Die Politik hatte kaum eine Wahl
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Mit einer eigens entwickelten Erntemaschine erntet ein Landwirt Cannabis.
© Quelle: dpa
Hannover. Chronisch Kranke können dankbar sein, dass sich Annegret Kramp-Karrenbauer bei ihren Karnevalswitzchen bisher auf "Toiletten für intergeschlechtliche Menschen" konzentriert. Für eine Büttenrede auf dem Humorniveau der CDU-Chefin hätte die Wahl auch leicht auf die Abgabe von "Rauschmitteln auf Rezept" fallen können – und das hätte vielleicht den einen oder anderen Patienten davor zurückschrecken lassen, beim Arzt nach einer Alternative zu den gängigen Schmerzmedikamenten zu fragen.
Dass schlechte Witze über Cannabis so nahe liegen, hat einen simplen Grund: Schon seit Jahrhunderten ist in vielen Kulturen das Wissen über die medizinische Wirkung der Hanfpflanze verankert – nur fehlen dafür bis heute die wissenschaftlichen Beweise. Andere Arzneien hingegen müssen erst eine ganze Reihe umfangreicher Tests überstehen, um zugelassen zu werden – und meist ist diese Erlaubnis dann an eine genau definierte Krankheit geknüpft. Über die Kostenübernahme entscheiden die Krankenkassen in einem gesonderten Verfahren.
Dass der Gesetzgeber ausgerechnet für Cannabis eine Ausnahme macht, kann deshalb schon etwas seltsam anmuten. Andererseits ist der Hanf keine synthetische Droge, sondern eine natürliche Pflanze. Wer über etwas gärtnerisches Geschick verfügt, muss für den direkten Zugang zu dem Mittel nicht unbedingt in die Apotheke gehen. So hatte das Bundesverwaltungsgericht bereits 2016 entschieden, dass ein Patient mit Multipler Sklerose Cannabis selbst anbauen durfte. Auch um hier keinen Wildwuchs entstehen zu lassen, hatte die Politik kaum eine andere Wahl, als die Verschreibung des pflanzlichen Mittels als Medikament zu ermöglichen.
Von Jens Heitmann