Elternrat sieht Schutzranzen-App kritisch
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Die Schutzranzen-App soll Autofahrer vor Kindern warnen und so Unfälle verhindern. Im Bereich von Schulen wird grundsätzlich gewarnt –Standorte von Kindern teilt die App nicht mit.
© Quelle: Schutzranzen
Hannover. Das geplante Pilotprojekt mit Funksendern im Ranzen, die den Schulweg für Kinder sicherer machen sollen, stößt auch bei Elternvertretern auf Kritik. Das Bedürfnis nach mehr Sicherheit im Straßenverkehr sei zwar gestiegen, sagt der Vorsitzende des Landeselternrates, Mike Finke. Allerdings überwiege die Angst vor dem Datenklau.
Gemeinsam mit der Stadt Wolfsburg, VW und dem Ranzenhersteller Scout hatte das Start-up Coodriver ein System aus Funksender und Handy-App entwickelt, mit dem Eltern den Aufenthaltsort ihrer Kinder kontrollieren können und das Autofahrer warnen kann, wenn sich Schulkinder in der Nähe aufhalten. Im Februar sollte ein Pilotversuch an zwei Wolfsburger Grundschulen starten, doch nach Kritik unter anderem von Datenschützern ist das Projekt vorerst auf Eis gelegt.
„Ein Frühwarnsystem für Autofahrer zu schaffen, um auf Schulkinder aufmerksam zu machen, klingt im ersten Moment positiv“, sagt Finke. Letztendlich führe das aber dazu, dass „Fahrzeugführer sich ihrer Verantwortung entledigen“.
Für Kultusminister Grant Hendrik Tonne ist der beste Weg, um Schulanfänger vor „den zweifellos hohen Gefahren im Straßenverkehr“ zu schützen, den Schulweg mit Erwachsenen einzuüben. „Eltern haben das Recht und die Pflicht, ihre Kinder zu erziehen und beim Heranwachsen zu selbständigen und verantwortungsvollen Persönlichkeiten zu unterstützen. Insofern müssen die Eltern auch für sich selbst beurteilen, ob sie GPS-Tracker am Schulranzen wollen, um die Verkehrssicherheit ihrer Kinder zu erhöhen“, sagt Tonne.
Ähnlich sind die Bedenken des ADAC. „Es ist schön, wenn sich Menschen Gedanken über einen sicheren Straßenverkehr machen, ob eine Tracking-App der richtige Weg ist, ist allerdings fraglich“, sagt Alexandra Kruse vom ADAC-Niedersachsen. Kinder sollten zur Selbstständigkeit erzogen werden. Das geplante System suggeriere Grundschülern aber, dass sie in jedem Fall von Autofahrern gesehen würden.
Von Tomma Petersen
HAZ