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DIW-Studie

Einkommen steigen, doch Ungleichheit wächst

Berlin. Das Einkommen der Deutschen ist seit Anfang der Neunzigerjahre im Schnitt um fast ein Fünftel gestiegen. Gleichzeitig ist die Schere zwischen hohen und niedrigen Einkommen allerdings auseinander gegangen. Das geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) hervor.

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Die real verfügbaren Jahreseinkommen der privaten Haushalte stiegen demnach zwischen 1991 und 2016 – neuere Vergleichsdaten gibt es nicht – im Durchschnitt um 18 Prozent. Bei den 10 Prozent, die am meisten verdienen, nahm das Einkommen sogar um 35 Prozent zu. Bei dem Zehntel, das am wenigsten verdiente, sank es hingegen um 8 Prozent.

Dieser Rückgang der niedrigen Einkommen liegt laut der Studie auch an der Zuwanderung. Die Zahl der Ausländer sei zwischen 2010 und 2016 um 3,3 Millionen auf zehn Millionen Menschen gestiegen, erläuterte Studien-Mitautor Markus Grabka. Flüchtlinge fingen in aller Regel bei null an, sagte er.

Insgesamt habe die Ungleichheit seit der Finanzkrise wieder deutlich zugenommen, betonte der Forscher. Als „wesentlichen Faktor“ dafür bezeichnete er den Anstieg der Mieten. Das reichste Zehntel aller Haushalte in Deutschland habe seine Einkünfte aus Vermietungen und Verpachtungen zwischen 2010 und 2016 um knapp 40 Prozent gesteigert.

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Er gehe deshalb davon aus, dass die Schere zwischen hohen und niedrigen Einkommen auch nach 2016 weiter auseinandergegangen sei und auch in Zukunft weiter auseinandergehen werde. „Die Mieten werden weiter steigen“, sagte Grabka.

Für das zweitärmste Zehntel der Haushalte verzeichnet die Studie stagnierende geringe Einkommen. Sie wuchsen zwischen 1991 und 2016 nur um 2 Prozent. Die Armutsrisikoquote stieg von rund elf Prozent in den Neunzigerjahren auf rund 16,5 Prozent. Die Schwelle, ab der man von einem Armutsrisiko oder einem Niedrigeinkommen spricht, liegt laut DIW bei 1120 Euro im Monat für einen Single-Haushalt.

Mehrheit unzufrieden mit Verdienst

Haushalte mit nur einem Verdiener sind heute doppelt so stark armutsgefährdet wie noch vor 20 Jahren. Als neue, besonders gefährdete Gruppe haben die Forscher die Berufseinsteiger ausgemacht. Das Armutsrisiko der 25- bis 34-Jährigen ist von allen Altersgruppen am stärksten gestiegen. Die DIW-Forscher machen dafür vor allem den großen Niedriglohnsektor verantwortlich.

Laut der Studie waren alle Einkommensgruppen, auch die Niedrigverdiener, 2017 mit ihrem Haushaltseinkommen zufriedener als noch 2007. Trotzdem betrachtet eine knappe Mehrheit der Befragten den eigenen Verdienst als zu niedrig und deshalb als ungerecht. Das sei möglicherweise ein Hinweis, dass die zunehmende Ungleichheit von den Menschen auch wahrgenommen werde, schreiben die Forscher.

Die Studie beruht auf Daten der größten und am längsten laufenden Langzeitstudie in Deutschland (SOEP), für die seit 35 Jahren jedes Jahr eine Befragung Zehntausender Haushalte erfolgt.

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Lesen Sie dazu auch den Kommentar:

Gefahr für den Zusammenhalt

Von Johanna Uchtmann und Christian Wölbert

HAZ

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