen, die PV-Betreiber ins öffentliche Stromnetz einspeisen und der Allgemeinheit zur Verfügung stellen“, sagt Körnig. Aktuell beträgt die Vergütung 8,2 Cent pro kWh für Anlagen bis maximal 10 kW. Bei größeren Anlagen sind es 7,1 Cent pro kWh. Solarstromanlagen und -speicher sind zudem von der Umsatzsteuer befreit. Rückwirkend seit dem 1. Januar 2022 müssen Erlöse auch nicht mehr in der Einkommensteuererklärung angegeben werden.

Wer fremdes Kapital zur Finanzierung einer Anlage benötigt, kann ein günstiges Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) erhalten. Gefördert werden bis zu 100 Prozent der Investitionskosten. „Allerdings muss beachtet werden, dass der Förderantrag zwingend vor dem Kauf der Anlage gestellt wird“, erklärt Billmann. Weitere Förderprogramme haben einige Länder und Kommunen aufgelegt.

Wann sind Fotovoltaikanlagen wirtschaftlich?

Grundsätzlich gilt: Je mehr Strom selbst verbraucht wird, desto besser. Denn dann sinken die Ausgaben für Energie deutlich. Im besten Fall werden bis zu 35 Prozent des erzeugten Stroms selbst genutzt, sagt Zimmerer. Laut „Finanztest“ ist ein hoher Eigenverbrauch vor allem mit kleinen Anlagen möglich. „Stromkosten spart man vom ersten Tag, an dem die Anlage läuft“, betont Körnig. „Als Daumenregel kann man sagen, dass sich eine private Solarstromanlage in der Regel spätestens nach der Hälfte ihrer Lebensdauer amortisieren sollte, also nach rund 15 Jahren.“

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Wie wirtschaftlich Fotovoltaikanlagen letztlich sind, hängt von Faktoren wie dem Ertrag, dem Verbrauchsverhalten und den Kosten ab. Auch die Entwicklung des Strompreises spielt eine Rolle. Von einer Verteuerung ist auszugehen, allein schon wegen der erforderlichen Kosten für den Ausbau der Netze.

In einer Beispielrechnung kommt Finanztest auf eine Rendite von 4,57 Prozent bei einem durchschnittlichen jährlichen Stromertrag, einem mittleren Anlagepreis und einem Eigenverbrauch von einem Viertel des erzeugten Stroms. „Mehr als 3 bis 4 Prozent sind auch bei vorsichtiger Kalkulation in vielen Fällen drin“, heißt es in dem Artikel. Je günstiger die Anlage und je besser der Ertrag, desto größer die Rendite – und umgekehrt. Der komplette Verkauf des Stroms rechnet sich aber grundsätzlich nicht, auch wenn in dem Fall aktuell bis zu 13 Cent pro Kilowattstunde gezahlt werden.

Lohnt sich ein Batteriespeicher?

Damit steht auch nachts und an dunklen Tagen Strom zur Verfügung. Der Eigenverbrauchsanteil könne mit einem Speicher auf etwa 60 Prozent erhöht werden, erklärt Zimmerer. Ein noch besserer Wert wird erzielt, wenn Geräte wie Waschmaschine oder Geschirrspüler vor allem dann angeschaltet werden, wenn der Speicher voll ist. Eine Anschaffung ist deshalb in den meisten Fällen zu empfehlen. „Fast 80 Prozent der neuen PV-Dachanlagen werden inzwischen mit einem Batteriespeicher installiert“, sagt Körnig.

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Lithium-Ionen-Speicher sind langlebiger als Speicher mit Blei, aber auch deutlich teurer. „Pro Kilowattstunde Speicherkapazität ist je nach System und Funktionsumfang mit Kosten zwischen 800 und 2400 Euro zu rechnen“, sagt Billmann. Wichtig sei es, die Größe des Speichers auf den persönlichen Verbrauch abzustimmen: „Als Richtwert empfiehlt sich eine Kilowattstunde Speicherkapazität pro 1000 kWh Jahresstromverbrauch.“

Welche Alternativen gibt es?

Wer die Investition in eine eigene Solaranlage scheut, kann sie auch mieten. Viele Firmen offerieren entsprechende Angebote. Doch Vorsicht ist geboten: Denn die laufenden Kosten sind über 20 Jahre gerechnet meist deutlich höher als die Anschaffung einer eigenen Anlage. Finanziell interessant wird das Modell erst, wenn die Anlage zu einem symbolischen Preis übernommen und noch viele Jahre länger betrieben werden kann.

Auch eine Verpachtung der eigenen Dachfläche an Unternehmen ist möglich. Außerdem kann über Dachbörsen im Internet in PV-Anlagen auf fremden Dächern investiert werden. Eine ganz einfache Möglichkeit, Sonnenenergie zu nutzen, sind Steckersolaranlagen, die etwa auf dem Balkon installiert werden und ans häusliche Stromnetz angeschlossen werden. Bei einer Leistung von 600 Watt und einem Strompreis von 40 Cent je Kilowattstunde können damit jährlich bis zu 200 Euro Stromkosten gespart werden.

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