Das ist der aktuelle Stand bei der Suedlink-Stromtrasse
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Für die Energiewende soll eine Stromtrasse vom Norden in den Süden Deutschlands verlegt werden. Doch die Planungen sind nicht einfach.
© Quelle: picture alliance / dpa
Hannover. Ein wichtiges Puzzle-Teil für die Energiewende nimmt im Norden weiter Formen an. Für die Stromtrasse Suedlink hat die Bundesnetzagentur den Erdkabelkorridor für den nördlichsten Abschnitt festgelegt. Von Brunsbüttel und Wilster (Schleswig-Holstein) bis nach Scheeßel im Landkreis Rotenburg (Niedersachsen) steht damit der 1000 Meter breite Korridor fest. Läuft also alles nach Plan?
Was soll die Stromtrasse genau erreichen?
Ohne Übertreibung kann Suedlink als ein zentrales Großprojekt für die Energieversorgung bezeichnet werden. Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) spricht von einer wichtigen Schlagader für die Versorgung der Republik mit erneuerbarer Energie. Die Gleichstromverbindung soll große Mengen Windstrom aus dem Norden bis nach Bayern und Baden-Württemberg transportieren. So soll die Stromversorgung im Süden auch nach dem geplanten Abschalten der verbliebenen Atomkraftwerke bis Ende 2022 gesichert werden.
Ab wann soll der Strom fließen und was kostet das Ganze?
Mit dem Baustart rechnet die Bundesnetzagentur im Jahr 2023. Der Betrieb ist ab 2026 geplant. Die Investitionen werden von Tennet, einem der beiden Netzbetreiber, mit etwa zehn Milliarden Euro beziffert. Sie werden dem Unternehmen zufolge über Jahrzehnte auf die Netzentgelte umgelegt und damit von den Stromverbrauchern getragen. Als Argument für die nötige Investition verweist die Bundesbehörde darauf, dass den Mitteln für den Netzausbau andere Kosten gegenüber stünden, die wegen fehlender Leitungen bereits heute für die Systemstabilisierung aufzubringen seien. Diese belaufen sich laut der Agentur pro Jahr auf rund eine Milliarde Euro.
Wie weit ist das Großprojekt?
Im nördlichsten Teil steht der 1000 Meter breite Korridor fest und die Unterlagen mit dem Ergebnis liegen etwa im Kreishaus in Stade aus. Im obersten Abschnitt läuft damit das Verfahren an, an dessen Ende der genaue Verlauf der Erdkabel stehen soll. Dazu wird eine Öffentlichkeitsbeteiligung mit Antragskonferenzen gestartet, zu denen etwa Umweltverbände und Landesbehörden eingeladen werden. Auch interessierte Bürgerinnen und Bürger können teilnehmen.
Auf dem restlichen Weg in den Süden befindet sich das Vorhaben noch in der Bundesfachplanung, bei der bis zum Sommer ein etwa 500 bis 1000 Meter breiter Korridor festgelegt werden soll.
Sind alle vom Erfolg überzeugt?
Wie aktuell aus Stade werden vielerorts keine grundlegenden Zweifel daran geäußert, dass eine solche Stromleitung für die Stabilität der Stromnetze und den Abtransport des erzeugten Windstroms gebraucht wird. Die Landwirtschaft in Niedersachsen kritisierte aber bereits vor einem Jahr, dass sie weder von den Netzbetreibern noch der Politik ausreichend einbezogen wurden.
Die fortschreitende Planung der Trasse begleiten die Bauern weiter kritisch. Sie forderten vehement einen fairen Ausgleich für die Erdkabel auf ihren Grundstücken, heißt es vom Landesbauernverband. „Tennet hat aus Sicht der Landwirte nicht das Image eines fairen Verhandlungspartners, sondern zieht sich stets auf das rechtlich unbedingt Notwendige zurück“, teilt das Landvolk mit.
Der Netzbetreiber weist diese Kritik als nicht nachvollziehbar zurück. „Der Gesetzgeber gibt uns tatsächlich enge Grenzen vor, in denen wir handeln können“, teilt Tennet auf Anfrage mit. Die Entschädigungen seien darin fair und angemessen, die Spielräume für Verhandlungen zu jeder Zeit transparent.
Wie wehren sich die Gegner?
Suedlink löst in der örtlichen Bevölkerung teils starke Widerstände aus. Ähnlich ist es mit dem Suedostlink von Sachsen-Anhalt nach Bayern und A-Nord/Ultranet von der Nordsee-Stadt Emden über NRW bis zum badischen Philippsburg. Der Protest führte zu mehreren Bürgerinitiativen, die einen überdimensionierten Netzausbau kritisieren, der weder ökologisch noch volkswirtschaftlich vertretbar sei.
In Bezug auf Suedlink liegen laut Netzagentur derzeit aber keine Rechtsstreitigkeiten vor. Thüringen war Anfang 2019 beim Bundesverwaltungsgericht mit dem Versuch gescheitert, den Alternativvorschlag des Landes in das laufende Verfahren einzubeziehen. Der Freistaat kündigte an, seinen Protest fortzusetzen.
Im Landvolk in Niedersachsen stimmen sich die betroffenen Kreisverbände Anfang März über das weitere Vorgehen ab. Laut Tennet besteht erst am Ende des Genehmigungsverfahrens, wenn über den genauen Trassenverlauf entschieden worden ist, die Möglichkeit zu klagen.
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Von RND/lni
HAZ