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Tödlicher Unfall

Geisterfahrt auf der A1 entfacht Debatte um Warnschilder

Hannover. Der betrunkene Fahrer eines 40-Tonners aus Lettland war am Neujahrsabend in der Nähe von Bremen falsch auf die A 1 eingebogen. Nachdem er bemerkt hatte, dass er in der falschen Richtung unterwegs ist, setzte er dazu an, mitten auf der Autobahn zu wenden. Ein Student (26) und eine Studentin (20) aus Hannover, in einem VW-Pkw unterwegs, starben beim Aufprall auf den quer stehenden Sattelzug. Zwei weitere Unfallopfer wurden verletzt; insgesamt waren elf Fahrzeuge in das Geschehen verwickelt.

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Der 47-jährige Lkw-Fahrer flüchtete, konnte aber bei Oyten (Kreis Verden) von der Polizei gestellt werden. Er kam wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft. Die Justiz ermittelt wegen fahrlässiger Tötung und Fahrerflucht.

Niedersachsens Verkehrsminister Jörg Bode (FDP) erwägt eine neue Beschilderung nach österreichischem Muster mit riesigen gelben Warntafeln. Die Schilder wären für Fahrer sichtbar, die eine Abfahrt als Auffahrt missverstehen. Bode will aber zunächst die Auswertung eines bayerischen Pilotversuchs abwarten. In Bayern wurden an Autobahnab- und Raststättenzufahrten der A 3, 8 und 94 solche Warntafeln bereits montiert. „Mitte Januar trifft sich eine Expertenkommission der Länder in Bonn. Dann sehen wir, ob der Pilotversuch die Zahl der Geisterfahrten gesenkt hat“, sagte Bode am Mittwoch der HAZ.

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Olaf Lies, im Team des SPD-Spitzenkandidaten zur Landtagswahl, Stephan Weil, zuständig für Verkehr, warf der Landesregierung vor, „nicht genug zu unternehmen, um der Gefahr, die von Geisterfahrern ausgeht, zu begegnen“. Der SPD-Politiker verwies auf die in Bayern getesteten Schilder österreichischer Machart, die seiner Einschätzung nach „ganz unmittelbar die Sicherheit erhöhen“. Es liege auf der Hand, dass eine auffällige Beschilderung Autofahrer davon abbringen könne, falsch auf die Autobahn aufzufahren. „Es ist daher unverständlich, warum Minister Bode nicht selbst ein solches Programm auflegt, anstatt nur tatenlos auf die Ergebnisse aus Bayern zu warten“, sagte Lies.

Auch das Bundesverkehrsministerium setzt auf verbesserte Warntafeln an den bundesweit mehr als 2000 Autobahnauffahrten nach österreichischem Vorbild. Dies würde rund 30 Millionen Euro kosten, sagte ein Ministeriumssprecher.

Nach einer Studie des ADAC für die Jahre 2010/11 sind besonders die Autobahnabschnitte mit vielen Zufahrten im Bereich von Städten anfällig für Geisterfahrten. Unter den zehn gefährlichsten Strecken befinden sich die niedersächsische A 391 im Abschnitt Braunschweig–Gifhorn (18 Falschfahrer) und die A 293 im Bereich Oldenburg (13 Falschfahrer). Die meisten Geisterfahrten finden am Abend und am Sonntag statt. Pro Jahr gibt es etwa 1700 Radiowarnungen vor Geisterfahrern in Deutschland.

Allein in den vergangenen drei Monaten gab es in Deutschland sieben schwere Unfälle durch Geisterfahrer; dabei kamen insgesamt 25 Menschen ums Leben.

HAZ

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