Landgestüt Celle

Celle zeigt eine neue Form der Hengstparade

Standfest: „Ungarische Post“ bei der Celler Hengstparade

Standfest: „Ungarische Post“ bei der Celler Hengstparade

Hannover. Jetzt laufen sie wieder. Die Hengste, die die Erhaltung der edlen niedersächsischen Pferderassen gewährleisten sollen, seit Georg II. von Hannover anno 1735 die Errichtung des Landgestüts Celle verfügt hat, zeigen sich an diesem Wochenende wieder in all ihrer Pracht in der Öffentlichkeit – bei der Celler Hengstparade. In den vergangenen Jahren war die Traditionsveranstaltung ein bisschen in die Schlagzeilen geraten, wegen Spar- und Absagegerüchten. Nun soll, wenn es nach Axel Brockmann geht, nur noch Gutes vermeldet werden: schöne Tiere, tolle Shows, glückliche Besucher.

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Brockmann ist Landstallmeister, was nach einem nicht allzu hohen Rang klingt, tatsächlich aber ist er der Chef des Landgestüts, und das schon seit elf Jahren. Doch auch ein Landstallmeister, der doch eigentlich mit etwas arbeitet, das über Jahrhunderte als unverbrüchlich galt, hat mit den modernen Zeiten zu kämpfen.

Entwicklung rief Landesrechnungshof auf den Plan

In denen spielen Pferde einfach nicht mehr die gleiche Rolle wie früher, nicht mal mehr als Teil der Freizeitgesellschaft. Was bedeutet: Die Zahl der Besamungen von Stuten mit dem Sperma der Celler Beschäler, wie man die Deckhengste nennt, geht zurück. Ein Minus von 40 Prozent in den letzten 15 Jahren. Damit stehe Celle aber noch gut da, sagt Brockmann: Bundesweit werden nur noch halb so viel Stuten gedeckt.

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Die Entwicklung rief vor einiger Zeit den Landesrechnungshof auf den Plan. Er fragte: Braucht das Landgestüt noch mehr als 100 Pferde? Brauchte es nicht. Also wurde der Bestand reduziert, um 40 auf heute noch 80 Tiere, und außerdem setzte sich Axel Brockmann hin und erarbeitete ein Konzept, die Hengstparaden zu modernisieren. Es ging ja nicht mehr so sehr darum, vor einem Fachpublikum aus lauter Züchtern all die kräftigen Muskeln und die herrlichen Mähnen und den ebenmäßigen Wuchs der strammen Hengste herauszustellen. Es ging immer mehr darum, Leuten, die sich gern schöne Pferde anschauen, die Gelegenheit zu einem spannenden Nachmittag zu bieten.

Und das verkündete das Gestüt dann auch 2015 auf seiner Internetseite: Diesmal, hieß es, werde es die letzte klassische Hengstparade geben. Betonung auf „klassisch“. Durch den Blätterwald rauschte die Nachricht dann aber mit der Betonung auf „letzte Parade“. Da merkten gleich alle Politiker aus der Region auf: Keine Parade mehr!?! Niemals! Und weil kurz zuvor der damalige Landwirtschaftsminister Christian Meyer von den Grünen den Hengstankaufetat des Gestüts um 100.000 Euro gekürzt hatte, bekam er auch gleich die politischen Prügel und verfasste schließlich eine formale Anweisung an das Gestüt, die Parade, die nie abgesagt worden war, weiterhin stattfinden zu lassen.

„Züchterisches Tafelsilber“

Und das tut sie jetzt. In neuer Form. Show, Event, Stände für gutes Essen, Marktplatz für Accessoires für Freunde der Reiterei. Ein Kostenfaktor ist das nicht: Zwar muss Geld aufgewendet werden, um Tribünen und dergleichen aufzubauen, aber unterm Strich erhofft sich das Landgestüt einen Gewinn von rund 30.000 Euro von der Veranstaltung.

Damit rechnet auch das Land. Zumal es einen Zuschuss für den Betrieb des Gestüts bezahlt: 2,13 Millionen steuert es zum Gesamtetat von 5,8 Millionen jährlich bei. Und dieser Zuschuss stehe nicht zur Debatte, verkündet Sabine Hildebrandt, Sprecherin von Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (die übrigens am Wochenende in Celle ebenfalls Pferde gucken geht). Und das Gestüt selbst sowieso nicht: Immerhin ist Celle das „bei weitem größte und zweitälteste deutsche Staatsgestüt“. Und mit dem, was die Hengste dort hervorbringen, werden immer noch rund 4000 Stuten pro Jahr gedeckt. Weswegen das Landgestüt Celle wesentlich dazu beigetragen habe, dass niedersächsische Pferde heute nicht nur weltweit nachgefragt und anerkannt seien, sondern sich regelmäßig auf den vorderen Plätzen der weltweiten Ranglisten für Dressur-, Sport- oder Vielseitigkeitspferde platzierten. Sagt Sabine Hildebrandt. Und bezeichnet das Gestüt schließlich alles in allem als „das züchterische Tafelsilber des Landes“.

Kaltblüter und heiße Andalusier

Man muss sich wirklich ranhalten. Es gibt noch Restkarten (die Preise liegen zwischen 15,20 und 41,50 Euro) für die Hengstparaden, die am Freitag um 17 Uhr und am Sonnabend und Sonntag jeweils um 13 Uhr auf dem Landgestüt Celle beginnen. Aber viele Karten sind es nicht mehr.

Schon Stunden vor der eigentlichen Veranstaltung öffnet der neuartige Markt rund um die Show, auf dem es Kunsthandwerk und Blumen, Mode und Design, Musik und auch sonst mancherlei zu den Themen Pferd, Hund und Jagd geben wird.

Die eigentliche Parade, moderiert von Gestütchef Axel Brockmann, zeigt dann in zwei Showblocks Pferde in diversen Konstellationen – etwa den Dressurnachwuchs, die Ungarische Post, verschiedene Pferde vor verschiedenen Wagen, die Springquadrille, erfolgsversprechende junge Hengste, beeindruckende Kaltblüter und auch die Große Dressurquadrille des Landgestüts.

Eine der Hauptattraktionen ist die Präsentation der vier alten welfischen Königswagen aus dem Besitz des Gestüts, bespannt mit Rappen und Schimmeln vom Habsburger Hof, mit Andalusiern und Friesen-Pferden aus den Niederlanden. Das sind die Original-Pferderassen, die zur Welfenzeit diese Kutschen gezogen haben.

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Von Bert Strebe

HAZ

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