Die Wut wächst
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Burgwedel diskutiert über die Tat.
© Quelle: Martin Lauber
Hannover. Wie konnte das passieren? Niemand weiß derzeit genau, warum ein 17-jähriger Palästinenser das friedliche Burgwedel mit einem lebensgefährlichen Messerangriff schockiert hat. Klar ist nur, dass diese Tat unermessliches Leid angerichtet hat. Bei dem Opfer, dessen Leben auch an der Kunst der Ärzte hängt. Bei Angehörigen, Freunden, Nachbarn. Einer Stadt, einer Region. Und damit in der Gesellschaft selbst.
Der Messerstich von Burgwedel steht nicht allein, aber er erscheint am Beginn dieser Karwoche dennoch als ein weiteres Fanal. Wieder ein Verstoß gegen alle Regeln des menschlichen Miteinanders, wieder eine unfassbare Gewalttat, wieder ein Flüchtling. Wie schon in Freiburg oder Kandel – dem Ort in der Pfalz, in dem eine 15-Jährige vor wenigen Wochen nach allem, was wir wissen, von einem Afghanen getötet worden ist. Die Wut auf die Täter wächst. Da mag es noch so viel Forschungen und Statistiken geben, die von Randerscheinungen sprechen. Die Botschaften ihrer Verfasser dringen immer seltener durch. Mit jeder Gewalttat dieser Art vergrößert sich die Kluft zwischen Einheimischen und Zuwanderern exponentiell.
Das ist irrational, keine Frage. Zumal es nun wirklich unendlich viele Zuwanderer gibt, die sich an die Regeln halten, ihren Weg in und mit der Gesellschaft suchen. Die sich mühen und hart an ihrer Zukunft arbeiten. Dennoch wächst die Angst. Das fängt im Kleinen an. Wenn die Zuwanderung beginnt, Standards zu verschieben: im Straßenbild, im alltäglichen Umgang, oder eben beim Verhalten Jugendlicher im Supermarkt wie jetzt in Burgwedel. Diese Gefühle sind politisch wie gesellschaftlich zu oft und zu lange abgetan worden. Der Versuch, die Integration von Migranten allein mit guten Argumenten zu betreiben, kommt ans Ende.
Wer weiter gegen die Angst nur predigt, aber nicht handelt, wird immer weniger erreichen. Und muss das Feld immer öfter den neuen Nazis überlassen, die ach so „besorgt“ tun, in Wirklichkeit aber nur unsere Freiheit als Geisel nehmen. Und nichts anderes wollen als die Macht. Für sich.
Es ist Zeit, ein paar Dinge wieder zu Selbstverständlichkeiten zu machen. Erstens: Wer in unserer Gesellschaft friedlich leben will, hält sich an die Regeln. Das ist nicht so schwer, sie sind sehr weit gesetzt; Deutschland zählt zu den freiheitlichsten Ländern der Welt. Zweitens: Der Staat und jeder Einzelne setzen diese Regeln und Verabredungen um. Das heißt drittens: Wer dagegen verstößt, muss mit Konsequenzen rechnen – und endlich weniger mit verständnisvollem Zuspruch. Das gilt für jugendliche Straftäter aus Palästina (und für deutsche Steuerhinterzieher auch). Wer Freiheit und Sicherheit bewahren will, muss sie gegen ihre Feinde jetzt besser verteidigen. Bevor es zu spät ist.
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Von Hendrik Brandt
HAZ