Fethi Donma verkauft Palmen aus Hildesheim
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Eigentlich wollte er damals nur eine Palme kaufen, doch nun, elf Jahre später, vertreibt Fethi Donma die Gewächse selbst.
© Quelle: picture alliance / dpa
Hildesheim. „Wir wurden prompt erwischt“, erinnert sich Fethi Donma. Eigentlich habe er mit seiner früheren Freundin im Sommer 2002 eine Pflanze kaufen wollen. Doch dabei gingen die beiden auch auf das fürs allgemeine Publikum verbotene Betriebsgelände einer Gärtnerei in Hildesheim. „Als wir entdeckt wurden, habe ich mich damit herausgeredet, dass ich einen Ferienjob suchen würde“, sagt der heute 27-Jährige. Es kam ganz anders: Der Chef stellte ihn direkt ein. Elf Jahre später führt der dunkelhaarige Mann erfolgreich ein Gärtnereiunternehmen.
Unter Palmen in Norddeutschland, so könnte das Motto lauten. Denn Restaurants und Cafés in den Städten entlang der A7 - von Hildesheim über Hannover bis nach Dangast an der Nordsee - sind mit exotischen Pflanzen von Fethi Donma ausgestattet. Nachdem der junge Mann jahrelang nebenbei in der Gärtnerei gearbeitet hat, gründete er 2008 sein eigenes Unternehmen. Seither verkauft und verleiht Donma vor allem Palmen. „Demnächst steigt auch mein Bruder mit ein.“ Ein größerer Ausbau der Anlage ist schon geplant. Um es blumig zu formulieren: Das Geschäft floriert.
Doch bis dahin hat der Mann einen ähnlich langen Weg hinter sich wie einige seiner Palmen. Er floh im Alter von drei Jahren mit seiner Familie aus der türkischen Stadt Viransehir. Die Kurden wurden in der ursprünglichen Heimat nicht akzeptiert und teilweise verfolgt. Anfang der neunziger Jahre konnte die Familie in Deutschland in ein Haus in Hoheneggelsen ziehen. Die deutsche Flüchtlingspolitik hat damals noch nicht so eine rigorose Praxis wie heute - Asylbewerberheime gab es kaum. Die Integration gelang so wohl deutlich leichter.
Kurz vor der Jahrtausendwende zog die Familie nach Hildesheim. Fethi Donma absolvierte die Hauptschule und wollte 2005 das Fachabitur in Sozialwesen machen. Doch da erhielt er das Angebot zur Lehre als Altenpfleger. Es ist seitdem sein erstes berufliches Standbein. Zwar sei es manchmal hart, doch den Menschen helfen zu können, den Glanz in ihren Augen zu sehen, daraus ziehe er Energie. Der junge Kurde lässt es sich auch nicht nehmen, die Senioren zu Gottesdiensten oder zum Abendmahl zu begleiten. „Sie finden meinen südländischen Charme sympathisch“, sagt er akzentfrei, während er im Garten des eigenen Hauses der Familie mitten in Hildesheim sitzt.
„Wir haben hier alle etwas erreicht“, sagt Donma. Ein Bruder absolviert gerade das Abitur, einer arbeitet als Elektriker, und zusammen bauen sie Gebäude und Hof aus. Im Garten stehen natürlich Palmen und Bambusse - zwar noch ganz kleine, aber auch die florieren sicherlich noch.
von Mathias Pöls
HAZ