Arbeitet die AfD mit Hells Angels zusammen?
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Mehrere Kandidaten aus dem Umfeld von Rockerkönig Wolfgang Heer kandidieren in Walsrode auf der Liste der AfD.
Walsrode. Ein Foto, mit dem die AfD auf ihrer Internetseite ihre Kandidaten vorstellt und das auch in der örtlichen Zeitung erschienen ist, hatte die Diskussion ausgelöst. Darauf sind 13 Personen abgebildet, fünf von ihnen werden dem Umfeld von Heer zugerechnet - unter anderem sind auch zwei seiner Töchter auf dem Foto und der Ehemann der Geschäftsführerin von Heers Bowling-Center. „Eine Szene um Wolfgang Heer und die Hells Angels versucht, über die AfD in die Kommunalparlamente einzuziehen“, vermutet Karl-Heinz „Charly“ Braun, Kreisvorsitzender des DGB. Er ist einer der wenigen, die sich öffentlich zu dem Thema äußern.
Hinter vorgehaltener Hand hört man aber ähnliche Einschätzungen: Heer versuche, über die Kommunalpolitik wieder in die Mitte der Stadtgesellschaft zu rücken. Denn die guten Verbindungen zwischen Heer und Stadt waren vor vier Jahren abgerissen. Damals hatte es in Walsrode eine heftige Diskussion um die Zusammenarbeit von Politik, Verwaltung und den Hells Angels gegeben. Die Stadt hatte geduldet, dass Heer große Teile des öffentlichen Lebens unterstützt: Hells Angels stellten Security-Kräfte für das Stadtfest, Heer gab Spenden für den Fußballverein oder den Weihnachtsmarkt. Per Resolution beendete der Rat die Zusammenarbeit 2012, kurz darauf wurden Heer und sein Sohn Michel aus dem Stadtmarketingverein ausgeschlossen.
Wolfgang Heer streitet alle politischen Ambitionen ab. Er habe mit den Kandidaturen für die AfD nichts zu tun, sagte er der HAZ. „Das ist Sache jedes einzelnen, ich halte mich da raus.“ Außer seinen beiden Töchtern zähle er die Personen auch nicht zu seinem Umfeld. Ihn zu kennen sei kein Maßstab, „80 Prozent der Leute in Walsrode kennen mich“. Er selber habe auch keine Ambitionen zu kandidieren, sagt Heer. „Was soll ich in der Politik? Ich habe zig Vorstrafen, bin bei den Hells Angels - soll ich mich lächerlich machen?“ Es gebe auch keine Nähe zur AfD, er lasse sich nicht in eine rechte Ecke bugsieren, so Heer.
Die Nähe einzelner Kandidaten zu Heer sei ihm bekannt gewesen, sagt der Kreisvorsitzende der AfD in Walsrode, Henning von der Brelje. Doch das habe bei der Aufstellung keine Rolle gespielt. „Wir nehmen keinen in Sippenhaft. Es geht hier nicht um Wolfgang Heer“, sagte von der Brelje. Man habe die einzelnen Kandidaten überprüft, wie auch die Partei die Vergangenheit eines jeden Neumitglieds vor der Aufnahme anschaue. Doch eine mögliche Nähe zu den Hells Angels „heißt nicht, dass diese Menschen dann bei uns persona non grata sind“.
Dass die Kandidatenaufstellung Anlass für Aufregung und Rückfragen geben würde, sei ihm klar gewesen, so von der Brelje, der die Partei aber nicht in die Nähe der Rocker gerückt sehen will: „Wir distanzieren uns von den Hells Angels.“
HAZ