Niedersachsens Gesundheitsministerin Reimann appelliert an Krankenhäuser, planbare Operationen zu verschieben – doch um die Kostenübernahme für freigehaltene Intensivbetten gibt es Streit.
Hannover. Angesichts anhaltend hoher Corona-Infektionszahlen wächst die Sorge, dass Kliniken in absehbarer Zeit nicht alle schwer kranken Patienten auf den Intensivstationen behandeln können. Niedersachsens Sozialministerin Carola Reimann (SPD) appellierte deshalb an alle Krankenhäuser, nicht dringend notwendige Operationen zu verschieben. Noch belässt es das Land bei einem Appell, bereitet aber zugleich nach HAZ-Informationen eine Verordnung vor, die den Krankenhäusern vorschreibt, bestimmte Operationen zu verschieben, wie es das Land auch im März bei der ersten Corona-Welle getan hat.
Die Ärzteorganisation Marburger Bund und die intensivmedizinischen Fachgesellschaften hatten zuvor kritisiert, dass Krankenhäuser aus Umsatzgründen ihre Kapazitäten nicht auf Covid-19-Patienten konzentrierten. Allerdings ist bislang noch nicht geklärt, wer für die erheblichen finanziellen Ausfälle der Kliniken aufkommt. Bei der ersten Corona-Welle hatte dies der Bund getan. Derzeit laufen Verhandlungen zwischen dem Bund und den Ländern über die Kostenübernahme. „Der Bund ist jetzt dringend gefordert, einen finanziellen Ausgleich zu schaffen, damit die Kliniken diesen Kraftakt stemmen können“, sagte Niedersachsens Sozialministerin Reimann am Sonntag der HAZ. Sie betonte, dass auch bei einer Verschiebung der Operationen „die Notfallversorgung durchweg aufrecht erhalten bleibt“.