Eine schwarze Frau aus Hameln sucht für sich und ihre sechs Kinder eine Wohnung in Hannover. Doch Odile aus Ruanda findet keine. Vermieter sagen ihr, sie solle doch wieder in ihre Heimat gehen. Aber das kann sie nicht.
Hameln. Manchmal, sagt Odile, habe sie das Gefühl, sie sei nichts wert. Vor einiger Zeit war das wieder so. Sie war zu einer Wohnungsbesichtigung von Hameln nach Hannover gefahren. Die Vermietungsfirma hatte vorher per Mail alle Details bekommen: dass Odile schwarz ist und sechs Kinder hat und dass das Jobcenter die Miete bezahlt. Aber der Mann an der Tür war ein anderer als der, der die Mail bekommen hatte, und der Mann an der Tür sagte, sein Unternehmen vermiete nicht an Jobcenter-Kunden. Er musterte Odile abschätzig. Er war besorgt, andere Wohnungsinteressenten könnten sehen, dass hier eine Schwarze wartete. „Sie behandeln Menschen, als wären sie nichts“, sagt Odile.
Odile, 1987 in Ruanda geboren, empfängt ihren Besuch in Hameln in einem penibel aufgeräumten Haus. Es ist ein kleines Haus, sanierungsbedürftig, mit schlecht funktionierenden Nachtspeicheröfen, aber sie ist dem Besitzer dankbar, dass er ihr dieses Dach über dem Kopf überlassen hat. Aus dem Obergeschoss hört man Kinderlachen. Odile stellt eine Karaffe Zitronenwasser auf den blitzblanken Tisch und erzählt, dass sie jetzt raus müsse aus dem Haus, der Hausbesitzer wolle das Gebäude auf Vordermann bringen und dann selbst nutzen.